Warum ist es als Transgender schwierig eine gute Beziehung zu finden?

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Ich kann mir vorstellen, dass Leute, weil es ihnen unbekannt ist und sie wenig Berührungspunkte mit dem Thema haben, Angst/Misstrauen gegenüber Transmenschen haben. (Dazu kommt, dass manche sich zu Transm. ohnr Geschlechtsangleichung nicht hingezogen fühlen. Und auch wenn das vielleicht ein Spezialfall ist, sind sie dann zu ängstlich oder auch einfach schüchtern, um sich jedem Transmenschen dann auf einer Beziehungsebene anzunähern)

Puh, wo fangen wir da am besten an? Erstmal: Vieles ist bestimmt einfach der Zeit geschuldet. Das übliche Konzept von "Mann und Frau", also noch ohne Transgender, ist so alt wie die Menschen selbst und damit auch das Prinzip, womit die meisten von uns aufgewachsen sind. Die erste bekannte transsexuelle Person, die sich einer Geschlechtsangleichung unterzog, gab es aber erst im letzten Jahrhundert und wirklich öffentlich, so dass die "breite Masse" bescheid weiß? Das kam noch wesentlich später. Für eine Vereinfachung bei Beziehungsanbahnung ist es aber erforderlich, dass sowohl in Punkto Wissen als auch Offenheit ein Punkt erreicht wird, in dem die Gesellschaft Transgender nicht mehr vom "althergebrachten" unterscheidet. Und das benötigt Erfahrungsgemäß einige Generationen Zeit.

Obendrein betrifft mehr als 99% das heute noch als "Phänomen" geltende Transgendertum nicht. Sie entsprechen ihrem biologischen Geschlecht und haben entsprechend wenig Berührung mit Transgendern. Es ist also außergewöhnlich und wird daher auch, größtenteils unbewusst, nicht als mögliche Kombination für Beziehungen in Betracht gezogen - bis man vielleicht doch irgendwann jemanden kennen lernt.

Und erst dann setzen die bewussten Lern- und Gedankenprozesse ein.

Fragen, die man sich dabei stellen kann und es einem schwer machen, könnten z.B. sein:

Ist es normal, das ich so empfinde? Und wozu macht es mich selbst, das ich es tue?

Werde ich selbst, im Falle einer Beziehung mit betreffender Transgender, weiterhin vorbehaltlos so gesehen und akzeptiert wie zuvor?

Wie schaffe ich es, nun da ich um sein/ihr Transgender-Dasein weiß, die oder ihn auch wirklich als das zu sehen, was sie innerlich ist?

Es wird irgendwann irgendwo Widerstände, Ignozanz oder Inakzeptanz wegen der Beziehung geben. Kann ich damit überhaupt umgehen und wenn ja, dann wie?

Was ist, wenn ich irgendwann eigene leibliche Kinder will? MtF produziert doch keine eigenen Eier bzw. ein FtM keine eigenen Spermien. Wie soll das dann gehen?

Komme ich damit zurecht, dass eine Familienplanung irgendwann so kompliziert wird?

Was passiert eigentlich in zwanzig, dreißig Jahren mit seinem/ihren Körper und Geist, wegen der hormonellen Behandlungen und eventueller Operationen?

Bin ich nun eigentlich überhaupt noch Hetero?

Und so weiter...

Keine dieser Fragen ist negativ gemeint. Und viele, wenn nicht alle davon (und noch mehr) fragt sich ja auch jeder Transgender selbst. Für die über 99% unter uns ist es allerdings in solchen Momenten absolutes Neuland - und ebenso verunsichernd wie z.B. für jemanden, der gerade erst erkannt hat, Transgender zu sein.

Eine Standard-Beziehung mit einer nicht Transsexuellen Person bringt ja schon vieles an Überlegungen mit sich. Die o.g. Fragen kommen lediglich noch obendrauf - und sicher gibt es noch reichlich mehr, was sich jemand selbst fragen könnte.

All das macht es für Transgender eben so schwer, eine gute Beziehung zu finden. Wenn irgendwann in Zukunft solche Beziehungen häufiger werden, sich in noch fernerer Zukunft womöglich sogar als ebenso Standardmäßig etabliert haben wie Beziehungen zwischen Nicht-Transgendern... Ja, dann erst wird es so einfach werden, als Transgender eine gute Beziehung zu finden, wie für die übrigen.

Das klingt vielleicht entmutigend, aber das sollte es nicht sein. Der weg dahin beginnt heute. Er wird mit jeder Beziehung weiter etabliert. Wissen sorgt für Akzeptanz (und wenn nicht das, dann zumindest für klarheit, wer wie denkt) und nie verbreitete sich Wissen schneller als heute. Zugleich sind, auch wenn es manchmal schwer zu glauben ist, die Menschen heute im allgemeinen offener als je zuvor.

In meinen Kreisen jedenfalls kenne ich nur extrem wenige, die eine Beziehung mit Transgendern für sich ausschließen. Vielleicht einer von zwanzig. Zugegeben, sie sind alle geistig und emotional vielleicht reifer als manche anderen, aber das Umfeld in dem wir uns bewegen macht ja auch eine Menge aus.

Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie schnell sich die Zukunft entwickelt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Über 2 Dekaden praktische Erfahrung in diesen Bereichen

Ich denke das liegt daran dass viele Menschen unsicher sind und sich mit dem Thema kaum auskennen. Und anstatt zu fragen oder sich zu informieren, gehen sie Transpersonen lieber aus dem Weg. Abgesehen davon gibt es natürlich leider auch viele Vorurteile und Transphobe Menschen


nele12522  07.03.2022, 01:27

Wieso gehst Du davon aus das es mit Unsicherheit und oder Unkenntniss zu tun hat? Vielleicht ist es auch schlicht Desinteresse.

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tippsforqueers  07.03.2022, 06:30
@nele12522

Aber was genau unterscheidet eine Transperson, die alle Operationen hinter sich hat, von einer Cis Person, wenn es um Dating und liebe geht? Absolut gar nichts.

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nele12522  07.03.2022, 14:26
@tippsforqueers

Ich hab nicht von Unterschieden gesprochen, sondern gemeint das manche einfach desinteressiert sind.

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Es gibt ja eine Transcommunity, von daher glaube ich nicht das es soooo schwierig ist für diese Leute einen Partner zu finden, zumindest nicht schwieriger wie es für andere ist.

Naja, es gibt weniger Leute die eine Beziehung mit so jemandem eingehen wollen. Ich zum Beispiel würde das nicht wollen, mit einer Frau die mal ein Mann war zusammen zu sein


emyness  06.03.2022, 19:16

Und warum nicht? Was spricht dagegen?

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RomanI888  06.03.2022, 19:24
@emyness

Es ist für mich einfach ein unfassbar komischer Gedanke, ich könnte mich nicht an den Gedanken gewöhnen dass diese Person mal wie ich männlich war

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emyness  06.03.2022, 19:28
@RomanI888

Du musst dich ja nicht daran gewöhnen, dass sie mal ein Mann war, sondern sie ja nur als das sehen, was sie eigentlich ist und schon immer war. Nämlich eine Frau. So wie du deinen Kommentar geschrieben hast, scheint das ja aber kein Problem zu sein.

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RomanI888  06.03.2022, 19:32
@emyness

Das ist die Theorie. Aber in echt sieht es anders aus, ich kann es mir stand jetzt einfach nicht vorstellen, und ignorieren könnte ich es glaube ich auch nicht wirklich.. Vielleicht ändert sich meine Ansicht dazu, wenn ich mal mit so einer befreundet sein sollte oder zumindest so jemanden kenne

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