Warum kann man kein Latein sprechen wenn man das in der Schule lernt?

3 Antworten

Der Lateinunterricht zielt ganz bewusst nicht darauf, den Leuten beizubringen, Latein zu sprechen. Warum nicht?

  1. Es gibt ohnehin keine Sprecher mehr, aktiv kann man andere Sprachen lernen.
  2. Sprechen lernt man nur durch Übung. Die fehlt im Lateinunterricht. Man übt es einfach nicht.
  3. Aktiv beherrcshen ist schwerer als passiv beherrschen. Du versthest (passiv) z.B. sicher viele deutsche Fremdwörter, die du aber nie selbst (aktiv) verwenden würdest.
  4. Wenn man eine Sprache sprechen kann, beherrscht man sie "automatisch", man muss nicht darüber nachdenken, wie die Dinge funktionieren. Dadurch, dass man Latein anders lernt, lenrt man die Struktur der Sprache zu verstehen, was dir wiederum hilft, andere Sprachen besser zu verstehen. Das hilft dir dann auch bei deiner Rechtschreibung, und die ist für so ziemlich jeden Arbeitgeber einer der wichtigsten soft skills. Wer Sprachstrukturen versteht, tut sich dann oft auch leichter, andere Fremdsprachen zu lernen, vor allem die romanischen.

Was mein Vorredner gesagt hat, ist sicher auch ein Punkt. Latein wird für viele Studien vorausgesetzt (z.B. auch für Geschichte, da Historiker die Originalquellen lesen können müssen, um nicht auf die Interpretation einer Übersetzung angewiesen zu sein). Gibt aber, wie gesagt, auch genug andere Gründe.

Du hast bestimmt schon davon gehört, dass Französisch zu den modernen Fremdsprachen gehört und Latein zu den klassischen. Französisch wird in vielen Ländern dieser Welt noch gesprochen und geschrieben, die Sprache entwickelt sich auch noch, es gibt wie im Deutschen Jugendsprache, usw. Bei dem Latein, das man normalerweise in der Schule lernt, entwickelt sich nichts mehr. Die Sprache wird auch nur noch (in einer etwas modernisierten Fassung, die dem klassischen Schullatein nicht entspricht) in einem Land von wenigen Sprechern gesprochen.

Im modernen Fremdsprachenunterricht werden vor allem kommunikative Kompetenzen vermittelt. Lesen, Schreiben, Hörverstehen und Sprechen stehen hier im Vordergrund, Landeskunde ist auch wichtig, außerdem Literaturkunde, Grammatik, usw. Bei klassischen Fremdsprachen ist vor allem Lesen und Übersetzen wichtig, Grammatik, Landeskunde, Literaturkunde. Die anderen Kompetenzen sind nicht notwendig und werden nicht vermittelt.

Lateinbücher sind daher auch anders aufgebaut als z. B. Französischbücher. Man hat in einem 1. Kapitel eines Lateinbuchs eben keine Modellsätze wie z. B. "Hallo! Wie geht's dir?", weil es nicht gebraucht wird.

Die Aussprache (die wir modernen Menschen ja auch nur rekonstruieren können) lernt man, damit man ein Gefühl für die Sprache bekommt, die ja mit vielen modernen Sprachen in Europa und anderen Kontinenten verwandt ist. In einem Land spricht man, wie gesagt, immer noch Latein (allerdings meines Wissens nach mit einer italienisierten Aussprache), für Gesang ist es auch wichtig, da vor allem viele kirchenmusikalische Werke lateinische Texte haben.

Man benötigt es eh nur für Jura u. Medizin


Nenek  09.11.2010, 16:25

...und Theologie, Geschichte, Philosophie, usw.

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arzt110980  09.11.2010, 16:30
@Nenek

Ja stimmt aber willst du jetzt eigentlich alle aufzählen,habe ja nur das wichtigste geschrieben.

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Nenek  09.11.2010, 16:33
@arzt110980

Um nicht alle aufzuzählen, habe ich den Rest unter "usw." zusammengefasst. Jura und Medizin sind nicht für jeden die wichtigsten Studienfächer. Im Übrigen braucht man auch nicht an allen Unis Lateinkenntnisse für das Medizinstudium.

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