Warum werden Bahnstiege in Bf. Uelzen so (Gleis 101,301) nummeriert?
Wenn ich erstmal im Bf. Uelzen umsteige, finde ich komisch, dass die Nummer sehr groß ist.
3 Antworten
An Bahnhöfen, an denen mehr als eine Eisenbahnstrecke ankommt, werden die Gleise nach Richtungen gruppiert. In Uelzen finden wir die Strecken nach/von Celle, Munster, Lüneburg, Danneberg (West) und Salzwedel – auch wenn nicht mehr alle Verbindungen in Betrieb sind.
Hinzu kommen Gleisgruppen, die für den Bahnbetrieb abseits des Personenverkehrs erforderlich sind. Historisch konnten diese Gleisgruppen mehrfach auftreten, da bspw. mehrer Eisenbahngesellschaften je eine eigene Remise, Werkstatt, Rangierbereich, … betrieben.
Eine Form der Gruppierung (bspw. in Kreiensen) ist dekadisch geordnet:
- Gleis 1 und weitere Gleise für Richtung A
- Gleis 11, 12 usw. für Richtung B
- Gleis 101, 102 usw. für Richtung C
Damit ist das System aber ungefähr ausgereizt.
In Uelzen finden sich an den Personenbahnsteigen Nummerierungen wie
101, … , 301, … (s. Plan auf Bahnhof.de) und dann noch (ehemalige und ehemalig mehrgleisige) Kopfbahnsteige, wie von Dir gezeigt.
In den Anfangszeiten der Bahnen fuhren Züge teilweise nur zwischen übergeordneten Knotenpunkten und dort musste umgestiegen werden. Einerseits war das so, weil die Dampfloks gewartet werden mussten, andererseits weil die Bahngesellschaft wechselte. Da war es eine gute Orientierung, dass die Gleise nach Nummern gruppiert waren.
Heutzutage haben selbst Regionalzüge lange Läufe von den Endpunkten des jeweiligen Netzes über die MIttel-, Ober- und Regionalzentren (wo sie jetzt nicht mehr enden) bis zu Endpunkten am anderen Ende des Regionalnetzes. Und die Bahninfrastruktur baut auf Durchgangsgleisen auf, Kopfgleise werden, wie sinnvoll und möglich, umgebaut. Die historischen Gleisgruppierungen haben teilweise in den Nummerierungen überlebt und sorgen für so lustige Bilder, wie Du hier eines aufnehmen konntest.
A propros: In Uelzen unbedingt das Hauptgebäude, den "Hundertwasserbahnhof" bewundern!
Heute wird der Großteil des Netzes von DB Netz AG betrieben (fahren dürfen dann aber alle Gesellschaften), das ganze ist mal aus Landesbahnen (Fürstentümer!) und kleineren Bahngesellschaften zusammengewachsen. Letztere wurden teilweise gegründet, um genau eine Strecke von Stadt A nach B zu bauen. Das ist eine zu lange Geschichte, für einen Kommentar …
Bahnsteig- bzw. Gleisnummern werden systematisch vergeben. Dabei leiten sich die Nummern oft aus anderen ab oder werden in Gruppen für einzelne Bahnhofsteile zusammengefasst. Das wirkt für außenstehende manchmal sinnlos und willkürlich, hat aber einen berechtigten Sinn.
Dankeschön für die Antwort. Aber ich habe weitere Frage: Was sind die Regeln für die Nummerierung? Es scheint, dass sich solche besonders nummerierte Bahnstiege in kleinen oder in Gebirge liegende Bahnhöfen finden, wieso? Steht es in Beziehung zu Cargo?
Das lässt sich historisch damit erklären, dass das ursprünglich zwei getrennte Bahnhöfe waren, die später zusammengelegt wurden.
Die Gleise 101 bis 103 sind die Gleise 1-3 des Bahnhofs der Strecke Hannover - Hamburg, die Gleise 301 bis 304 die Gleise 1-4 des Bahnhofs der Strecke Magdeburg - Bremen.
Das Bild ist übrigens nicht in Uelzen, sondern wahrscheinlich im Bahnhof Kreiensen entstanden.
Danke für die Antwort.
Wunderbar, das Bild wurde heute auf RB82 nach Göttingen aufgenommen aber ich habe vergessen in welchem Bahnhof, hochwahrscheinlich in Kreiensen.
Danke für die ausführliche Erklärung! Leider habe ich nie den Bahnhof Uelzen verlassen, nur zwecks Umstieg. Es gibt sogar eine Webseite für dem Hundertwasserbahnhof! Ich kenne nicht die Geschichte der deutschen Bahn. Sind die heutige regionale Strecken meistens von verschiedene Eisenbahngesellschaften oder von DB aufgebaut, und in welchem Zeitraum? Manche sind eletrisch aber die meisten nicht, deswegen glaube ich, dass die Strecke schon seit Jahrzehnten existieren.