Warum sollten wir nicht die Kirchen entpolitisieren und dafür sorgen, dass sie sich wieder auf die spirituelle Seelsorge konzentriert?

Weil das nicht geht: Jede gesellschaftlich handelnde Organisation ist auf die eine oder andere Weise allein schon durch ihr Handeln "politisch".

Beispiel: Der Vatikan hat sich jahrzehntelang mit diesem Argument gegen die Befreiungstheologie in Lateinamerka gewandt, mit genau dem Argument deiner Frage!

Ergebnis: Die Kirchen (auch die evangelikalen) haben in Lateinamerika Jahrzehntelang direkt und indirekt die brutalen, menschenrechtsverachtenden Militärjuntas unterstützt - Das war HOCHpolitisch!

Das Wort "wieder" suggeriert ja, dass es früher einmal so gewesen sei. So war es aber nie. Im Gegenteil: Die Trennung von Staat und Kirche ist ja überhaupt erst im 19. Jhd. vollzogen worden, vorher waren vielerorts kirchliche und weltliche Macht de jure und de facto dasselbe.

Seither hat die Kirche also nun mehr eine moralische Macht und eine Macht ggü. kirchlichen Angestellten, aber keine staatliche Macht mehr.

Trotzdem kann die Kirche ihre Überzeugungen kundtun. Denn wir sind eben nicht der Meinung, dass alleine der Kult reicht, also die Liturgie, sondern dass der christliche Glauben auch das menschliche Miteinander beeinflussen sollte.

Und daher positioniert sich die Kirche also zu verschiedenen Themen. Wobei im II. Vatikanischen Konzil festgehalten wurde, dass es unterschiedliche politische Meinungen unter Katholiken geben kann. Dies merkt man ja in den letzten Jahren deutlich. Denn wie die christlichen Werte in eine bestimmte Politik übersetzt werden, ist dann wieder ein weites Feld, bei dem es unterschiedliche Meinungen gibt.

Wird die russisch-orthodoxe Kirche nicht mit sich machen lassen.

Wir ist ja nach deiner Erklärung "du" und "ich". Aber wir können die Kirchen nicht entpolitisieren. Das können nur die Kirchenfürsten.

Das Problem liegt bei uns nicht bei der Kirche. Die Kirche hat Probleme, doch wir sollten trotzdem dort erscheinen und die heiligen Messen feiern.

LGuGS