Warum sollten wir uns um Bildungschancen für alle bemühen, wenn die Eliten weiterhin diejenigen bleiben, die die Welt kontrollieren?

5 Antworten

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Ungebildete Menschen lassen sich leichter kontrollieren und unterdrücken. Solange Menschen klug genug sind, sich aufzulehnen, gibt es Möglichkeiten.

Wei dann Argument von der angeblichen Leistungsgesellschaft leichter entkräftet werden kann. Die meisten Führungspositionen werden heute an privilligierte Gruppen vergeben. Private Schulen und Hochschulen tragen dazu bei. Aber die Legende der Leistungsgerechtigkeit wir umso brüchiger, je größer die Chancen für Leute mit weniger guten Startschancen werden.

Als ich noch jung war, hat noch keiner von "Eliten" gesprochen.
Das ist erst die letzten Jahre in Mode gekommen.

Ich weiß auch nie, ob ich "Elite" bin oder nicht. Das geht mir oft so, da werden irgendwelche Begriffe in die Debatte geworfen, bei denen ich mich gar nicht zuordnen kann. Ebenso "Linke" - der Begriff ist so furchtbar puddingartig.

Man muss immer dran arbeiten die gleichen Bildungschancen für alle bereit zu stellen ansonsten driften wir tiefer hinein in eine Klassengesellschaft.

Ich würde sagen -bis zum Abi hat jeder, der fleißig ist seine Chance. Die Ungerechtigkeit fängt da an, wenn zwei die Aufnahmeprüfung für eine Eliteschule/Uni/Spezialgymnasium schaffen und einer dort hingeht und dem anderen dazu das nötige Geld fehlt. Dazu hab ich meine eigenen Erfahrungen innerhalb meiner Familie gemacht und es wird vom Staat steuerlich in keinster Weise gewürdigt.

Ich hoffe, dass irgendeine Partei diesen Punkt mal in ihre Agenda aufnimmt...


xubjan  28.05.2024, 21:51

Das ist seit über 100 Jahren Dauerversprechen der SPD. Eine der Gründungsversprechen.

Ich muss aber gestehen, dass "wir" vor allem in BW derzeit eher die frühkindliche Bildung im Blick haben, denn Elite-Unis.

Der Besuch einer normalen Uni sollte aber eigentlich derzeit weniger am Geldbeutel scheitern. Das heißt nicht, dass Kinder Reicher denen der Ärmeren in Chancen gleichgestellt sind. Aber Ärmere dürften nicht grundsätzlich scheitern.

Ob man das mit den Eliteunis je in den Griff kriegt weiß ich nicht. Es word womöglich immer Schulen und Unis geben, die den Staatlichen irgendwie überlegen sind. Aber im Vergleich zu manch anderen Ländern stehen wir in Europa und auch Deutschland gar nicht so schlecht da. Mir fallen da wenig Beispiele ein für Eliteunis u.ä. die Ärmeren verwehrt sind.

Da gibts in den USA ganz heftigere Gefälle schon in den normalen Schulen.

Aber kannst du deine Erfahrungen aus der Familie mal konkretisieren? Gut möglich, dass es Symptome sind, die bekämpft werden müssen. Es muss immer neu justiert werden bevor solche Symptome zu ausgewachsenen Problemen werden.

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cybersenior  29.05.2024, 07:45
@xubjan

Ich denke wir müssen unterscheiden zwischen dem Ranking der Schulen - da wird es immer Qualitätsunterschiede geben - und dem das junge Menschen die Voraussetzungen besitzen an eine Eliteschule/Uni zu kommen, aber sich dies schlichtweg nicht leisten können und dadurch weitgehend von der zukünftigen Elite ausgeschlossen werden. Das war ja die Ausgangsfrage. Es macht halt für die Aufstiegschancen einen Unterschied ob Du einen Abschluss in Nürnberg, Mannheim oder in Oxford oder Harvard erwirbst.

Mein Sohn besuchte eine Spezialgymnasium für musikalisch hochbegabte Kinder mit einer anspruchsvollen Aufnahmeprüfung. Weil meine nicht berufstätige Frau (Konservatoriumsabschluss) mit unserem damals 10-jährigen Sohn vor Ort ein Zimmer mietete, um ihn zu betreuen mussten wir nach 2 Jahren sämtliche Bafögleistungen zurückzahlen. Auch das Finanzamt argumentierte regelmäßig unser Sohn könne ja auch ein "normales" Gymnasium an unserem Hauptwohnsitz besuchen. Das ganze bei einem damaligen (2013) Nettoeinkommen mit Haupt- und Minijob von mir von ca. 2200€. Allein der Fahrzeugpark an Elternabenden war Indiz genug für die monetäre Situation fast aller Eltern; mitten drin meine alte Rostlaube mit abgefahrenen Sommerreifen im Winter.

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xubjan  29.05.2024, 08:15
@cybersenior
Ich denke wir müssen unterscheiden zwischen dem Ranking der Schulen - da wird es immer Qualitätsunterschiede geben

Jein. Wenn es so ausartet, dass die normalen öffentlichen Schulen/Unis mit großem Gefälle alle abgeschlagen sind oder fast alle, dann muss man das im Blick behalten. Deswegen mein Beispiel mit den USA. Da ist es teilweise so, dass sich manche öffentlichen Schulen und Unis wie eine Art Resterampe der Pädagogik anfühlen. Vielleicht nun in Wortwahl etwas übertrieben, aber das Gefälle ist schon groß.

Der Anspruch hier, dass die Öffentlichen mit die höchste Qualität abliefern, der ist völlig richtig. Ob das stets überall erreicht wird, ist schwierig zu beurteilen und klar gibt es bessere und schlechtere Lehrer und Schulen. Aber die Tendenz ist hier sicher eine andere und bessere.

Es macht halt für die Aufstiegschancen einen Unterschied ob Du einen Abschluss in Nürnberg, Mannheim oder in Oxford oder Harvard erwirbst.

OK, mit den Beispielen kann ich was anfangen und dann ist auch klar, worauf du abzielst.

Dein Beispiel ist in der Tat wirr. Auf den ersten Blick. Es macht auf den zweiten Blick Sinn, wenn man unterstellt, dass es eben eine gleich gute Förderung auch an "normalen" Schulen gibt. Auf den dritten Blick stimmt das natürlich nicht, denn eine musische Spezialschule wird immer eine deutlich bessere Möglichkeit haben als eine normale Schule, selbst wenn sie eine gute musikalische Tradition hat und gute Musiklehrer.

Wenn man das mal auf Sachebene zerlegt, würde ich aber die Unis nicht als primäres Problem ansehen. Denn hier gibt es ja die Rahmenbedingung, dass bis auf eine Handvoll Ausnahmen stets alle bereits im Erwachsenenalter sind oder mindestens kurz davor. Die Ausnahmekids, die mit 10 an der Uni sind, gibt es nicht so oft auf der gesamten Welt. Da geht man davon aus, dass es keine Erziehungsbetreuung mehr braucht und das Bafög ist in der Tat genau so aufgebaut.

Was deinen Fall so besonders macht ist die frühe Begabtenförderung. Ich nenne es mal so, vielleicht gibt es ein anderes Wort dafür. Also in einem Alter (10 Jahre...), wo man definitiv das Kind nicht alleine irgendwo hinschickt. Vielleicht auch bei Internaten nicht alleine hinschickt, obwohl sie noch eine umfassendere Betreuung haben als eine "normale" Spezialschule.

Aber ja, ich verstehe das Problem. Ich kann es mal in die AG Bildung tragen und fragen, inwieweit man da nicht mal initiativ wird. Wenn ich nichts übersehe, müsste man doch mit Anpassung der Bafög-Richtlinien für Minderjährige bei Hochbegabung genau das korrigieren können. Zwar eine offene Frage, woran man das festmacht aber ich sehe darin keine Schwierigkeit.

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Sowohl die Eliten als auch die Armen scheinen von mehr Bildung für alle deutlich zu profitieren, wenn man sich die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrhunderte vor Augen hält.

Woher ich das weiß:Recherche