Warum war es den meisten Menschen während der NS Zeit völlig egal wie die Nazis Juden behandelten?
11 Antworten
Ich verweise auf den dritten Band der Trilogie über das dritte Reich von Richard J. Evans
Im Anschluss an den Forschungsstand nach Peter Longerich und Bernward Dörner geht Evans von einem weit verbreiteten Wissen über die „Judenvernichtung“ innerhalb der damaligen deutschen Bevölkerung aus („offenes Geheimnis“). Dabei setzt er Wissen darüber und Zustimmung dazu nicht in eins. Das verfügbare Quellenmaterial lasse, so Evans, darauf schließen, dass die einfachen Deutschen im großen und ganzen nicht einverstanden waren.
siehe auch hier
Zeitgenössische Kenntnis vom Holocaust – Wikipedia
ie neueren historischen Studien untersuchen die gegenseitige Beeinflussung von Regime und Bevölkerung und die verschiedenen längerfristigen und kurzfristigen Interessenlagen der Deutschen, die ihre Haltung zur Judenverfolgung erklären. Nach Auffassung der für den Regionalbereich Köln mit solchen Forschungen befassten Historikerin Karola Fings ist die historische Hauptfrage dabei nicht, was die Deutschen von den NS-Verbrechen wussten, sondern was sie wissen konnten, wenn sie es hätten wissen wollen.[56]
Longerich hat zunächst die Entwicklung der antisemitischen Propaganda und die Bevölkerungsreaktionen darauf für jede Phase der NS-Herrschaft untersucht. Er kam mit dieser wissenschaftlichen Methodik zu dem dreifachen Ergebnis:
- Das NS-Regime habe die Bevölkerung durch eine Mischung aus Schweigen und Vernichtungsankündigung in Mithaftung für die Verbrechen nehmen wollen und dabei flexibel auf die sich verändernde Bevölkerungsstimmung reagiert, um diese zu lenken.
- Informationen über die Judenvernichtung seien unter den Deutschen viel weiter verbreitet gewesen als bisher angenommen: Nicht die Mehrheit, aber doch ein erheblicher Anteil der Bevölkerung und nicht etwa nur eine kleine, auf eine bestimmte Region, Berufssparte oder auf ein soziales Milieu beschränkte Minderheit habe trotz der Geheimhaltung der genauen Details vom Holocaust gewusst und dessen Ausmaß und Formen realistisch einschätzen können.
- Die meisten Deutschen hätten dieses Wissen nicht in Handlungen für die Juden und gegen deren Verfolgung umgesetzt; zwar habe man die NS-Verbrechen nicht gewollt, sich aber der staatlichen Propaganda gefügt.
Salue
Die Nazi-Regierung wusste dass die Deutsche Bevölkerung kaum Greuelmassnahmen begrüsste. Man hat daher ein strenges Film- und Fotoverbot für alle Vernichtungsmassnahmen erlassen.
Um das Volk zu beruhigen, dass jetzt plötzlich die jüdischen Nachbarn verschwanden, liess man der Wochenschau eine einen Film darüber zeigen. Es zeigte ein umzäuntes Lager in dem gemütliche kleine Holzhäuser standen. Jedes hatte einen Vorgarten und man sah die Bewohner mit der Spritzkanne. Die Kinder spielten auf dem gut ausgestatteten Spielplatz. Die Juden waren ja immer sehr erfolgreich gewesen und meistens finanziell gut dastehend. Da konnte es ja nicht so schlecht sein, den Juden das Eigentum wegzunehmen, sie aber ansonsten fair gut leben zu lassen.
Natürlich sicherte immer etwas von den Greueln durch. Man tat dies als Propoganda des Gegners ab und so genau wollte man es auch nicht wissen.
Tellensohn
Das würde nicht an die große Glocke gehangen. Es ist nur Propaganda dass alle Leute darüber bescheid wussten und es gut fanden.
Sie wussten nichts über das töten. Die hätten auch alle ins Ausland gebracht worden sein. Stell dich nicht dumm.
stell du dich nicht dumm, du weißt genau was ich sagen will
nein sie wussten vermutlich nicht faktisch, schwarz auf weiß, exakt was in zB Auschwitz abging. Mussten sie aber auch nicht um sich mitschuldig zu machen, einfach weggucken wenn die jüdischen Nachbarn zusammengekarrt werden, keinem gesagt wird wohin die gebracht werden, und am nächsten Tag ihr Geschäft von jemand anderem geführt wird und das Haus zum verkauf steht.
Das ist genau der springende Punkt bei dem Thema. Natürlich hat der einfach typ damals nichts GEWUSST, aber er hat WEGGESCHAUT und dinge ahnen können.
"Die hätten auch alle ins Ausland gebracht worden sein. "
und dann wäre da nur nettes mit denen passiert? Nach "kauf nicht beim juden" dann ein gratis urlaub oder was?
Jedem war klar dass es nichts gutes sein kann, das darf man nicht 80 jahre später relativieren. "dass jeder es wusste ist nur propaganda" ist genauso propaganda wie wenn jemand diese behauptung wirklich aufstellen würde (tut aber keiner, es geht um das wegschauen des deutschen volkes, nicht darum was sie ganz faktisch eindeutig wussten ...)
Das KZ war eine bekannte Drohun und das sollte sie auch sein.
Dass Juden plötzlich ihre Geschäfte und Häuser verkaufen musten, war doch bekannt. Es wollte vielleicht niemand so genau wissen., Aber es war bekannt.
Kommt drauf an, was du meinst.
Wenn du die Novemberprogrome, "kaufe nicht bei Juden"-Schilder, den Ausschluss aus der 'Volksgemeinschaft", etc etc... meinst, dann war es der breiten gesellschaftlichen Masse tatsächlich "Egal".
Juden waren ja schließlich "Ungeziefer, die den Volkskörper vergifteten" und "Wertlos für das deutsche Reich". Da ist es ja "egal", wenn deren hab und gut zerstört wird und die durch die Straßen gejagt werden (und Schlimmstenfalls/"bestenfalls" sogar getötet wurden.).
Das war halt die damalige Propaganda und der "gesellschaftliche Standard". Sobald du mit Juden abgehangen hast, warst du halt genauso raus, wie die selbst. Durch diese "Volksgemeinschaft" hat sich halt innerhalb der Nicht-jüdischen Bevölkerung ein Zusammenhalt und ein Leben entwickelt, dass den Juden versperrt war.
Aber wie immer gilt: Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Doch war der Gesellschaftliche Druck nunmal so groß, dass es wenige Ausnahmen gab.
Wenn du von der "Endlösung der Judenfrage" (der Massenvernichtung) sprichst, ist es nicht ganz so einfach.
Es war ein offenes Geheimnis, dass Juden deportiert und Zwangsumgesiedelt wurden. Es war auch offenes Geheimnis, dass die Juden danach meist spurlos verschwanden.
Was aber genau mit ihnen Geschah, war eine riesen Gerüchteküche. Manche behaupteten, die Juden würden ins Ausland abgeschoben werden. Andere sagten, dass sie in spezielle Wohnviertel (die Ghettos, hießen im Nazi-Sprech tatsächlich Wohnviertel) umgesiedelt wurden. Beides ganz schön weit weg von der Wahrheit.
Andere waren näher an der Wahrheit und behaupteten, dass Juden in Gefängnisse gesteckt werden oder zu Zwangsarbeit gezwungen werden. Manche wussten es auch sicher, von befreundeten Wärtern oder so, was mit Ihnen geschah.
Doch glauben konnten (und/oder) wollten die Menschen das nicht. Außerdem musste man vorsichtig sein, wem man was erzählte, denn das alles war unter höchster Geheimhaltung und jede Quelle um solche Geheimnisse zu erfahren, war auf die ein oder andere Weise bestrafbar und das meistens eben mit der Todesstrafe. Also waren viele Gerüchte unterwegs, aber wenig tatsächliches Wissen bzw. sicheres.
Was meinst du, warum die Alliierten nach Kriegsende zügig damit anfingen "Pflichtbesuche" in den KZs und KLs einzuführen.
Weil ich keinen Bock habe den Kommentar noch länger zu machen, als er eh schon ist, hier ein Augenzeugenbericht von einem solchen "Besuch".
https://www.spiegel.de/geschichte/kz-buchenwald-zwangsbesichtigung-am-16-april-1945-a-1193659.html
Ich denke nicht das es denn meisten Menschen egal war, nur wenn sie das gesagt hätten das sie das nicht gut finden ,wären sie umgebracht worden.
neee, die haben nichts von den progromen mitbekommen, keine "kauft nicht beim juden" sachen gehört, nicht gemerkt wenn nachbarn verschwunden sind und sie deren wohnungen günstig kaufen konnten.
Niemand wusste von was :(((