Warum vergessen manche Menschen, wenn sie eine schlechte Erfahrung gemacht haben, dass es auch gute Sachen gibt?

10 Antworten

Ich weiß ja nicht, wie der Streit zustande gekommen ist, und ausgetragen wurde, aber ich kann schon verstehen, warum gerade liebe und gute Menschen oft so frustriert sind über konservative Priester und dann auch mal überreagieren.

Hatte Jesus eine "Organisation" oder gar "Institution" um sich, mit beamteten Vermittlern zwischen Ihm und dem Volk, mit Steuerabgabe, mit Strafandrohungen, mit Gerichten für Abweichler?

ER wirkte allein aus seiner LIEBE, und seine Jünger, berufen durch ihn, durch den Heiligen Geist, verkündeten die Botschaft, die sie durch IHN erlebten, frei, unbekümmert ... Glaube ist ein Versprechen, keine Drohung. Liebe, kein Verwaltungsakt, Vertrauen, kein Geschäft.

Heute kann jeder die Bibel selbst studieren, und es geht um persönliche Nachfolge, nicht darum, sich zum Richter über andere zu machen. Aber das tun viele Priester.

Ein jeder Mensch hat seinen ganz speziellen, individuellen Weg zu Gott! Ein jeder Mensch hat Wert vor Gott, ob homosexuell, unverheiratet zusammenlebend oder tätowiert. Es ist nicht der Job eines Priesters, ein bestimmtes Verhalten einzufordern.

Der Priester kann selbst beten, anleiten zum Gebet, lehren, was Jesus zu bestimmten Themen gesagt hat, vorlesen, aber nicht selbst Regeln aufstellen. Den Weg zu Jesus planieren, sozusagen.

Bewerten, Regeln aufstellen, Ausgrenzen von Minderheiten, das ist, was konservative Priester oft machen: sich selbst erhöhen, obwohl sie in genau derselben Lage vor Gott sind wie jeder von uns.

Wer sich für etwas Besseres hält, meint im Zweifel auch, es gäbe nicht nur zweierlei Menschen, sondern auch zweierlei Recht. Und damit öffnet man in der Tat dem Missbrauch Tür und Tor. Nicht als Individuum, aber als Anhänger einer bestimmten Einstellung.

Und genau das erbost deine Freundin wahrscheinlich so. Sie unterstellt vermutlich nicht jedem konservativen Priester Missbrauch, so etwas wäre ja blödsinnig, aber sie ist abgestoßen von der Art, wie da argumentiert und gedacht wird. Kann ich gut verstehen.

Aber sie darf sich halt auch nicht zu Pauschalurteilen hinreißen lassen. Weil Priester sind auch Menschen. Und sehr verschieden. Und nicht in Sippenhaft. Weil, Sippenhaft ist schon lange abgeschafft.

Also, die Antwort darauf bekommst du sicherlich von jemand anderem erklärt.

Ich sage nur noch dazu, dass du diese Person aus deinem Bekanntenkreis rausschmeißen kannst. 👍🏻

Belehrbar wird sie wahrscheinlich wohl nicht sein.


Hessen001 
Beitragsersteller
 03.06.2022, 01:19

Aber dann würde ich ja wiederum genauso handeln wie sie. Und das möchte ich nicht. Außerdem ist sie zu mir immer sehr nett.

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bigphil12345  03.06.2022, 01:22
@Hessen001

So kannst du es natürlich auch sehen. Und nett ist erstmal fast jeder. 😃

Du kannst ja von Akzeptanz ihr gegenüber zur Toleranz wechseln. Das wäre in vielen Hinsichten korrekt.

Oder du nimmst sie so wie sie ist, aber ob dir das was bringt, das weißt nur du.

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Hessen001 
Beitragsersteller
 03.06.2022, 01:26
@bigphil12345

Ich weiß nicht. Ich finde manchmal, sie ist eine dieser Menschen, die selbst viel Toleranz fordern, aber selbst wenig Toleranz üben.

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bigphil12345  03.06.2022, 01:31
@Hessen001

Ja, dann frag dich halt, was es dir auf jeglicher Ebene nützt? Man muss auch Abstriche machen, finde ich. Und du solltest dich auch nicht irgendwie schlecht fühlen, falls du dich irgendwann distanzieren würdest. Bringt sie dir finanziell/menschlich/moralisch/psychologisch/freundschaftlich was? Die Kränkung, die sie durch deinen Rückzug erfahren würde, sollte keine große Relevanz haben.

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Naimrif  03.06.2022, 15:32
@Hessen001

Nein, wenn Du genauso handeln würdest wie sie, dann würdest Du auch über alle Menschen, die den gleichen Beruf ausüben wie sie, schlecht reden.

Aber man muss ja nicht gleich den Kontakt abbrechen. Wen Leute eine feste Meinung über etwas haben, die nicht der meinigen entspricht, dann suche ich das Thema zu meiden.

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Nur, dass die Bekannte dann jedem eher konservativen unterstellt, er würde Missbrauch fördern.

Ja, Pech gehabt. Das nennt sich Sippenhaft oder auch verallgemeinertes Vorurteil. Letzteres ist ein Irrtum, ersteres hat einen üblen moralischen "Geruch".

Frag die doch einmal, ob sie selbst auch in dieser Weise eingeschätzt und beurteilt werden will, wenn sie sich nichts zu Schulden kommen ließ. Die Antwort bietet mit Sicherheit einigen Diskussionsstoff.

Weil das Schlechte (Böse) oft sehr negative Auswirkungen hat. Und ein Pfarrer dient Gott mit allem was er sagt und tut.

Und weil viele Pfarrer die Mitmenschen missbrauchen, ist es auch ratsam, sich vor den Dienern Gottes zu schützen.

Unsere Tochter wurde (im Gemeindehaus) sexuell missbraucht. Ihr Leben war danach total zerstört.

Auch ich rede kein gutes Wort mehr über Christen, weil zu oft Kinder missbraucht werden. Und wer bitte schön kümmert sich um das weitere Leben der Kinder? Kein Christ jedenfalls. Denn, sie sind ja so heilig und ihre Tätigkeiten sind heilig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

So etwas habe ich durchaus schon auch im Bezug auf andere verallgemeinerte Begebenheiten miterlebt, aber das waren dann zugegeben eher einfach strukturierte und fast bildungsresistente, gleichsam aber eingefahrene und beinahe selbstherrliche, jedenfalls kaum kritikfähige Personen voller Ressentiments und Klischees, meist vom Land und in der Regel religiös geprägt und relativ verfahren in den tradierten Werten, die aus Überzeugung "weil des schon immer so war" gelebt und als Maß aller Dinge angesehen werden - also nichts im eigentlichen Sinne Repräsentatives, das man als essentiell und wichtig ansehen sollte. Ein Mensch mit gewisser Fähigkeit zu "denken" und das selbstständig zu tun, muss nicht verallgemeinern und besitzt die Gabe, Dinge abwägen und auch mal vergeben zu können.

Bezogen auf Familien gibt es das ebenfalls: Wenn z.B. ein Mitglied der Familie XYZ vor 50 Jahren mal ein "Unhold" oder in irgendeiner Weise unwirsch gewesen sein sollte, so trifft das auch heute noch gaaaanz sicher auf jeden Abkömmling, Anverwandten usw. dieser Sippschaft zu - und so was wird auch gern erst recht dann behauptet, wenn man die Leute gar nicht mehr persönlich kennt, Recht hat man laut eigener Meinung dennoch.

Oft beobachtet habe ich auch das Autothema: Wenn man einmal z.B. einen Ford hatte und der Mängel hatte, sei Ford im Allgemeinen schlecht - und das wird ein Leben lang auch mit aller Kraft betont und stets schwingt mit, wie enttäuscht und ungerecht man sich behandelt gefühlt habe. Meist sind solche Personen aber auch mit sich selbst nicht so glücklich, weswegen sie so reagieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung