Warum machen Leute ihren Garten platt, nur damit es ordentlich aussieht?


20.05.2020, 12:50

Mich interessiert u.a., warum pflegeleichte Dauerbepflanzungen nicht als Alternative genommen werden, also Bodendecker, Stauden, Sträucher, wo man wirklich nur ein paarmal im Jahr was machen muss, die nicht verwildert aussehen und die viel weniger Arbeit machen als Rasen. Es muss nicht unbedingt "öko" sein.

Fehlen vielleicht die Informationen dazu, wie das geht, Anlaufstellen, wo man die Infos kriegt? Viele fragen ja bei Gärtnern nach pflegeleichten Lösungen, die sollten doch erst mal Lösungen unter Erhalt des Gartens anbieten, statt zum Plattmachen zu raten...

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei vielen ist es die Vorstellung das so eine Steinwüste besonders pflegeleicht ist. was nach ein paar Jahren nichtmehr zutrifft weil sich übrall irgendwelcher Dreck sammelt, Unkraut sprießt und es dann immer mehr Arbeit macht den kahlen Zustand zu erhalten.

Ein wilder Garten "auf der Blänke" also wo man von der Straße aus hinschauen kann ist auch für viele ein No-Go, da wird X mal im Jahr neu beflanzt, gejätet, beschnitten, gemulcht und gedüngt damit die Nachbarn nur ja nichts zu kritisieren haben. Wegen eeinem weniger gepflegten Garten sind schon Nachbarschaftskriege ausgebrochen...

Ich würde auch einen Garten bevorzugen der zum Großteil mit mehrjährigen, pflegeleichten Stauden bewachsen ist. Da blüht immer irgendwas und mit einem guten Bodendecker dazwischen hat auch das weniger erwünschte Grünzeug nichtmehr so gute Chancen.

Teilweise habe ich das in meinem (zur Zeit ziemlich verwilderten) Garten schon aber da ist das Problem das ich so viel Mist "geerbt" habe das Gartenarbeit kaum möglich ist: Nur zwischen 20 und 60cm tief Erde, das Beet 13m lang aber nur 70cm breit und überall ist Beton zwischen drin, das Efeu schneide ich 10x im Jahr aber es überwuchert + meuchelt alles andere etc. Irgendwann muss ich mir mal einen Profi ranholen der da Ratzeputz macht, bei dem Efeu bekomme ich langsam das Bedürfnis auf dunklen Wegen ein paar Kanister Agent Orange zu besorgen :/


whiteTree 
Fragesteller
 20.05.2020, 12:32

Ich frag mich, was man da auf bestimmte Nachbarn geben sollte. Mein Eindruck ist, dass unordentliche Gärten oft nur Vorwände für andere Gründe sind, oder dass die nur aus Selbstzweck Stunk machen wollen. Manche stellen auch echt unverschämte Forderungen, wie Kindern das Spielen im Garten zu verbieten, Bäume zu fällen wegen Laub oder keinen Samenflug von Blumen zu haben. Meine Meinung ist, dass man solche Leute wirklich in die Schranken weisen muss. Kompromisse ja, wo wirklich Beeinträchtigungen sind, aber nicht, dass solche Leute einen tyrannisieren und wegen sowas ganze Wohnsiedlungen zu Wüsten werden.

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Achwasweissich  20.05.2020, 15:40
@whiteTree

Wir hatten auch so einen Nachbarn. Wenn wir als Kinder draußen gespielt haben hat er den Kärcher ausgepackt für ne kalte Dusche und der Apfelbaum steckte über Nacht voller Kupfernägel weil die Blütenblätter in seine klinisch reine Auffahrt geweht sind :(
Nachdem er "versehentlich" mehrere besetzte Vogelhäuschen von unserer Garage abgerissen und samt Küken in die Mülltonne geworfen hat (7 Stück konnte ich retten und habe sie zum Aufpäppeln gegeben) sowie auf unsere Katze geschossen gab es dann eine Anzeige. Zum Glück liegt der Typ 6 Fuß unter der Erde -.-

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Grundsätzlich möchte ja fast jeder einen ordentlichen Garten haben. Auch wenn es dazu keine Verpflichtung gibt, kommt es einfach nicht gut, wenn es dort ungepflegt aussieht.

Schon ein kleiner Garten kann richtig Arbeit machen - vor allem im Sommer. Da heute meist alle erwachsenen Mitglieder eines Haushalts berufstätig sind, fehlt dafür einfach die Zeit. Viele sind schon mit Rasenmähen und Unkraut jäten überfordert. Da wird dann eben ein Steingarten angelegt, der keine Arbeit macht und immer gepflegt aussieht - eben weil da nichts wächst.


whiteTree 
Fragesteller
 20.05.2020, 12:43

Nun ist Rasen ja eher eine pflegeintensive Sache, der muss alle 1-2 Wochen gemäht werden, plus ggf. Düngen, Vertikutieren usw. Es gibt doch auch Bepflanzungen, die nur wenig Pflege brauchen: Bodendecker, bestimmte Staudenkombinationen, Sträucher, Vermeidung nackter Erde. Wo man wirklich nur ein paarmal im Jahr was machen muss und es trotzdem nicht verkommen aussieht. Sind die vielleicht nicht bekannt genug, oder gibt es keine bekannte Anlaufstelle, wo man sich darüber informieren kann?

Manche lassen sich ja Schottergärten sogar von Gärtnern anlegen, die sollten doch eigentlich sowas wissen.

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Immer mehr Kommunen verbieten diese Stein - und Schottergärten und ordnen Begrünung an.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 20 Jahren Leiter einer Rechtsanwaltskanzlei.

whiteTree 
Fragesteller
 20.05.2020, 13:17

Naja, eigentlich sind sie ja oft schon längst verboten, zumindest, wenn es nur ums Plattmachen geht (also nicht alpine Steingärten, Kiesgärten für Trockenvegetation): Landesbauordnungen, Baunutzungsverordnung BauNVO (müssen danach GRZ für Nebenanlagen einhalten). Die nächste Welle mit Kunstrasen rollt auch schon an, jedenfalls wird das Zeug massiv auch als Ersatz für Grünflächen beworben. Wobei professionell verlegter Kunstrasen recht eindeutig eine überbaute Fläche ist, die mit dem Unterbau eher einem Weg oder Parkplatz als einem Rasen ähnelt.

Bei der BauNVO wurde die Anpassung schon 1990 gemacht, damals ging es hauptsächlich noch ums Pflastern und Asphaltieren. Deshalb frage ich mich, ob man wirklich mit jeder neuen Modewelle zum Plattmachen von Grünflächen neue Vorschriften und Verbote braucht, oder ob man nicht einfach das Bestehende verwenden kann.

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Vielleicht gefällt es den Leuten?
Nicht jeder hat den gleichen Geschmack. Der Vorgarten meiner Eltern ist ein Steingarten. Die Hecken sind Zäunen gewichen und bis auf Spiersträucher, das Hochbeet, ein Gewächshaus und vereinzelte Flieder und Rhododendren gibt es hinter'm Haus nur Rasenfläche. Diese wird von einem Mähroboter in schach gehalten.

Klar könnte man mehr daraus machen, war früher auch "mehr". Aber meine Eltern werden nicht jünger und weder ich, noch meine Schwester haben Zeit, uns zusätzlich zum eigenen Haushalt noch um knapp 1500 m² Garten zu kümmern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter

whiteTree 
Fragesteller
 20.05.2020, 11:59

"Ordentlichen" Garten mit Rasen und ein paar Ziersträuchern meinte ich mit der Frage eigentlich nicht. Das ist immer noch ein Garten, ob es so toll ist, wäre eine andere Frage. Mit "Steingarten" vermute ich mal Schottergarten, also nur Unkrautvlies mit Steinen drauf, keine oder nur wenige einzelne Pflanzen (weil "Steingarten" ja ursprünglich eine nachgeahmte Gebirgslandschaft mit entsprechenden Pflanzen bedeutet).

Aber warum muss man denn unbedingt soviel tun? Die beschriebene Fläche mit Rasen und Sträuchern ist ja immerhin noch ein Garten, deshalb ist es auch nicht mit dem Plattmachen in der Fragestellug gemeint, aber wenn viel Pflege wirklich wegen Beruf oder Alter nicht mehr geht, warum dann nicht einfach wachsen lassen und nur 2-3mal im Jahr schneiden? Das soll jetzt kein Anprangern oder Bedrängen sein, aber die Beweggründe interessieren mich.

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Jekanadar  20.05.2020, 12:21
@whiteTree

Ich nenne das jetzt einfach mal "Generationenmentalität" da ich keinen besseren Begriff zur Hand habe. Es muss "ordentlich" und "vorzeigbar" aussehen. Es ist ebend noch wichtig, was die Nachbarn vom eigenen Garten halten. Es muss ja in die Nachbarschaft passen.

Als wir Kinder waren, hatten wir Kartoffeln und, da beide Eltern arbeiteten und kein Gift spritzen wollten, auch Kartoffelkäfer. Für die älteren Generationen war es selbstverständlich, rüberzukommen und für Ordnung zu sorgen. Mutter hat das damals tierisch aufgeregt. Aber so waren die Zeiten... Man hat auch am WE das Auto gewaschen und die Straße gefegt. Mein Vater würde das immer noch tun (un dsich höchstwahrscheinlich damit umbringen), wenn Mutter ihn nicht bremsen würde.
Oma war noch "schlimmer". Ich bin gespannt, was ich für Marotten entwickel.

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Manche mögen ein Grundstück nach eigenem Verständnis gepflegt aussehend und pflegeleicht zugleich.

Andere lieben eine natürliche Vielfalt.

Sie dürfen sich was aussuchen!


whiteTree 
Fragesteller
 20.05.2020, 11:46

Bei Überbauung ist es nicht so: die ist durch das Baurecht (schon länger) beschränkt, z.B. Grundflächenzahlen. Nach Baunutzungsverordnung müssen mindestens Pflaster- und Asphaltflächen, ziemlich sicher auch Schottergärten, Kunstrasen usw. als bauliche Nebenanlagen zur Grundflächenzahl gezählt werden. Wasserdurchlässigkeit ist dabei irrelevant, entscheidend ist, ob der natürliche Boden in seiner Funktion wesentlich beeinträchtigt ist. Die Landesbauordnungen verlangen meist für nicht bebaute Flächen Begrünung.

D.h. man kann den Garten zwar ziemlich frei nach eigenem Gusto gestalten (von ggf. örtlichen Vorschriften abgesehen), aber wenn er plattgemacht und durch eine bauliche Anlage ersetzt wird, gelten gesetzliche Grenzen. Früher war das meist Pflaster, Asphalt oder Beton, bis irgendwann die Schottergärten (oder entsprechend Kies, Splitt, Felsbrocken usw.) aufkamen. Da gibts aber auch schon Gerichtsurteile, dass die als bebaut zählen, jedenfalls dann, wenn es in erster Linie ums Plattmachen der Vegetation geht und nicht mehr als vielleicht ein paar Formgehölze drin ist. Kunstrasen ist eindeutig bauliche Gestaltung, wenn man das bei einem Sportplatz beobachtet, ist es kaum anders als für Straßen oder Wege. Auch die leichten Varianten, wo nur Sandbetten verwendet werden, sind eindeutig bauliche Gestaltung.

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