Warum reitet man mit Kandare?

5 Antworten

Mit einer Kandare können sehr feine Hilfen gegeben werden. Nur es unterschätzen viele, da dies gar nicht so einfach ist korrekt mit dieser zu reiten.

Das Pferd hat 2 Gebisse im Maul und somit der Reiter an jeder Hand 2 Zügel. Die Zügel werden nicht zusammen zwischen 2 Fingern genommen sondern getrennt voneinander.
Somit kann man mit jedem Gebiss einzeln auf das Pferd einwirken. Eine Kandare muß ausserdem perfekt passen, was sich für unerfahrene oft als Problem darstellt!
Kandaren sollten auch nur in höhern Klassen geritten werden. Ich fange mit Kandare erst ab M an und das nur auf Pferden mit sehr guter Ausbildung.

Den nicht nur der Reiter muß damit klar kommen sondern auch das Pferd.

Es gehört sehr sehr viel können dazu um damit richtig umzugehen. Man sieht sehr viele Reiter, die rein auf die starke Hebelwirkung reiten, dadurch das Pferd zwingen den Kopf fast oder sogar ganz bis zur Brust zu bringen.
Doch mit einer Kandare kann man normal das Pferd "wenn man weiß wie es geht" in korrekte Stellung ohne Zwang bringen.
Alles andere gehört normal verboten, wird aber gerne bewusst oft übersehen!!!

Kandaren haben bei vielen Leuten einen sehr schlechten Ruf..... Weil man sehr schnell Zwang auf das Pferd bringen kann ohne das es sich viel wehren kann bzw sehr großen Schmerz mit sich bringen kann das es Nachgibt und somit Pferde gebrochen werden :(
Bei einer Kandare können sämtliche Schmerzen zugefügt werden die man einen Pferd antun kann. Und das alles auf einmal!!!

Deswegen.... NUR an ERFAHRENE Leute, gute Reiter!!! Diese Reiter müssen komplett unabhängig von Steigbügeln und anderen Mittel reiten können. Die Konzentration muß direkt auf die Hilfgebung sein und nicht großmächtig auf seinen eigenen Sitz. Dieser muß so beherrscht werden das dieser von allein passt.

Die Hilfgebung muß so fein sein das sie so gut wie nicht sichtbar sind. Also kein gebohre und geziehe.

Viele denken auch ein Pelham sei da freundlicher fürs Pferd. FALSCH!!!! Pelham ist ein Riesen großer Schrott der niemals erfunden werden hätten dürfte. Die Hilfen sind schwamig, es wird überall gleichzeitig gezupft. Das Pferd bekommt Hebel und Nussknacker gleichzeitig. Egal ob Stangenpelham oder gebrochen, eine direkte verständliche Einwirkung ist damit nicht möglich da man dort nicht unabhängig voneinander reiten kann, sondern einfach was im Maul wo man das Pferd in die tiefe Zwingt.
Wenn jemand sagt, sein Pferd läuft perfekt mit Pelham bildet man sich meiner Meinung nach das nur ein. Das Pferd hat vielleicht die Nase unten aber das war's auch schon.

Und jedes Gebiss kann Schäden anrichten und zum Folterinstument werden. Dazu gehören auch Gebisslose Zäumungen.
Denn das Gebiss ist nur so scharf wie Reiters Hand ;)

Kandaren werden bei mir auch nur in der Bahn genutzt. Zum Ausreiten oder einfachen Training wie z.B mal Stangenarbeit werden ganz normale Trensen genommen. Deswegen besitzt jedes Pferd was in höheren Klassen mit Kandare geritten wird ein zweites Gebiss.

Also diese Teile dürfen im Umgang nicht unterschätzt werden. Das gleiche gilt für Sporen und andere Gebisse.

Aber schön das Du so eine Frage stellst und nicht einfach damit selbst rum experimentierst :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reite seid über 30 Jahren, bin selbst Pferdebesitzer

Dahika  06.11.2017, 09:37

Den neuen Kommentar zum Pelham ist Blödsinn. Das ungebrochende Pelham mit kurzen Anzügen und mit 4 Zügeln geritten, ist sogar ein mildes Gebiss. Das gebrochene Pelham, sogar mit einem Zügelpaar, das in dieses Verbindungsstück eingehängt wird, ist allerdings wirklich Mist.

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Zanora  06.11.2017, 13:18

Über dieses Pelham bin ich der Meinung und bleibe der Meinung. Und da bin ich nicht die einzige mit dieser Meinung. Sorry aber über dieses Gebiss gibt's nichts positives. Es wird "nur" empfohlen mit 4 Zügeln zu reiten. Über dieses Gebiss habe ich sehr lange recherchiert um nur 1 Punkt zu finden was dieses Gebiss für eine positive Einwirkung auf das Pferd haben sollte, habe nichts gefunden. Mit einer Kandare ist dies nicht zu vergleichen. In meinen Augen ist diese Zäumung nur eine Notbremse für Pferde mit denen der Reiter nicht klar kommt und nach einer Notlösung sucht. Ich habe schon sehr viele Pferde gesehen die mit Pelham geritten wurden aber es ist immer das selbe. Schwammig und die Pferde liefen mit einem normalen Gebiss wesentlich entspannter.

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Baroque  06.11.2017, 15:46
@Zanora

Was ich auch nicht verstehe: Warum reiten heutzutage so viele Stangengebisse beidhändig? Stangen werden einhändig geritten, da sie nicht einseitig belastet werden dürfen. Ich kenne auch keinen fachlich sinnvollen Grund für die 2:2 Zügelführung und kann somit auch nicht verstehen, warum diese erlaubt ist.

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Zanora  07.11.2017, 08:48

Also das ist so ein Thema wo ich echt ebenfalls nicht verstehe. Ich hab mich so viel erkundigt über das, hab absolut nix positives über diese Gebisse gefunden. Befasst man sich mehr über die Wirkungsweise sämtlicher Gebissarten, wird man schnell raus finden das dies kein guter Weg ist mit den Pelhams! Gebisse waren bei mir mal ein ganz großes Thema, da ich mit sehr vielen Problempferden gearbeitet habe. Und es waren viele Probleme auf das Gebiss zurück zu führen. Da waren sehr viele Pferde dabei die mit Pelham geritten wurden und "jedes" Pferd das mit Pelham geritten wurde lief mit einer normalen Wassertrense besser und es konnten diverse Probleme beim reiten leichter behoben werden. Ich bin normal kein Mensch wo Sturr auf seiner Meinung basiert, aber was das angeht bleibe ich dabei ;) Vielleicht kann ja hier jemand sagen, was es bei diesem Gebiss für nen Vorteil gibt?! Würd mich echt interessieren was manche so toll daran finden :)

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Auf Kandare reitet man dann, wenn Pferd und Reiter auf feinste Weise miteinander kommunizieren können, das erfordert oft monatelanges Training und ständige Korrektur im Beisein eines fähigen Reitlehrers.

Da geht´s nicht um´s Anreißen, sondern darum, dass eine Kandare ganz anders überträgt und Signale weiter gibt, als eine Wassertrense zum Beispiel.

Wer ein kandarenreifes Pferd (mit feiner Hand!) schon mal geritten hat, merkt sehr schnell, dass sich solche Pferde meist (wenn sie anständig darauf eingeritten wurden) dessen bewusst sind und auch bewusst an das Gebiss heran treten, ohne Angst. Nur weil man mehr "Schärfe" in das Pferdemaul bringt, bedeutet das nicht, dass die Hilfen besser angenommen werden, eher verkriecht sich ein Pferd hinter den Zügel.

Die Kandare selbst sehe ich nicht als Folterwerkzeug, denn das kann man mit der Gerte o.ä. genauso, da muss man nicht mühsam einen Kandarenzaum verschnallen. Ich sehe die Möglichkeiten das Reiten zu perfektionieren, Pferd und Reiter fast unsichtbar miteinander sprechen zu lassen und Pferde auch richtig zu gymnastizieren und gesund zu halten.

Bei der Zügelführung kann man entweder aufteilen, also ein Zügel läuft zwischen kleinen und Ringfinger und der zweite Zügel zwischen Mittel- u. Zeigefinger hindurch, oder man nimmt die Zügel 3:1 auf oder gar in einer Faust, was aber eine absolut feinen Hand voraussetzt, da das sonst unheimlich schnell scharf werden kann.

Lektionen auf der Kandare müssen vorher auf der normalen Trense schon klappen und sitzen, sonst hat man keine Chance weiterhin ein durchlässiges und feines Pferd zu haben.

Pferde erzieht man ausschließlich über den Kopf, niemals mit Gewalt ;-)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung

Eine Kandare wirkt - im Gegensatz zB zur “normalen“ Wassertrense - auf mehrfache Weise, u. a. auch auf das Genick des Pferdes. Sie ermöglicht dem Reiter auf sehr feine Weise mit seinem Pferd zu kommunizieren - vorausgesetzt, beide, Pferd u. Reiter sind soweit fortgeschritten, dass Anlehnung u. evtl. auch schon Versammlung funktioniert. Um letzteres zu erarbeiten, kann die Kandare ziemlich hilfreich sein. 

Falsch angewendet kann man einem Pferd damit fiese Schmerzen zufügen - sie ist zB KEIN geeignetes Mittel um ein Pferd vom Durchgehen abzuhalten u. wer ein Pferd mit Kandare in Haltung zwingt, so dass es lediglich dem Schmerz nachgibt (sieht man leider häufig...), hat das Prinzip ebenfalls nicht verstanden u. sollte tunlichst die Finger davon lassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Eine Kandare bringt nochmal eine andere Einwirkung mit sich. So kann auch allein die Lage der Kandare im Maul die Positionierung der Hinterhand beeinflussen, nur Aufgrund der Winkelung des Mundstücks.

Durch die Einwirkung über Zunge, Kinn und Genick kann man nochmal anders mit dem Pferd über die Zügel kommunizieren als mit einer recht ungenauen gebrochenen Trense.

Die Trense richtet auf, die Kandare zäumt bei, so ein altes Sprichwort.

Leider werden Kandaren heute häufig missbraucht und man sieht sie zumindest im Dressursport meist auf vollem Anschlag, da ist die feine Art der Kommunikation natürlich hinfällig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Mit der Kandare soll man feinere Hilfen geben können. Deswegen sollten nur Profis mit Kandare reiten. (was oft leider nicht der Fall ist)