Warum werden adipöse Menschen für ihre Krankheit selbst verantwortlich gemacht?
Ich hab letztens mit meinen Freundinnen darüber geredet wie schlecht es mir wegen meiner Adipositas geht und ich versuchen will das zu ändern.
Sie meinten dann fast alle, dass es ihnen leid tut aber es ist ja sowieso meine Schuld weil ich faul bin und zu viel esse.
Das mit dem Essen stimmt ja , und ja ich bin unsportlich.
Aber irgendwann kommt es zu dem Punkt an dem man es nicht mehr kontrollieren kann , bei jeder anderen Krankheit wird man da ja auch nicht selbst für seinen Zustand verantwortlich gemacht, also frage ich mich warum ich mich für meine Krankheit schämen muss wenn andere Mitleid bekommen.
Was ist eure Meinung dazu?
8 Antworten
Übergewicht entsteht, wenn mehr Kalorien reinkommen als verbraucht werden. Wenn man das buchhalterisch-nüchtern betrachtet, ist das einfach ein Überschuss. Das heißt, man muss den Verbrauch oder die Zufuhr anpassen, dass es 0 auf 0 ausgeht.
Und bevor die Argumente Medikamente, Hormonstörung, Schilddrüse angebracht werden: Ja, korrekt. Gibt's alles davon, macht das Abnehmen sicher nicht leichter. Dennoch ist es nicht komplett unmöglich.
Auch an anderen Krankheiten hat der Mensch eine Mitverantwortung!
Und wo schließe ich in meiner Antwort diese Hintergründe aus? Richtig, nirgends. Ich habe vom nüchternen Aspekt zu viel rein = Überschuss gesprochen. Ich bin bewusst nicht auf die Hintergründe eingegangen, weil das mMn klar ist.
Deine angeführten Argumente sind auch seltene Ausnahmen, denen soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird genau wie es selten Marathonläufer gibt, die an Herzversagen zusammenbrechen.
Es ist aber so dass es schon auffällig ist wie viele Menschen extrem adipös sind, Extrem adipös!
Das hat sicher etwas mit mangelnder Bewegung und zu hochkalorischem Essen zu tun. Aber es kommen mehr Dinge dazu, wie zum Beispiel die vielen versteckten Zucker, die vielen Substanzen die alle unser Essen belasten wie auch das viele Plastik, welches hormonähnliche Stoffe in die Nahrung freisetzt!
Alles in allem ein ziemlich komplexes Thema!
Sehr guter Kommentar, Danke! Das trifft's auf den Punkt:
Alles in allem ein ziemlich komplexes Thema!
Viele Menschen, die nie ein Problem mit Übergewicht hatten, machen sich überhaupt keine Vorstellung davon, was es für ein Kampf ist abzunehmen und wie komplex die Ursachen für Adipositas sind.
Würden sie nur mal für einen Tag in der Haut des anderen stecken, dann kämen sie wohl nicht so fix mit ihrem Urteil! So wird das Ganze schnell als Faulheit abgetan und fehlende Disziplin unterstellt ... dass das Ganze auch Ursachen hat, die so gar nichts mit Essen oder Disziplin zu tun haben - auf die Idee kommen viele gar nicht!
Da haben es Magersüchtige tatsächlich einfacher, auch wenn die sich sicherlich auch reichlich Sprüche anhören müssen und Blicke kassieren, verbindet man diese Form der Essstörung doch viel eher mit psychischen Problemen und da ist dann auch viel eher das Einsehen vorhanden, dass es sich um eine "echte" Erkrankung handelt.
Ich weiß, dass das sehr weh tun kann, wenn selbst das engste Umfeld so wenig Verständnis aufbringt und dann vermutlich auch nicht sehr unterstützend wirkt.
Konzentriere Dich auf Dich selber, hole Dir Hilfe, wenn es so gar nicht klappen will und betreibe Ursachenforschung, was der wirkliche Grund für Dein Übergewicht ist. Denn da sollte man ansetzen, um abzunehmen ... ein reines Runterkämpfen der Kilos, ohne die Erkenntnis, was der Grund für die Adipositas ist, wird nur dazu führen, dass die Kilos wieder drauf kommen!
Weil der Kalorienüberschuss selber in den Körper gebracht worden ist!
Jedes Pfund geht über den Mund!
Mitleid? Das will ich auf keinen Fall haben.
Egal, um was es dabei geht.
Mitgefühl ist eine ganz andere Sache.
Die Adipositas entsteht nun mal meistens durch zu viel Essen und zu wenig Bewegung.
Ob ein gesteigerter Appetit und eine Störung des Hunger- / Sättigungsgefühl vor liegt bzw das Ganze eher eine psychische Ursache hat, muss herausgefunden werden.
Kann aber nur, wenn sich die Person darum kümmert.
Naja, für meine Depressionen werde ich für faul gehalten und meine Krankheit im Rücken kommt angeblich davon, dass ich immer gebückt ging. Hätte ich wohl bloß mehr aufrecht gehen müssen oder die Schwarzmalerei lassen sollen. Für jede Krankheit kann man behaupten, dass derjenige Schuld ist. Aber auch nur derjenige selbst kann was dagegen tun...
Und Magersucht entsteht, weil weniger Kalorien zugeführt werden, als der Körper verbrennt. Sollen diese Hungerhaken doch einfach mal mehr essen!
Klingt falsch? Ist es auch. Genau so wie in die andere Richtung bei Adipositas! In beiden Fällen sind die Ursachen dahinter psychischer Natur. Und solang man diese psychischen Aspekte nicht angeht, wird sich auch das mit dem Essen nicht zum Besseren ändern. Dass es Menschen mit psychischen Problemen nicht hilft, wenn man ihnen diese psychischen Probleme auch noch zum Vorwurf macht, liegt hoffentlich ebenso in beiden Fällen auf der Hand, oder?