Warum werden Bücher in Vergangenheitsform geschrieben und nicht im Präsens?

12 Antworten

Es wird etwas Geschehenes dargestellt und darüber berichtet. Es sind nicht bloß ein gegenwärtiger Sinneseindruck und eine Eingebung, jedenfalls nicht nur und überwiegend, sondern das Geschilderte ist als solches gesichert und reflektiert. Ein Roman muss viel beschreiben, umfasst dabei Nebenhandlungen und weitere Personen, Details und Hintergründe. Dafür eignet sich die Vergangenheitsform gut.

Im Präsens passiert etwas dagegen augenblicklich, momentan. Das erzeugt Spannung, schafft eine Dynamik, die für einen Thriller in einigen Passagen geeignet sein kann. Auf Dauer ist es aber eher ermüdend bzw. in dieser Zeitform ein Buch evtl. weniger passend.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn du jemandem etwas erzählst, das dir mal passiert ist, benutzt du doch auch automatisch die Vergangenheitsform, oder? Ähnlich ist es mit dem Erzählen von Geschichten eben auch. Die Dinge sind bereits passiert (spätestens im Kopf des Autors) und werden rückblickend erzählt. Das fühlt sich für die meisten Autoren und Leser natürlicher an als . Ich kann theoretisch beides gut lesen (Es gibt ja immer mehr Bücher, die auch im Präsens geschrieben sind), aber Präteritum bleibt trotzdem mein persönlicher Favorit, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen.
Präsens kann zwar zur Spannung beitragen, allerdings wirkt mir das oft zu aufgezwungen, was auf Dauer anstrengend wird.

Das könnte sich mit den nächsten Generationen allerdings auch ändern. Es gibt ja inzwischen viele junge Leute, die Geschichten bevorzugt im Präsens lesen. Gerade auf Wattpad und Co. kann man das vermehrt beobachten. Aber das wird die Zeit zeigen.

Liebe Grüße

Viele Jugendbücher aus den vergangenen 15 - 20 Jahren sind im Präsens geschrieben.
Ein prominentes Beispiel sind Suzanne Collins' Tribute von Panem-Bücher. Weiß nicht, ob die den "Präsens-Trend" in diesem Segment losgetreten haben, aber viele dystopische Jugendbücher (und auch Bücher aus anderen (Sub-)Genres) sind im Präsens.

Werden nicht alle. Aber für den Leser klingt es realistischer, wenn er eine Geschichte liest, die einer Vergangenheitsform geschrieben ist. Denn sonst würde sie ja momentan, während er sie liest, passieren. Gute Autoren kriegen das natürlich auch im Präsens hin.


MattGhost 
Beitragsersteller
 23.02.2025, 15:29

Also ein guter Autor kann etwas im Präsens schreiben, was nicht momentan passiert?

tinalisatina  23.02.2025, 15:36
@MattGhost

Ich sag mal so: Schreiben kann es jeder. Aber lesen tut es sich nicht immer gut.

Das ist nicht pauschal so gar nicht der Fall. Ich kenne auch Bücher, in denen der Erzähler bzw. wo die Handlung in der Gegenwart ist.