Warum hatte sich Russland 1989 nicht die DDR unter den Nagel gerissen?
Ich bin kürzlich öfter in der ehemaligen DDR gewesen und beim Durchfahren kommen einem ja so Gedanken. 19hunderumtundsechzig (könnte ich jetzt googlen) meinte der Russe, eine Mauer ziehen zu müssen. Die DDR sollte doch Russland angeglichen werden und es sollte Sozialismus gelebt werden. Dass das in die Hose ging, wissen wir alle. Und ich brauche hier auch keine Information für die Schule (aus der bin ich lange raus!), aber wie gesagt: Die Gedanken kommen einfach. Und statt dass die Mauer fällt, hätte sich doch Russland das Stück Land - die DDR - welches gar nicht mal so klein ist, finde ich, doch aneignen können. Ich bin mir sicher, dass da niemand prostestiert hätte: Mit den Russen legt sich keiner an ... (außer Selensky, aber das soll hier nicht Thema sein). Wieso hat man also seinerzeit klein beigegeben?
Ich habe diese Problematik bereits mit jemandem besprochen und derjenige sagte, dass die DDR 1989 völlig runiert und im finanziellen Chaos war. Ja, das unterschreibe ich auch. Aber das hält doch Russland nicht davon ab (wer war eigentlich zu der Zeit am Ruder ... war das Gorbi oder Jelzin? Oder?), Land dazuzugewinnen. Ich mein: Teile von Russland sind auch arm und gehören dennoch zu Russland. Teile Russlands sind völlig unbewohnt (weil nicht bewohnbar) und dennoch gehören sie Russland. Das also kann kein Grund sein.
Gut, dann wäre immer noch Westberlin eine völlige Insel gewesen - schon klar. Nunja - das hätte man sich doch auch noch einverliben können ...
Hat da jemand eine Erklärung für mich?
10 Antworten
Hätten die nicht "einverleiben" können, weder Westberlin, noch die DDR.
Berlin nicht, wg. dem Viermächstestatus und die DDR nicht, das Polen, CSSR, Ungarn schon vorher raus waren.
Darüber hinaus hatte Gorbatschow die vormaligen Ostblockstaaten "entlassen", ein jeder solle seine Zukunft selbst bestimmen.
Das ließ den Korken vollends aus der Flasche schnippsen.
Die Massenfluchten über CSSR und Ungarn waren bereits im Gang, da war kein halten mehr.
Dass Gorbatschow für seine Perestroika in der DDR vererhrt wurde, hast Du richtig in der Erinnerung.
Das war das Ende des "Kalten Krieges".
Der ursächliche Anlass war die Erschöpfung Russlands ob des Westrüstens.
Putin ist ein anderes Kaliber, er ist Stalinist. Nur nicht allein, da sind noch mehr Falken in seiner Entourage.
Ob er die Ukraine tatsächlich erobern wird, kann bezweifelt werden. Wie eebnso ob er sich damit zufrieden geben würde.
Wollen vielleicht, die Möglichkeiten fehlen ihm schlechthin.
Er hat diese "Russisches Großreich" Phantasie, wie auch nicht. Ohne ideologischen Unterbau brauchte er erst gar nicht antreten.
Das lag am Gorbatschow eher beendete die Sowjetunion und nicht nur diese sondern auch die DDR waren 1989 zu Ende.
Es war einfach nicht mehr möglich, denke ich das zu schaffen.
Hallo AriZona04,
Und ich brauche hier auch keine Information für die Schule (aus der bin ich lange raus!), aber wie gesagt: Die Gedanken kommen einfach.
Vieles scheint dir dort auch entgangen zu sein. Ende der 80er fiel die Sowjetunion auseinander. Es gab keinerlei realistische Möglichkeit, die DDR zu einer russisch kontrollierten Exklave zu machen. Im Januar 1990 musste die Sowjetunion den Westen um Lebensmittel bitten.
Unabhängig davon war Gorbatschow ein realistischer Reformer. Die starre Haltung der Partei und die Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte konnte er aber auch nicht ungeschehen machen.
Danke für Deine Antwort. Ich gestehe, dass ich zu der Zeit noch null Interesse an Politik hatte. Da hatte man einfach nur vor der Glotze geheult, als die Massen in den Westen strömten. Mehr nicht. Jetzt erst - wo Putin sich die Ukraine holen will - kommen die Gedanken.
Sie haben sich auch die anderen Länder des "Ostblocks" nicht unter den Nagel gerissen. Wäre wahrscheinlich sogar einfacher gewesen. Da gehörten zumindest manche mal zur Sowjetunion. DDR gehörte aber nie dazu.
Hmh. Zunächst Danke für Deine Antwort. Aber: Die DDR gehörte nie dazu ... nunja. Wenn die Russen nie ein Interesse an der DDR hatten, dann hätten sie doch auch nicht die Mühe machen müssen, die Leute dort kommunistisch/sozialistisch umpolen zu müssen. Nur in der DDR wurde Russisch gelehrt - und eben kein Englisch oder Französisch. Die DDR war in meinen Augen mehr Russisch als Deutsch.
Wenn du mal viel Lust und Zeit hast, empfehle ich dir den 2-teiligen Fernsehfilm "Deutschlandspiel". Da ist sehr gut dargestellt, wie das alles war. Ist ein Film, wo Spielszenen mit Zeitzeugen (auch russische Politiker) gemischt sind. Ein wirklich gutes Zeitdokument. Ich weiß allerdings nicht, ob es den auf YT gibt.
Na - da schau ich doch gern bei Gelegenheit rein.
Ich hab ne Menge in dieser Art konsumiert in den letzten Tagen - das hatte sich zufällig ergeben. Fing an bei einer zufälligen Doku über Kim Il Sung - hammerinteressant, wie der an die Macht kam. Und ging dann über die Machtergreifung Hitlers über - also per meinem Interesse. Ich hatte da damals in der Schule gepennt. Jetzt interessiert es mich.
Ja, so geht mir das auch...beschäftige mich jedoch schon ein paar Jahre damit. Besonders Hitler ist so eine Figur. Unglaublich, mit welchen Mitteln der an die Macht kam....und davor hat er kaum was gerissen. Ich habe auch eine über 1000 Seiten lange Biographie über ihn. Da werden auch mal seine Vorfahren usw. beleuchtet, hoch interessant.^^
Jahh - ich erinnere mich! Gorbatschow wurde von den Deutschen fast schon verehrt - kann das sein? Da war eher ein Umdenken im Gange als "wir wollen Russland vergrößern". Richtig? Meine Güte - hätte ich doch nur mehr aufgepasst seinerzeit. Aber meine Eltern waren da auch so ignorant und hatten die Nachrichten nie aktiv verfolgt. Dann schaltet man als Kind/Jugendlicher auch ab. Leider. Aber man kann ja nachlernen.
Ich hatte nur die Parallele im Kopf: Putin will jetzt die Ukraine. Warum hatten - also - die Russen damals nicht die DDR genommen? So war mein Empfinden. Dass es kein "Putin" am Ruder seinerzeit war, war mir komplett entfallen, da ich erstens seinerzeit Politik nicht ernst nahm und zweitens Gorbi nur als Engel wahrgenommen hatte, aber der war danach ja auch schnell erledigt.