Warum wird man in der Schule nicht auf das Leben vorbereitet?

72 Antworten

Ich finde auch, dass Schule in einigen Punkten durchaus noch etwas lebensnäher sein könnte.

Andererseits kann Schule auch nicht jede einzelne konkrete Frage oder jedes einzelne mögliche Problem beantworten bzw. lösen, sondern es geht dort mehr darum Kompetenzen, also Fähigkeiten, zu lernen und zu entwickeln, die man dann später auf alle möglichen Probleme selbst anwenden kann.

Solche Kompetenzen bzw. Fähigkeiten sind z.B.
- Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen etc. als Basisfähigkeiten
- selbstständiges, kritisches Denken, Schlussfolgerungs- und Übertragungsfähigkeiten etc. als erweiterte, höhere Fähigkeiten
- Geduld, Ausdauer, Konzentrations- und Durchhaltevermögen als Haltungen und Einstellungen, die man in der Schule trainiert usw.

Das sind die Dinge, die Du in der Schule lernst, die wirklich wichtig sind!

Eine Überweisung z.B. macht man heute andes als vor 20 Jahren (da gab es noch kein Online-Banking, keine IBAN etc.) und in 20 Jahren in der Zukunft wird man dies wieder ganz anders machen als heute. Wenn Du nur solche konkreten Dinge lernen würdest, würdest Du irgendwann in der Zukunft vielleicht ganz schön alt aussehen, weil Du nur Dinge gelernt hast, die mit der Zeit veralten.

Wenn Du die Schule absolviert hast, gehst Du einfach zu Deine Online-Banking-Account, klickst auf den Punkt "Überweisung", schaust Dir das Formular an und hast dann genug Fähigkeiten erlernt, um Dir zusammenzureimen, was Du tun musst, um die Überweisung durchzuführen.

Am besten wäre es vielleicht, noch häufiger anhand konkreter Probleme,
die Schüler wirklich haben, die grundlegenden Fähigkeiten zu trainieren.
Da wären dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das versucht
die Schule ja auch schon oft so zu machen (z.B. mit Textaufgaben aus dem
echten Leben), aber das ist sicher noch ausbaufähig.

Natürlich könnte man manches auch ohne Schule auf anderem Weg lernen. Allerdings unterschätzen wir oft, was wir in der Schule gelernt haben, weil wir das für selbstverständlich halten und nicht wissen - und auch gar nicht wissen können - wie viel bzw. wie wenig wir wüssten und könnten, wenn wir diese Schulbildung nie gehabt hätten.

Ich finde schon, dass es sinnvoll wäre, so etwas auch in der Schule zu vermitteln!

Ich habe mir 18 ein Buch von meinen Eltern bekommen, in dem Rechte und Pflichten ab 18 Jahren aufgelistet waren und mir später ein Buch gekauft, dessen Titel in etwa lautete "was man bis 30 gelernt haben sollte". In beiden Büchern fanden sich wichtige Infos, die vorher noch gar keiner angesprochen hatte.

Man muss immer auch bedenken, dass es Schüler gibt, deren Eltern sich nicht kümmern, überfordert sind, von einigen Sachen selbst keine Ahnung haben. In dem Fall wäre es gut, wichtiges Alltagswissen auch Schülern zu vermitteln. Welche Versicherungen brauche ich wann wäre eine gute Sache. Viele haben erst mal keine Haftpflicht oder Hausratsversicherung, auch wenn sie ein WG gründen. Was ist sinnvoll, was ist Angstmacherei der Versicherungen/ Versicherungsvertreter. In einem Klamaukbuch eines Lehrers las ich mal ein Zitat an einen seiner Schüler: "Ich glaube nicht, dass du es schaffen würdest, einen Harzt-IV-Antrag auszufüllen!" Der Lehrer war mal selbst arbeitslos gewesen. Statt sich über den Schüler lustig zu machen, hätte er doch mal erklären können, was ihm dabei so schwierig vorgekommen war, was er recherchieren musste usw. 

"Welche Rechte habe ich eigentlich?" ist eine weitere Frage, mit der man viele Erwachsene verunsichern, unter Druck setzen oder zu unnötigen Zahlungen bringen kann, denn sie wissen darüber nicht Bescheid und sind unsicher, welcher Quelle sie trauen können. In diesem Zusammenhang könnte man auch erwähnen, dass eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll wäre.

Grundsätzlich werden ja auch Erwachsene immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, da sich Neuerungen zwingend ergeben, mit denen sie vorher nicht konfrontiert waren. Und sie können sich informieren. In der Schule wird Medienkompetenz und Umgang mit Internet und Computer gelehrt! Man könnte vielleicht noch praktisch üben, was man denn so googlen könnte/ sollte. Oft fällt Leuten gar nicht ein, dass sie DIES auch googeln könnten, wichtige Infos, die sie halt im Alltag brauchen.

Insbesondere sollte mehrfach in der Schule angesprochen werden, welche Rechte man hat, wie man die erfährt und durchsetzt. Immer noch lassen sich zu viele Erwachsene einschüchtern, wenn der Gegner mit Vorschriften, Rechten, Anwalt droht. Da wird dann lieber die unberechtigte Rechnung bezahlt oder die nicht erhaltene Ware bezahlt, "weil ich das ja nicht beweisen kann" oder "weil ich sonst vor Gericht muss". Viele wähnen sich dann alleine gegen einen Gegner + Anwalt, ohne zu bedenken, dass sie ja auch eine Rechtsschutzversicherung hätten abschließen können und dann ebenfalls einen Anwalt hätten, der ihnen nicht die Haare vom Kopf frisst.


Hin und wieder auch ganz praktische Unterrichtsstunden - wie mache ich was rund um Haushalt und Auto, letzteres eher in der Fahrschule - könnten auch nicht schaden. Wo fülle ich Öl nach etc. (im Auto) - einige stehen auch hilflos davor. Vielleicht ist das alles nicht umsetzbar, weil Schüler jetzt schon sehr lange Schultage haben. Aber wenn man mal eine Liste erstellen würde, Schüler fragen: "Was davon könnt/ wisst ihr? Was würdet ihr gerne lernen?" könnte sich ein Projekttag dafür im Jahr lohnen. Oder eine Projektwoche vor den Ferien.


PS

Ich hatte in einer 6er WG einen Mitbewohner, der mit über 20 zum ersten Mal Tütensuppe zubereitete. Das dauerte eine Stunde und er fragte ständig, ob das richtig sei. Eine Stunde Kochen in der Schule hätte dem sicher gut getan!

Hallo,

Ich habe mir diese Frage auch sehr häufig gestellt. Denn der meiste Schulstoff, ist für den Alltag meiner Meinung nicht zu gebrauchen. Deshalb habe ich mir sehr viele Bücher zu solchen Themen, die auf das Leben vorbereiten geholt. Warum das so ist, kann ich dir leider auch nicht beantworten, allerdings bist du sehr gut dabei, wenn du dich einfach mit erfolgreichen Personen austauscht oder solchen Personen folgst. Zur Zeiten der Digitalisierung ist es möglich, sämtliche Informationen zu bekommen. Danke für Deinen Denkanstoß.

Viele Grüße

Für so etwas gibt es das Montessori Konzept. Funktioniert ganz gut, würde ich sagen. Aber sie ist nur für welche zu empfehlen, die das System kennen und es respektieren

Eltern sind nicht immer eine gute Wissensquelle, gerade auch weil diese Quelle oft sehr subjektiv ist, selbst mancherorts unerfahren oder gar Falschinformationen vermittelt. Trotzdem vertrauen viele eben darauf, dass Eltern den Kindern dieses Grundwissen vermitteln.

Im Grunde wäre es am besten, wenn man Paukfächer abschafft, eher beibringt wie man lernt und sich Informationen beschafft und dann anstelle von Paukfächern eben noch Lebensnotwendiges vermitteln kann. Sodass sich Mensch auf seine Interessen spezialisieren kann, alleine durchs Leben kommt und sich nicht mit Sachen zu sehr ins Detail beschäftigen muss, die er später nicht mehr braucht. Zum Beispiel die Grundlagen der Mathematik sind für jeden nützlich, Integrale benötigen jedoch nur gewisse Berufsfelder. Grammatik und allgemeine Rechtschreibung kann auch jeder gebrauchen, aber ganze Literaturanalysen sind an den wenigsten Orten verlangt.