Warum verzichtete Deutschland nach dem Fall der Sovietunion auf Kaliningrad (Königsberg)?
Da von Polen nach dem Zerfall der Sovietunion keine Gefahr ausging, wäre der Zugang auch keine Herausforderung. Für die Bundeswehr wäre es bestimmt auch ein strategischer Vorteil einige Kasernen so weit im Osten (also in der Nähe ) Russland zu haben. Also warum hat man darauf keinen Anspruch erhoben?
8 Antworten
Wegen Vertrag der Deutschen Einigung - steht da drin: Deutschland verzichtet auf Rückgabe deutscher Gebiete (Folge 2ter Weltkrieg). Deutschland hat riesige Gebiete verloren (Ostpreußen, Pommern usw.)
Polen gibt die Gebiete nicht zurück und verlangt bis heute Reperationszahlungen (1,3 Billionen Euro als Entschädigung für die Weltkriegsschäden)
Eine Rückgabe Kaliningrads stand nie ernsthaft zur Debatte. Insofern hat Deutschland auf gar nichts verzichtet, was es hätte erreichen können. Dort leben seit Jahrzehnten Russen. Die hätte man auch schlecht umsiedeln können. Es war daher auch gar nicht mehr deutsch.
Ob es das Verkaufsangebot seitens Gorbatschow tatsächlich gab oder nicht, ist ziemlich umstritten. Er selbst hat es später verneint.
Aber selbst wenn:
Was soll(t)en wir denn mit einer heruntergewirtschafteten, komplett russifizierten deutschen Exklave, umgeben von der damals zerfallenden Sovietunion, die dazu noch knapp 1000 km vom deutschen Kernland entfernt ist?
Wir hätten uns damit nur noch mehr Probleme ins Land geholt.
Wie sollten wir denn dahin kommen? Polen war damals noch nicht in der EG (heute EU), also auch kein Schengenraum.
Bliebe also nur noch Schff, Flugzeug und Transitstrecken, was nicht unproblematisch ist.
Der Zugang zu Ostpreußen war schon vor dem 2. WK der Zankapfel zwischen Polen und Deutschland, und sicher mit einer der Hauptgründe dafür, das die Nazis Polen letztendlich überfallen haben.
Das Risiko einer Wiederholung solcher Spannungen wollte man - auch mit Hinblick auf unserere Vergangenheit - sicher nicht eingehen.
Die nächste Frage wäre:
Was machen wir mit der Bevölkerung dort, die kaum bis gar nicht deutsch spricht?Alle enteignen und nach Russland deportieren? Wohl kaum.
Nahezu die komplette deutsche Bevölkerung wurde nach dem Krieg ausgetauscht und fast 50 Jahre lang mit dem Kommunismus indoktriniert.
Die Russen dort haben überhaupt keinen Bezug mehr zu dem alten Königsberg und erst recht nicht zu Deutschland. Da ist nix mehr deutsch.
Die Wiedervereinigung war ja schon für die DDR-Bürger ein Kulturschock, der teilweise bis noch heute anhält, und das sind deutsche.
Auch aus heutiger Sicht war das damals die richtige Entscheidung.
Wenn ich mir überlege, wie sehr sich sich die politische Situation in der Region mittlerweile verändert hat, wäre ein Bundesland Königsberg spätestens heute ein Pulverfass sondergleichen, mit einem weit offenes Einfallstor für russische Spione und Saboteure.
Schau mal nach Litauen, Estland und Lettland, und dann weißt Du, mit welchen Problemen wir jetzt noch zusätzlich zu kämpfen hätten.
Ich glaube, man wollte völlig zurecht eine friedliche Welt nach Fall des eisernen Vorhangs, und gute Beziehungen zu allen neuen Nachbarn.
- Das Augenmerk lag auf der Wiedervereinigung mit der DDR
- In Kaliningrad leben heute und auch schon in den 80ern und 90ern hauptsächlich Russen
- Weitere Kosten
- Das Gebiet ist territorial vom Kernland abgetrennt (Polen trat erst 2004 der EU bei)
- Die Sowjets hatten kein ernsthaftes Interesse das Gebiet abzutreten
Das war eine Einzelidee und wurde auch mit Recht abgebügelt.