Warum ist Jesus Popularität in heutiger Sicht schwer nachvollziehbar?

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Nehmen wir einmal an, deine Aussage stimmt - "Die Popularität Jesu ist aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar" - dann fragt man sich natürlich, weshalb das so ist.

Wir leben in den großen Industrienationen häufig in einer extremen Ellenbogengesellschaft, wo der Einzelne seinen persönlichen Erfolg als oberste Priorität ansieht.Gesellschaftliche Anerkennung gibt es nur für nachweislich erbrachte Leistungen.

Zeit ist Geld und ständige Erreichbarkeit wird von einem aufstrebenden "Erfolgsmenschen" praktisch stillschweigend erwartet, der sich diesem Druck beugt, um möglichst schnell Karriere zu machen.

Die Bedeutung der eigenen Person wird also auf Basis materialistischer Ansichten besonders hervorgehoben und jeder denkt an seine Sicherheit, seinen Erfolg, seinen Wohlstand.

Der Gedanke an "selbstloses Handeln", etwas zu geben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten, den eigenen Ruf durch Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen zu gefährden, erscheint befremdlich.

Das Wohl der Allgemeinheit über die eigenen Vorteile zu stellen, dürfte für einige Menschen ebenfalls eher fragwürdig wirken. Immerhin profitiert man von einem solchen Verhalten nicht.

In einer Mentalität, in der das "Fressen-oder-gefressen-werden" im Mittelpunkt des Haifischbeckens zu finden ist, kommt man mit solchen Vorstellungen nicht weit.

Wer sich um Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und moralische Prinzipien bemüht, anstatt durch Intrigen m Stuhl des anderen zu sägen, muss damit rechnen, selbst abgesägt zu werden.

Da sind Appelle nach Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe, nach Vergebung und die Bereitschaft zum Opfertod, für den modernen wenig attraktiv und durchaus wenig nachvollziehbar.

Nehmen wir einmal an, deine Aussage stimmt nicht und stattdessen sagt man "Die Popularität Jesu ist aus heute noch ungebrochen" - dann fragt man sich natürlich, weshalb das so ist.

Der biblische Jesus sprach vor allem zur gesellschaftlichen Unterschicht und sozialen Randgruppen. Er nahm sich diskriminierten und stigmatisierten Personen an. Für ihn gab es keine Standesdünkel und Vorbehalte.

Auch heute noch werden Menschen benachteiligt, haben nicht Teil am Wohlstand und werden ausgegrenzt. Gerade für diese Menschen hat diese Figur nach wie vor eine ungemeine Bedeutung.

Die Aussicht, dass "die Letzten die Ersten" sein werden, die "Seligkeit der geistig Armen" und das Versprechen des Himmelsreich, dessen Tor für Materialisten so dünn ist wie "ein Nadelöhr für ein Kamel" spendet Trost und das Gefühl von höherer Gerechtigkeit.

Es gibt auch Menschen, die zuvor Teil der Wohlstandsgesellschaft und nur auf persönlichen Profit aus waren, dann jedoch nach einem tieferen Sinn ihres Lebens suchten und diesen im Vorbild Jesu fanden.

Seinen Wohlstand mit anderen zu teilen, zehntausende speisen zu können, ist für diese wohlhabenden Menschen eine sinnstiftende Tätigkeit und für sie ist die Botschaft Jesu nachvollziehbar.

Beide Standpunkte haben auf ihre Weise eine gewisse Gültigkeit - aber eine absolute Aussage über die Popularität Jesu kann meiner Ansicht nach nicht getroffen werden.


Enzylexikon  11.12.2016, 14:36

Vielen Dank für den Stern. :-)

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...weil die wichtigsten Voraussetzungen, um eine populäre Person zu werden, eigentlich fehlten. 

Jesus wuchs in keiner der bekannten Familien auf.

 Es gab keine mächtige Führungsperson / kein hoher Geistlicher, der sich für seine Visionen stark machte. 

Seine Ideen wurden nur von "Mund zu Mund" weitergegeben. Er selber verfasste, so weit wir heute wissen, keine Schriften (wie es zum Beispiel Luther tat). 

Nach seinem Tod am Kreuz wäre seine Bewegung, wie viele zuvor und danach, ohne "Anführer" am Ende gewesen. Ohne Auferstehung ist deshalb nicht erklärbar, wie er zur bekanntesten Persönlichkeit der Erde werden konnte und das Christentum zur Weltreligion.

Ist sie das denn?

Wenn man sich die damalige Zeit anschaut, dann ist seine Popularität doch eher gut nachvollziehbar, denn es war schon ein sehr neuer, sehr "moderner" Gedanke, alle Menschen als gleichermaßen wertvoll anzusehen.

Dass das den Oberen nicht schmeckte, ist ebenso nachvollziehbar - noch heute will niemand seine Privilegien abgeben.
Umso mehr Anklang fand er aber im Volk, selbst wenn dessen "Besserstellung" erst im Jenseits erfolgen sollte.

Was für eine Popularität?

Da war einer, der ist umhergezogen und hat was von sich gegeben.

Nunja, das gabs damals an jeder Ecke. Alle möglichen Leute stellten sich als Retter oder Messias oder Erlöser oder sonstwas dar und klopften wilde Sprüche.

Der hatte wohl ein paar Anhänger, das hatten andere auch, nur stellt man das heute so hin, als wäre das quatitativ oder qualitativ was absolut  besonderes gewesen und gar Länderübergreifend alles verzückt gewesen, wenn der irgendwo mal eine Rede gehalten hat.

Der von diesem Wanderprediger ausgehende, kleine judäische Fischerclub hatte nur das Glück, dass genau dieser geschickt in eine Machtlücke stoßen konnte, den ein aus Dekadenz und Misswirtschaft zusammenfallendes römisches Reich hinterlassen hat, dessen ideologische Infrastruktur übernehmen und benutzen konnte und einigen Machthabern den Kopf verdrehen oder von diesen als praktisches Lenkistrument für die breite Masse benutzt werden konnte, sonst wurde da heute kein Hahn mehr danach krähen und es hätte diese Bewegung genauso getroffen wie alle anderen, sie wären in Vergessenheit geraten.

Das ganze hat nichts mit (nachträglich behaupteter) Popularität dessen zu tun, dessen Name da verwendet wurde, sondern mit geschicktem Marketing - so geschickt, dass man davor, nicht von den Inhalten sondern von der reinen Verbreitung und Verwendung gar Respekt haben kann, als Musterbeispiel dafür, wie man aus einer kleinen Geschichte durch geschickte Manipulation ein Riesending machen kann.


Bodesurry  07.11.2016, 20:02

feinerle - Glaubst Du das wirklich. dass die bekannteste Person, die es je auf dieser Erde gegeben hat, "nur" durch geschicktes Marketing, ohne wirkliche Inhalte, dazu gekommen ist. 

Deine Argumentation tönt so gut, dass sie zwingend an jedem Marketing-Kurs, den ich besuchte habe, hätte als leuchtendes Beispiel aufgezeigt werden müssen. 

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feinerle  08.11.2016, 09:26
@Bodesurry

Ganz schlecht dargestellt.

Der Schlüsselsatz in Deinem Kommentar lautet: "Glaubst Du das wirklich"

Glaubst..... also raten, annehmen. Was wer glaubt, ist völlig unerheblich, man weiß (im Sinne von empirisch) oder weiß nicht. Nur aufgrund eines solchen Faktes lässt sich eine fundierte Entscheidung treffen.

Wenn jemand mit genau diesem Satz kommt, ist stets was faul.

Nur wenn man glaubt, der Mond sei aus Käse, ist der das noch lange nicht.

Was die angeblich doch ach so wirklichen Inhalte angeht, da möchte ich einen Fachmann zitieren.

Einen Menschen, der der Nachfolgeorganisation des judäischen Fischerclubs vorstand, einen Papst.

Genauer gesagt Papst Pius II. -der gesagt hat:

"Uns und den unsrigen ist das Märchen vom Jesus zum Segen geworden".

Klare Aussage von einem, der das sicherlich besser weiß mit einem Inhalt, welcher tief blicken lässt.

Also sind wir doch wieder beim Marketing.


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Mbartho  07.11.2016, 13:54

So unwichtig, dass wir diverse hohe Feiertage im Jahr haben durch ihn und unsere Zeitrechnung auf ihm beruht. :)

Runterspielen nützt nichts mein Freund. Er war und ist: Gott!

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feinerle  07.11.2016, 14:13
@Mbartho

Wenn Du den letzten Satz bitte empirisch / faktisch aus unabhängiger Forschung und Drittquellen belegen würdest, denn ohne dies ist das und alles andere leider nur Hintergrundrauschen.

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