Warum Hatte die Sowjetunion so hohe Verluste im 2.Weltkrieg?

11 Antworten

Wie hier bereits erwähnt, gibt es dafür eine ganze Reihe von Faktoren.

Nach neuesten Erkenntnissen hatte die Sowjetunion sogar ca. 27 Millionen Menschenleben zu beklagen. Davon waren über 15 Millionen Zivilisten. Von den 11,4 Millionen toten Soldaten starben ca. 8,4 Millionen bei Kampfhandlungen und 3 Millionen in deutscher Kriegsgefangenschaft.

Anfangs des Krieges befand sich die Rote Armee in einem Prozess der Umstrukturierung und war im Offizierskorps empfindlich durch den stalinschen Terror geschwächt. Wenn die Führung der Sowjetunion auch von einem Krieg mit Deutschland ausging, so war sie trotzdem überrascht, glaubte sie doch durch den Hitler-Stalin-Pakt noch mindestens zwei Jahre Zeit zu haben. Die Truppen waren nicht vollständig ausgerüstet, mangelhaft ausgebildet und die Truppenführung war zum großen Teil ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Die Organisation der Verteidigung ließ in vielen Frontabschnitten zu wünschen übrig.

Auf der anderen Seite standen gut ausgerüstete, kampferprobte und siegesgewohnte Einheiten mit großer Erfahrung, die mit großem Tempo vorrückten, so dass vielfach keine gut ausgebauten Verteidigungsstellungen errichtet werden konnten.

So kam es gerade zu Anfang des Krieges zu großen Kesselschlachten, in denen sowjetische Einheiten vollständig vernichtet wurden. Als dann die Rote Armee im Verlauf des Krieges die Deutschen unter größten Opfern zum Stehen brachte und die Initiative errang, sah sie sich der Aufgabe gegenüber, einen professionellen Gegner mit einer effizienten Verteidigung angreifen zu müssen.

Um einen erfolgreichen Angriff auf eine gut organisierte Verteidigung führen zu können, muss eine entsprechende Überlegenheit an Menschen und Material geschaffen werden, weil die Angreifer aufgrund mangelnder Deckung automatisch höhere Opferzahlen haben werden. Je nachdem, ging man von einer zu schaffenden Überlegenheit von 1:4 bis 1:8 aus.

Besonders deutlich wurde das noch mal während der Schlacht um die Seelower Höhen. Obwohl Deutschland den Krieg bereits verloren hatten, mussten ca. eine Million Rotarmisten aufgeboten werden, um die deutschen Stellungen auf den Seelower Höhen, verteidigt von 100.000 deutschen Soldaten, zu überwinden.

Die höheren Opferzahlen der Sowjetunion sind also auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, die sich einerseits auf militärischen Gebiet aus den Versäumnissen und Fehlern vor Beginn des Krieges und später dann aus den Erfordernissen des Angriffs gegen gut ausgebaute und gestaffelte Verteidigung ergaben. Die 15 Millionen zivilen Opfer, sowie die drei Millionen toten sowjetischen Kriegsgefangenen sind dem verbrecherischen Vernichtungs- und Versklavungskrieg geschuldet, den Deutschland im Osten geführt hat. Siehe dazu Blockade von Leningrad oder Backe-Plan.

http://de.wikipedia.org/wiki/Backe-Plan


eka45  21.04.2014, 14:30

Aber die nachfolgende Antwort scheint mir noch einschlägiger:** Der Krieg gegen die UdSSR war ein planmäßiger, rasseideologischer UND ANTIKOMMUNISTISCHER (!) Vernichtungskrieg******

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Die sowjetische Armee, speziell die Infanterie, war besonders in den ersten Kriegsjahren sehr schlecht ausgerüstet. Die Rote Armee war auf den Angriff nicht vorbereitet. Stalin hat in den dreißiger Jahren fast die gesamte "Stawka" (die oberste Militärführung) hinrichten lassen, im Rahmen der allgemeinen "Säuberungen". Zu Beginn des Russlandfeldzugs war daher die Organisation der Roten Armee in einem desolaten Zustand, die chaotischen Verhältnisse und schweren taktischen Fehler haben neben der schlechten Ausrüstung für unnötige Verluste gesorgt.

Die Sowjets haben die mangelhafte Ausrüstung durch einen Überhang an Soldaten kompensiert, man konnte ja quasi "aus dem Vollen schöpfen". Bei einem Sturmangriff kam es z.B. häufig vor, dass nur einer von drei Soldaten überhaupt eine Waffe hatte. Es war eine Abnutzungsschlacht "Mann gegen Material".

Im Gegensatz zu den vielen "sowjetophilen" Antwortgebern sehe ich die Sache anders. Ich denke, es lag daran, dass die deutschen Streitkräfte einfach die besten ihrer Zeit waren. Das lag am hohen Ausbildungsstand und ihrer sehr hohen Kampfmoral. Dadurch waren sie in der Lage, der in quantitativer Hinsicht personell und technisch überlegenen Roten Armee während der gesamten Zeit des Krieges überdurchschnittlich hohe Verluste zuzufügen. Wer es nicht glaubt, sollte z.B. das Buch von Erich von Manstein "Verlorene Siege" lesen. Da ist alles für die Beantwortung der Frage nötige sehr gut beschrieben. Wer deutschen Kriegsteilnehmern "zeitgemäss" gerecht nicht glauben will, sollte auf angloamerikanische Militärliteratur zurückgreifen. Sie ist in jeglicher Hinsicht objektiver als die nationalistische Sowjet- oder politisch-korrekte deutsche Geschichtsschreibung. Empfehlenswert ist z.B. das Buch von Martin van Krefeld (amerikanisch-jüdischer Militärhistoriker) "Kampfkraft". Krefeld hat die Armeen des 2.WK (speziell die amerikanische und die deutsche) untersucht. Er kommt zum Ergebnis, dass die deutsche Armee allen anderen überlegen war. (Er fragte im Vorwort, warum die Deutschen in 6 Monaten vor Moskau standen, die riesige Sowjetunion aber 3,5 Jahre brauchte, um ihre alten Grenzen wieder zu erreichen. Oder warum Deutschland in 4 Wochen Frankreich besiegte, die geballte alliierte Macht ganze 6 Monate, um den Ausgangszustand zu erreichen). Warum hat man so eine Untersuchung angestellt? Weil die US-Armee sich nach dem Vietnamdebakel neu orientieren musste. Und als Vorbild wählte man die Wehrmacht (nicht die Rote Armee-warum wohl?). Elemente deutscher Ausbildung und Führungsstruktur wurden anschliessend für die US-Armee als brauchbar befunden.Auch die israelische und einige arabische Armeen taten dies, wie übrigens auch die Rote Armee in der Vorzeit des 2.WK. Ein Wort noch zu den stalinschen Säuberungen. Trotz des Aderlasses gelang es den Russen 1939 (nach den Säuberungen) die starke Armee Japans mehrfach zu besiegen (siehe z.B.Schlacht am Chalchin Gol). Übrigens machten es erst die Säuberungen möglich, dass modern denkende Sowjet-Offiziere Karriere machen konnten. Als Beispiel mag hier der berühmte Marschall Schukow dienen.

Du hast einige klassische Fehler begangen in der Einschätzung, die leider nicht Deine Schuld sind, weil nicht nur (seriöse) Medien sondern auch so mancher "Historiker" diese Fehler begehen und rezitieren unvollständige, falsche und einfach nur tendeziöse Ansichten anstatt gut recherchierte Fakten.

1.Man soll nicht zivile und militärische Verluste nicht in einen Topf werfen. Es verzerrt die Einschätzung der militärischen Effizienz. Die Zahlen, die Du benutzt sind Gesamtzahlen der Verluste im Krieg. Deren einziger Wert für die Forschung ist demografischer Natur(um Gesamtverluste an Bevölkerung der Länder zu beurteilen) und die Einschätzung der Opferzahlen des Krieges insgesamt als Indikation für die wenn man so will Brutalität des Krieges.

2.Wenn man die zivilen immensen zivilen Verluste der Sowjetunion von der Gesamtzahl abzieht kommt man auf eine ganz andere Zahl. Bei den zivilen Verlusten selbst kann man hier nur kurz anmerken, dass sie dem Vernichtungskrieg geschuldet sind. Stichpunkte hier: "Generalplan Ost", der Folgendes vorsah:

"Vernichtung oder Vertreibung von 80–85 % der Polen;

Vernichtung oder Vertreibung von 50–75 % der Tschechen;

Vernichtung von 50–60 % der Russen im europäischen Teil der Sowjetunion, weitere 15–25 % waren zur Verlegung in den Osten (d. h. Umsiedlung bzw. Vertreibung hinter den Ural, nach Sibirien) vorgesehen;

Vernichtung von 25 % der Ukrainer und Weißrussen, weitere 30–40 % der Ukrainer und weitere 30–50 % der Weißrussen sollten in den Osten „ausgewiesen“ werden."

Quelle:Wiki;

Vernichtung der Juden(von den über 6 Millionen getöteten Juden waren zw. 1,5 und 2 Millionen Sowjetbürger und somit Teil der Zivilverluste der Sowjetunion); der bereit svon PeVau erwähnte Backe-Plan.

Im Lichte dessen muss man sagen, dass ohne auf die eher hier unnötigen Diskussionen einzugehen wer was wusste und wer was tat(die ewige SS vs. Wehrmacht-Debatte) muss man sagen, dass letzendlich die Deutschen gezielt und massiv die Zivilbevölkerung der Sowjetunion vernichtet haben, auch nicht nur Juden und Kommunisten, sondern auch mal wahllos in Zuge von Strafaktionen oder auch durch Zwangsarbeit unter Bedingungen, die den Massentod der Zwangsarbeiter bewusst einbezog.

Umso fragwürdiger lässt es das Auftreten der modenen Neorevanchisten erscheinen, die versuchen die Rote Armee entweder "genausoschlimm" oder gar "schlimmer" als die Wehrmacht bzw. SS in dieser Hinsischt darzustellen. Dabei werden Vorfälle und Übergriffe(die es zweifellos gab, und die aber ein Teil jeden Krieges sind) bewusst aufgebläht und aus dem Kontext gerissen aber vor allem nie in Relation gesetzt zu den Taten der Deutschen im Osten(denn der Vergleich würde viel zu deutlich ausfallen).

3.Wenn man sich auf die militärischen Verluste konzentriert ist der grobe Fehler, der nicht nur oft sondern meist begangen wird sich genau die Kriegsparteien anzuschauen. An der deutschen Ostfront stand die Sowjetunion allein Deutschland und Verbündeten von Deutschland gegenüber. Wenn man also die Verluste der SU mit den Verlusten Deutschlands allein vergleicht ist es einfach nicht korrekt.

Wenn man die militärischen Verluste der SU (11,9 Mio) mit denen von Deutschland und Verbündeten (8,7 Mio) vergleicht(nur Ostfront natürlich) stellt man fest, dass der Unterschied bei weitem nicht so gross ist.

Bedenkt man dabei, die schon von anderen Postern angespochenen Faktoren wie die hohen Verluste der SU in den ersten Kriegsmonaten in Kesselschlachten, das klassische für Militättheorie Verhältniss von Verlustverhältnissen der angreifenden und der verteidigenden Seite(der deutsche Angriffskrieg dauerte nicht lange, war mehr oder minder extrem schnelles Überrollen der unvorbereiteten Roten Armee oft ohne die Notwendigkeit der Überwindung einer vernünftigen Verteidigung. Der offensive Teil des Krieges für die SU war ein langwieriges Zurückdrängen der Wehrmacht über 3 Jahre), und als wichtige Ergänzung, dass die Massen an Kriegsgefangenen(vor allem der ersten Monatedes Krieges) zu Tode gekommen sind in KZs und zu den militärische Verlusten zählen(die Bedingungen der sowjetischen Kriegsgefangenen waren ganz andere als die der anderen Kriegsgefangenen. Das war auch ein Kriegsverbrechen. Die anderen Kriegsgefangenen genossen in Deutschland eine Behandlung gemäss dem internationalen Kriegsrecht bis Ende 1944 und viele überlebten auch deswegen und zählen eben zahlentechnisch nicht als militärische Verluste) wird die Diskrpanz bei den Gesamtverlustzahlen nachvollziehbar. Allein die extreme Zahl der in Gefangenschaft Umgekommenen(selbst bei skeptischer und vorsichtiger Betrachtung der vorhandene Daten über 3 Millionen. Eine deutsche Statistik von 1.05.1944 halte ich für verlässlich, wobei man noch bedenken muss, dass gerade das letzte Kriegsjahr sich durch höchste Verluste unter Kriegsgefangenen durch gezielte Vernichtung und Mangel an Versorgung auszeichnete) gleicht fast das Verlustverhätnis aus.

Weil dem Stalin seine Soldaten noch egaler waren als Hitler seine.

Weil Stalin in den Vorjahren alle höheren Offiziere hatte hinrichten lassen und somit völlig unerfahrene und blutjunge Offiziere ganze Divisionen führen mussten.

Weil die Rote Armee vor allem zu Beginn des Krieges erbärmlich ausgerüstet war. (Zum Teil wurden Soldaten ohne Waffen an die Front geschmissen.)


aptem  20.04.2014, 23:55

Das ist oberflächlich hoch 10 und somit einfach falsch.

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