Warum sagen plötzlich alle tatsächlich?
Es nervt - und das Wort tatsächlich wird zu 99% falsch verwendet. Fällt das niemanden auf, oder was soll das?
Ich kenne die Erklärung mit dem Anglizismus- aber das erklärt für mich nicht, wieso sich dies aus dem nichts so schnell verbreiten konnte.
Hoffentlich verschwindet das wieder.
6 Antworten
In Berlin sagt man statt "tatsächlich" dann auch gerne "Tatsache".
Heute war Tatsache doch recht gutes Wetter, hätte ich nicht erwartet...
Ja, "dementsprechend" ist auch so ein Nervwort, "safe" ebenfalls... Affig, wenn man jeden vermeintlichen Trend mitmachen muss.
Ich verwende das Wort auch, aber eigentlich immer nur, wenn es angemessen ist.
Unter den überflüssigen Füllwörtern steht mMn gefühlt ganz oben, gefolgt von dementsprechend.
Nun, wenn's dir das Wort "tatsächlich" tatsächlich erst in jüngster Zeit so unfassbar häufig aufzutreten scheint, dann dürftest du wohl bei der Betrachtung der Verwendungshäufigkeit in drei Presseorganen staunen:
97740- mal in ZEIT (1946–2018)
32243 -mal in der Berliner Zeitung (1994–2005)
22419 -mal im Tagesspiegel (seit1996).
Die Zahlen stammen stammen aus DWDS, sodass man annehmen kann, dass sie tatsächlich zutreffen. Die dortige Wortverlaufskurve lässt allerdings tatsächlich einen beträchtlichen Anstieg seit der Jahrtausendwende vermuten.
Aber geh, die Schreiber in der Presse sind tatsächlich auch bloß Menschen, die einen täglichen Umgang mit anderen Menschen pflegen.Vielleicht passt das "wirklich" nicht mehr so richtig.
Also zumindest ist mir das bei gedruckten Sachen bisher nicht aufgefallen, sondern eher im Alltag. Ich schreibe ja auch nicht so, wie ich rede. Mh, hoffentlich schleicht sich das nicht auch dort ein :)
Tatsächlich denke ich, es ist tatsächlich im Sprachgebrauch wie auch im schriftlichen Gebrauch zu finden!
Tatsächlich habe ich von manchen Leuten gehört, sie haben das Gefühl, dass es häufiger gesagt wird.
Warum und wie wird deiner Ansicht nach "tatsächlich" falsch verwendet? Kannst du da Beispiele nennen, damit ich genau verstehe, was du fragst.
Tatsächlich bedeutet ja den Tatsachen entsprechend, also wahr.
Ja, das weiß ich auch, aber wenn niemand etwas in Frage stellt, dann wirkt eine Betonung des Umstandes, dass etwas der Wahrheit entspricht, einfach völlig fehl am Platze (also stilistisch).
Erst heute gab es wieder so einen Fall. Wo kann ich das abstellen? - Du, das kann tatsächlich in das Zimmer da drüber.
Okay. Oder neulich, als ich jemanden fragte, wo sie ihren Partner kennengelernt hat: Das war dann tatsächlich in Köln. Köln war dabei völlig ohne Kontext für mich, ich habe keine besondere Verbindung zu der Stadt und sie war auch vorher zwischen mir und der Person nie Thema. Das Wörtchen tatsächlich fällt in meinen Augen einfach auffallend oft und an falscher Stelle - aus keinem mir ersichtlichen Grund.
Ich verstehe! Ja, es wird oft - wie übrigens viele andere Wörter auch - als Floskel benutzt, da hast du recht (das ist tatsächlich so! ;-)! Es wird wohl oft automatisiert verwendet, weil es in gewisser Weise für vieles steht.
"Das kann doch eigentlich auf den Dachboden." Wobei eigentlich auch so ein Wort ist.
"Es spricht nichts dagegen, es auf den Dachboden zu tun".
"Es war wirklich in Köln (als Verstärkung von wahr).
Ich denke, wir alle verwenden solche Floskeln oder Wörter mit Mehrfachbedeutung.
Mir fällt da ein anderer Sprachtrend ein: "Echt jetzt?" Als ungläubiges Nachfragen, gespielt oder tatsächlich, anstatt: "Ist es wahr?" ;-)
Ja, dieses Wort fällt jetzt einfach andauernd und immer häufiger, viele verwenden es in beinahe jedem Satz. Aber ich habe das Gefühl, dass es bald von „richtig richtig“ verdrängt wird. Übrigens nervte mich so Anfang der 2000er das dauernde „sehr sehr“ in Sportsendungen.
Ach Unsinn, ich rede nicht von der Presse, sondern von Menschen im täglichen Umgang.