Warum sind Depressionen in der Pubertät so häufig?

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Die Pubertät ist eine Phase voller Umstellungen - leider passen gerade in der westlichen Welt körperliche, seelische, geistige und soziale Realität oft nicht zusammen.

Junge Menschen werden viel zu lange vor allem geschützt, gleichzeitig mit Wissen vollgestopft, das nichts bringt, weil es zum Großteil theoretisch bleibt.

Wenn sie sich dann ihren Problemen endlich alleine stellen wollen/ sollen/ müssen, können sie es nicht und sind oft nicht bereit oder in der Lage, um Hilfe zu bitten.

Man fühlt sich nie wieder so großartig wie in der Pubertät, aber auch nie wieder so klein und hilflos.

Leider fehlen vielen Jugendlichen die "kleinen Erfolge" im Alltag, die den großen Emotionen etwas entgegensetzen, das belastbar und ausbaufähig ist.

WISSEN tu ich es nicht - gab auch zu meiner Jugendzeit schon Kinder die sich geritzt haben - allerdings gefühlt viel weniger. Damals hat man aber auch selten drüber geredet. Damals haben auch nicht die Eltern zu Hause ständig über diese Themen geredet. Damals war Depression an sich kein "Thema".
Ich weiß nicht, ob man in einer Zeit wie der Pubertät überhaupt von Depression reden kann. Ich weiß, dass die Ärzte das tun. Aber andererseits ist das eine Zeit, wo sich das ganze Gehirn "umbaut". Eine Zeit wo die Hormone bei JEDEM verrückt spielen. Warum sollte man hier "festmachen" können wer Depressionen hat und wo es pubertätsinduziert ist? Für mich (aber ich bin nicht vom Fach) wird hier viel zu viel überinterpretiert. Pubertät IST eine harte und heftige Phase. Und ich finde hier wird von Seiten der Eltern/Erwachsenen viel zu viel hineininterpretiert. Genauso wie ein Kind nicht gleich ADHS hat, nur weil es sich in der Schule nicht konzentrieren kann weil der Stoff strunzlangweilig ist und der Lehrer desinteressiert. Da kann das Kind wenig dafür, dass es fast einschläft.
Also ICH finde - das Thema wird zu viel thematisiert - grade auch von den Eltern. Und wenn es darum geht, dass bei 7 jährigen Depressionen diagnostiziert wird steige ich mit meinem Verständnis komplett aus.

Und hier sollten sich die Therapeuten wohl oft selbst an die Nase packen ob man in einer Phase wie der Pubertät wirklich von Depressionen sprechen kann. Wo das Problem anfängt und wo es aufhört. Und dass der Initiator nicht in erster Linie das Kind ist. KLAR „kopieren“ Kinder Verhaltensweisen von zu Hause oder Anderen. Das war schon immer so. Da wurden mit Vorliebe Kaugummizigaretten geraucht – Holzgewehre gebaut und über neu gebaute Zuggleise diskutiert. JETZT, wo das Thema Depression einen großen Teil der gesellschaftlichen Wahrheit einnimmt redet man auch viel drüber. Aber ich denke die eigenen Kinder sollten so lange es geht vor diesem Thema auch geschützt werden. Ob mein Kind Depressionen entwickelt oder nicht sieht man auch ohne mit dem Kind drüber zu sprechen. Liegt halt in meiner Verantwortung darauf zu achten und nicht in Händen des Kindes.

Weiß nicht – ich finde es übertrieben und mir tun die Kinder leid die denken sie wären falsch – vor allem in dem Alter schon. Und ich sehe einen großen Teil des Auslösers bei den Erwachsenen die schlichtweg nicht mehr drüber nachdenken was sie in Kindsnähe kommunizieren.


Goodnight  26.11.2019, 12:57

Oh doch in der Pubertät gibt es gar nicht so selten schwere Depressionen bis zum Suizid.

Bleibt oft unbemerkt, weil das in den Köpfen von Erwachsenen nicht ankommt oder nicht so sein darf. Das ist ein ganz trauriges Kapitel.

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Kitharea  26.11.2019, 15:56
@Goodnight

Ich habe nicht behauptet, dass es das nicht gibt. Ich sage nur, dass es mitunter einen Auslöser hat der leicht vermieden werden könnte und wenn das der Fall ist - wesentlich weniger das Problem hätten. Ich denke es ist per se falsch mit einem Kind/Jugendlichen das Thema Depression zu besprechen. Über die eigene Depression zu sprechen. Gleich Depression zu vermuten wenn es mal Liebeskummer hat. So bald dieses Wort zuerst beim Kind und nicht bei einem Arzt fällt den man vielleicht befragt - halte ich es für falsch. Weil ich als Mama nicht entscheiden kann was genau es ist. Also sollt ich wohl bevor ich dem Kind eine Krankheit mehroderweniger unterstelle - zu einem Profi gehen und das mit dem besprechen.

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Kitharea  26.11.2019, 15:59
@Goodnight

Letztendlich so wie hier. Irgendeiner sagt einen Satz (1!) und 4 andere sagen ihm er wäre depressiv, narzisstisch oder schizophren. Das kann man nach einem Satz nicht beurteilen. Nicht einmal nach 20. Nicht einmal innerhalb einer Diskussion hier im Forum. Gar nicht. Sowas muss ein Profi entscheiden und NICHT die Wahrscheinlichkeit anwesender Möchtegernpsychiater im Forum.

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Kitharea  26.11.2019, 16:10
@Goodnight

Und - sry wegen dem Spam - ich kenne auch einen Fall wo die Mutter aus Angst, dass ihre Söhne irgendein Problem haben - ständig von einem Arzt zum Nächsten ist - auch Therapeuten waren dabei. Hat harmlos angefangen mit Logopäden und Orthopäden. Aber irgendwie hörten die Probleme nie auf. Wurde ADS diagnostiziert und behandelt und ständig gabs "Dinge" wegen denen man zum Arzt muss und die Kinder anschaun weils noch nicht passt und so weiter. Ich meine - was WILL man denn. Man hat Kinder - die sind nicht perfekt und haben ihre Eigenheiten. Warum sollte ich dem Kind STÄNDIG das Gefühl geben falsch zu sein? Warum wegen jedem MÜLL zum Arzt laufen? Man spricht mit dem Kind und wenns das ohne Nachwirkungen überlebt und dazu nur ein wenig weinen muss oder kurz ausrasten oder schimpfen - dann ist das einfach so und ich muss eben NICHT damit zu einem Arzt. Aber beim kleinsten Problem mit den Kindern irgendwas "vermuten" führt sicher nicht dazu, dass es besser wird. Die Kinder lernen - nur wenn ich krank bin hat die Mama Zeit für mich. Den Rest kannst dir denken. Inzwischen ist das Thema so dermaßen überborderd, dass man die "echten" und "schlimmen" Fälle von den anderen gar nicht mehr unterscheiden kann. Es wird angefangen "rumzuschlampen" bei der Behandlung und Diagnose. Der Arzt hat gar keine Chance mehr sich ein "normales" Bild zu machen weil die Eltern ständig übertreiben. Ja verdammt er hat sich das Knie angeschlagen - aber NEIN wegen sowas kriegt man keine Depressionen und wird auch nicht zum Psychopathen. Man darf dem eigenen Kind schon auch zutrauen was auszuhalten. Ich könnt ewig drüber reden und es schockt mich oft, wie nachlässig und viel zu sorgvoll Eltern mit den Kindern umgehen. ja - VIEL ZU SORGVOLL. Weil die Kinder sich genau dann auch Sorgen machen, wenn die Eltern besorgt sind. Das machts nicht besser. Wenn ein Kind WIRLICH Probleme hat merkt man das. Auch wenn dus nicht glaubst. Dann ist das Problem nicht nach 1 Stunde beendet. Ausser natürlich ich als Mama reite ständig drauf rum. Man vergisst oft, dass Kinder die Eigenheiten der Eltern einfach nur übernehmen weil sie denken es gehört dazu. Und genau DA fehlts am Verständnis für die Kleinen. So sehe ich das.

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Die Ursache lieg in der neu Vernetzung des Gehirns. Da kann es zu gravierenden Situationen kommen. Deshalb sind Pubertierende oft weit weg von Realitäten.

Plötzlich kommen Zukunftsängste, Lösungen sind aber noch nicht sichtbar oder greifbar.

Die Ablösung der Eltern und die Abhängigkeiten der Gruppe in der sie sich bewegen ist enorm, weil man dazu gehören will, bzw. muss.

Ich vermute die Gesellschaft trägt da viel dazu bei.

Man reagiert in der Pubertät einfach sensibler auf alles und hat meistens noch nicht die Reife und Erfahrung wie man mit bestimmten Situationen etc. am besten umgeht

(Leistungsdruck, Aussehen etc.)

Ich habe mir darüber auch schon Gedanken gemacht.

Dass man Selbstzweifel in der Pubertät hat, ist normal, das war schon immer so. Aber wir müssen heutzutage einen unglaublichen Druck aushalten - das fängt schon z.B. mit dem Aussehen an: MAN hat gefälligst schlank zu sein! Alles andere ist indiskutabel, wird uns ja ständig gezeigt und suggeriert.

Zwei Pickel sind gleich eine Katastrophe (hat im DM-Markt ein junges Mädchen zu ihrer Freundin gesagt: "Guck mal wie schrecklich, wie ich aussehe!" Ich konnte beim besten Willlen nichts Schreckliches sehen).

Des weiteren: Kind, Du brauchst unbedingt das Abitur!

Früher, als ich noch jung war, konntest Du auch was Gescheites werden, wenn Du nur die Hauptschule besucht hast. Heute hat man schon Probleme, wenn man "nur" die Mittlere Reife hat.

MAN braucht Markenkleidung, um "was wert" zu sein. Als ich jung war, hat sich kein Mensch darum geschert, was andere in der Schule anhatten. Klar, sind auch wir der Mode gefolgt: Miniröcke, Parka, Schlaghosen, Maximäntel und weiteren Wahnsinn. Aber kein Mensch hat blöde Bemerkungen gemacht, wenn man das nicht anhatte, einfach, weil die Eltern dafür kein Geld hatten. Heutzutage sind die Jugendlichen gestylt, dass man denkt "Weniger wäre hier mehr gewesen".

Und dann die Handys! Ohne das neueste Smartphone bist Du ein Nichts! Das Geld hat aber nicht jeder.

Druck und Stress von allen Seiten und dann wird in dieser Zeit auch noch die Gehirnhälfte verändert, von den ausgeschütteten Hormonen ganz zu schweigen. Wer kann das schon gesund wegstecken?

Die Folgen sieht man ja: Versuch mal einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu bekommen - kannste vergessen.

Und des weiteren werden evtl. heutzutage ganz normale pubertäre Stimmungstiefs sofort mit einer Depression verwechselt.

Wir haben gefälligst fröhlich, motiviert und hübsch zu sein!! Und natürlich sind alle Klassenbester - das kann nicht gehen.

Zu hohe Ansprüche von der Umwelt und demzufolge zu hoch gesteckte Erwartungen an einen selbst - da muss man sich wirklich über nichts wundern.

Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass sich jemals ein MitschülerIn bei uns geritzt hat (bin Jahrgang 58). Jungs ritzen sich übrigens auch - hat mein Sohn mal gemacht (ich dachte, ich werde verrückt), als er während der Schulzeit noch seinen Führerschein gemacht hat und ihm das ganz offensichtlich zuviel wurde. Hat er glücklicherweise nie wieder gemacht, aber die Narben an den Beinen werden ihm wohl bleiben.

Mein Mann stand mal kurz vor dem Burnout, hat morgens um halb sechs das Haus verlassen und kam erst gegen Abend wieder heim und das monatelang. Bei der geringsten Kleinigkeit fast ausgeflippt, extreme Schlafstörungen - die Zeichen der Zeit! Und Pubertierende haben nicht nur Leistungsdruck, sondern müssen auch noch mit den körperlichen Veränderungen irgendwie klar kommen.

Mich wundert das überhaupt nicht. lg Lilo


Dahika  26.11.2019, 14:28

Zu hohe Ansprüche von der Umwelt

Aber wir müssen heutzutage einen unglaublichen Druck aushalten - das fängt schon z.B. mit dem Aussehen an: MAN hat gefälligst schlank zu sein!Aber wir müssen heutzutage einen unglaublichen Druck aushalten - das fängt schon z.B. mit dem Aussehen an: MAN hat gefälligst schlank zu sein!

Ja und. DAmals musste das Mädchen dafür bald einen Ehemann gefangen haben. Auch Druck. Ich glaube gar nicht an zu hohe Ansprüche von der Umwelt, sondern eher an eine unglaublich verwöhnende Kindheit. An die Kinderchen darf ja nichts drankommen. Und wenn dann die Kinderchen Jugendliche sind, wo dann wirklich mal Anforderungen gestellt werden, ist das Wehegeschrei groß. Ich z.B. habe Abitur gemacht und bekam die schriftlichen Fächer vorgeschrieben. Und ich wusste weder, in was ich mündlich geprüft wurde, noch konnte ich mich auf ein Thema vorbereiten.

Meine Freundin hat eine Kinderreitschule. Wehe, wenn man ein Kindlein vom Pferd fällt. Dann ist direkt MRT angesagt und der REchtsanwalt steht auf der Matte.
ALs ich mit 14 mit Reiten anfing, fiel ich pünktlich alle drei Stunden vom Pferd. Patsch. Da gab es kein MRT und keinen Arzt. Die blauen Flecke heilten von selbst. Und wenn ich jammerte, sagte mein Vater freundlich, aber bestimmt: "Du wolltest doch reiten. Also beklag dich nicht. Du musst ja auch nicht reiten. Tennis ist auch schön."
Man lernen die Kinderchen denn mal, sich durchzubeißen. In meiner Nähe gibt es eine Grundschule, die den Müttern jetzt Hausverbot erteilt hat. Sie müssen ihre Kinder am Schultor abgeben und dürfen sie nicht in die Klassen begleiten. Das Geschrei war groß....
Und dann wundern sich später die Eltern, weil die Kinder unter dem kleinsten Windhauch zusammenbrechen.

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Kitharea  26.11.2019, 16:20
@Dahika

Mich erinnert das an eine kuriose Begegnung mit einer Mutter dieser Art. Ich war geschockt - hoffe das dir hier erzählen zu dürfen^^ Sonst beschwerst dich^^

Hab sie auf einem Spielplatz getroffen und war eigentlich anfangs völlig normal. Verheiratete Frau mit Kind - ca 7 Jahre alt. Genau zwischen meinen beiden. Wir gequatscht und die 3 gespielt. Nach kurzer Zeit kam der Große und meinte halt ihr Kind sei ihm mit den Füssen bei der Rutsche hinten in den Rücken gerutscht. Ich hab nicht viel gesagt ausser - ja kann passieren.
SIE hat mir dann als er weg war erzählt, dass ihr Sohn mit seiner Kraft nicht so ganz umgehen kann und deswegen ständig Freunde verliert und er tut ihr ja so leid. Ne Weile später hab ich sie zu mir nach Hause eingeladen auf einen Kaffee. Dann sitzen wir wieder zusammen und quatschen und plötzlich kommt mein Kleiner und meinte wieder sowas wie der Junge hätte ihm auf den Kopf geschlagen mit dem Buch. Ich seh den Jungen halt an und frag ihn was das soll (ich frage sowas immer OHNE Vorwurf in der Stimme - wollte eig nur wissen was los war - meine beiden streiten oft genug) und dieser rennt zu seiner Mama, die ihn gleich an die Brust nimmt und umarmt und ihm so quasi sagt:"Ja ich weiß du wolltest das nicht - kannst einfach nicht mit deiner Kraft umgehen und jetzt wirst wahrscheinlich wieder einen Freund verlieren" und bliblablubb. Sie hat ihn getröstet. Nichtmal auf meine Frage musste er antworten.

Sie hat mir dann nochmal vorgeheult wie schlimm das für ihn wäre und für sie weil er keine Freunde mehr hat wegen seiner Kraft und sie nicht weiß was sie tun soll. Mir fehlen irgendwie die Worte weil ich ständig nur einen Satz im Kopf hatte:"Mädel - was machst du eigentlich wenn er das 1. Mal wen umbringt? Nimmst ihn dann auch an die Brust und tröstest ihn?". Ich weiß nicht ob das fies war - aber GENAUSO kam es mir vor. Wie wenn sie ihn tröstet dafür dass er fies ist. Und dann bei der Verabschiedung stand ich daneben als er meinem Sohn "mit Absicht" den Zeigefinger nach hinten gebogen hat. Also nix mit "zu viel Kraft und kanns nicht einschätzen". Das war nicht zu übersehen - vor allem hat er gegrinst dabei. "Ja Madame - ich weiß nicht wies weitergeht mit dir und deinem Sohn - aber sollte er jemals wen umbringen - weiß ich warum"

Ich habs nicht ausgesprochen. Aber ich hab lang daran gedacht. Meinen Kindern gesagt wir werden die beiden nie wieder sehen und ihnen gesagt wenn ich je mitbekomme wie sie anderen absichtlich wehtun kriegen sie ein Problem.

Manche Mamas erziehen ihre Kinder zu A's. Tut mir leid. Aber wer seinem Kind nicht beibringen kann wie man sich zu anderen Personen zu verhalten hat - der trägt irgendwann selbst die Rechnung. Dass er keine Freunde hat wundert mich null. Wozu sollte man mit Menschen zu tun haben wollen die ohnehin gelobt werden - egal was sie tun.

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