Warum sind Badezimmertüren schmaler als andere wohnungstüren?

1 Antwort

Hallo Bohnita,

ja, eine alte(!) Vorschrift dazu gibt es, heute aber selten plausible Gründe.

Die DIN 18022 wurde bereits 2007 ersatzlos gestrichen. In ihr wurden die minimalen Maße für Bäder bestimmt. Die Maße aber werden noch heute (8 Jahre später) gerne herangezogen, um einen Anhaltspunkt zu haben, und dort waren ca. 75 cm vor dem Elementen als Raum festgeschrieben.

Gestalterisch ist eine Tür zu einem Nebenraum oft schmaler, und dieser damit als unwichtiger zu erkennen. Gerade vor 50 Jahren hatten wir überwiegend kleine Flure mit vielen Türen. Um da nicht in den falschen Raum zu kommen wurden auch aus gestaltspsychologischer Sicht Türen zu WC-Räumen und Abstellkammern schmaler gehalten und oft auch nach außen öffnend, was weniger einladend wirkt, wie eine Tür, deren Laibung schon ein "Willkommen" zu dem Raum dahinter darstellt.

…aber das ist heute selten der Grund für die Schmale Bauweise.

Viel öfter steht für Bäder nur wenig Raum zur Verfügung, und damit dann alle Elemente in diesen kleinen Raum passen, wird gerne mal die Tür schmaler gemacht, um Platz an den Wänden zu schaffen.

Nach der alten DIN (s.o.) ist ein Platz von 75 cm vor den eingebauten Elementen ausreichend, um sich frei bewegen zu können. Und das ist genau der Raum, in dem noch eine schmale Tür ihren Platz findet.

Sollte mehr Platz zur Verfügung stehen und dennoch eine schmale Tür verbaut worden sein, dann ist es entweder der sinnfreie Gedanke, daß der Bewohner dadurch noch Platz für Stauraum neben der Tür hat, oder aber einfach ein "das macht man halt so" - oft einhergehend mit allseitig deckenhoch gefliesten Räumen…

Heute gibt es bezüglich der Maße nur eine DIN für Behindertengerechtes Bauen, die DIN 18040 (zB. blockierfreie Türen nach außen und ein Bewegungsradius von 150 cm) - aber diese gilt eben nur, wenn Behindertengerecht (gemeint ist hier Rollstuhlgerecht) gebaut werden soll. (Teil 1: öffentliche Gebäude, Teil 2: Wohnräume)

Noch heute sorgen in vielen Bereichen alte Normen und Gesetze für nicht mehr nachvollziehbare Lösungen. Inzwischen werden alle Räume der Wohnfläche zugeordnet und es ist nicht mehr vorgeschrieben, alle Räume vom Flur aus erreichen zu können - aber es existieren noch immer Grundlagen, die solche Lösungen finanziell rechtfertigen, so ist zB. ein Vollständig gefliestes Bad minimal mehr Wert in der Vermietung, als Bad, das nur an den Nassbereichen gefliest ist.

Der letzte Weltkrieg hat die Architekturlehre (Bauhaus), die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt des Lebens stellte unterbrochen und in der Nachkriegszeit waren Technik, Effizienz und praktische Lösungen deutlich höher bewertet als der Mensch und die Gestaltpsychologie. Heute findet langsam wieder ein Umdenken und Wahrnehmen des Menschen statt - zumindest dort, wo nicht in Profit sondern in Investition gedacht wird.