Warum nennt der Jude Paulus den langhaarigen Simson unehrenhaft und widernatürlich?
"1. Korinther 11
Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt,"
Hatte hier womöglich der griechische Co Autor seine ganz persönliche Sicht der Dinge verkündet?
Kannst du mir bitte das Kapitel sagen?
1. Korinther 11, Vers 14/15
Da steht aber nichts von wegen unehrenhaft und widernatürlich.
Woher hast du das?
Lerne das verstehende Lesen. Und phantasier nicht so Kram rein.
Kannst Du nicht sinnergreifend lesen?
6 Antworten
Paulus hat nicht über Simson gesprochen.
Simson war ein Nasiräer. Nasiräer durften ihr Haar nicht schneiden:
(Richter 13:3-5) 3 Eines Tages erschien Jehovas Engel der Frau und sagte: „Du bist unfruchtbar und hast kein Kind, aber du wirst schwanger werden und einen Sohn bekommen. 4 Achte darauf, dass du keinen Wein und nichts anderes Alkoholisches trinkst, und iss nichts Unreines. 5 Du wirst schwanger werden und einen Sohn bekommen. Kein Schermesser soll an seinen Kopf kommen, denn er wird von Geburt an ein Nasirạ̈er Gottes sein. Unter seiner Führung wird Israel aus der Hand der Philịster gerettet werden.“
Die Vorschriften für Nasiräer findest Du in 4. Mose Kapitel 6.
In der MacArthur-Studienbibel steht dazu:
- "Natur. Im Sinne von elementarem menschlichem Urteilsvermögen, d.h. in dem intuitiven Gefühl, was normal und richtig ist. Das männliche Hormon Testosteron beschleunigt den Haarausfall bei Männern. Östrogen bewirkt, dass das Haar der Frau länger wächst. Frauen bekommen auch im hohen Altern selten eine Glatze. In den meisten Kulturen spiegeln sich diese Körpermerkmale in der Sitte wider, dass die Frauen längere Haare tragen. Gott hat ihr das Haar als einen Schleier gegeben, der Zartheit, Sanftheit und Schönheit ausdrückt."
Und im Walvoord-Bibelkommentar:
- "Alle damaligen Gesellschaften nahmen auf die eine oder andere Art Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern vor, z. B. in der Länge des Haupthaars. Ausnahmen dieser allgemeinen Praxis gingen entweder auf Zwang (z. B. Apuleius, Der goldene Esel, 7. 6, "um in Verkleidung zu entfliehen") oder auf Per Versionen (Diogenes, Leben des Laertius 6. 65) zurück. Dabei war nicht die Länge des Haars entscheidend, sondern nur die Tatsache, daß ein Unterschied zwischen Männern und Frauen zu erkennen war. Die Spartaner z. B. trugen ihr Haar schulterlang (vgl. Lucian, Die Entflohenen, 27) und banden es in der Schlacht hoch (Herodot, Geschichte 7. 208 - 9); dennoch kam keiner auf den Gedanken, sie für verweiblicht zu halten. Nach Paulus gereicht einer Frau langes Haar zur Ehre, weil es ein sichtbares Zeichen des Unterschieds zwischen den Geschlechtern ist. Darum sagt er, daß es ihr als Schleier gegeben ist. Das Empfinden der Zeit bestätigt, daß es für eine Frau schicklich ist, ihren Kopf bedeckt zu halten (vgl. Cicero, De officiis 1. 28. 100)."
Es ist sehr wichtig, dass da nirgendwo Widernatürlich steht - sondern gegen die Natur und gegen die Ehre
Um vielleicht auf eine sinnvolle Spur zu kommen, sollte man bedenken, dass Paulus sich seiner Umgebung angepasst hat, wenn er evangelisieren ging. In seiner Kultur war es üblich, dass männliche Römer kurze Haare hatten und weibliche Römer lange Haare. Damit Christen möglicherweise sich nicht unterscheiden zu den übrigen Römern und deshalb als Barbaren gesehen werden könnten, sollten sie den Sitten des Landes entsprechen solange diese nicht gegen Christus gerichtet seien.
Das Wort Natürlich bedeutet nicht unbedingt Natur sondern kann auch kulturelle Normen, die als natürlich angesehen werden, bedeuten.
Also dann vermutlich in diesem Zusammenhang:
"1. Korinther 9:20
Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie unter dem Gesetz, auf daß ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne."
Natürlich ist es der erste sinnvolle Kommentar, alles andere bisher ist nur Relativierung, bewusstes oder unbewusstes Missverstehen des Textes, zusätzliche Passagen, die nie ein Mensch gesehen hast, etc.
Also die üblichen Nebelkerzen.
Am ehesten hast ja du den Text missverstanden.
Warum behauptest du was anderes, als da steht?
Simson war kein normaler Mann mit langen Haaren, diese gaben in Kraft.
Dazu ein Vers aus dem Buch Richter:
Delila ließ Simson auf ihren Knien einschlafen, [rief einen Mann] und schnitt dann die sieben Locken auf seinem Kopf ab. So begann sie ihn zu schwächen und seine Kraft wich von ihm.
[Ri 16,9]
Paulus meint dies für "normale" Leute. Weil es von der Natur bzw. Gott so gegeben/gewollt ist!
LGuGS
Also Paulus entscheidet nach Augenschein, wer normal ist und wer abnormal? Und lehrt das den anderen ebenso zu tun?
Woher soll Paulus wissen, wer einfach so lange Haare hat und wem Gott dies befohlen hat? Am besten alle steinigen und wer es überlebt ist von Gott?
Nein, er muss es nicht wissen. Aber er muss wissen, dass es für Männer Gottes Gründe haben kann, lange Haare zu tragen.
Und er muss wissen, dass Gott zuteilt, wie es ihm gefällt.
Das ist der Punkt.
Nein, Paulus meinte Männer mit langen Haaren. Sonst hätte er noch eine Erläuterung dazugeschrieben. Warum dichtet man etwas hinein, was nicht geschrieben steht? Nur, damit es plausibel klingt?
Ich gönne mir seit vier Jahren täglich einen Auszug aus den Paulusbriefen.
Schau mal, was der Nutzer Zahlenguide geschrieben hat. Finde ich eigentlich plausibel.
Sorry,
Simson war eine Ausnahme (Richt.16,17).
Danke, der erste sinnvolle Kommentar bisher.