Warum hat Michelangelo Adam´s Geschlechtsteil so verkümmert dargestellt? Die Proportionen passen überhaupt nicht?

6 Antworten

Den Rest sieht man nicht, der hängt hinten durch! :-)

Außerdem kann man Adam verstehen, dass der keine Erregung spürt, wenn "Gott" vor ihm herumfuchtelt!

Viel bedeutsamer ist, dass Michel die "Belebung" außerhalb des menschlichen Gehirns, also jenseits menschlichen Denkvermögens, angesiedelt hat (Gott sitzt in einem dem menschlichen Hirn nachempfundenen Gebilde, wenn du dir das Gemälde mal insgesamt betrachtest).

Er wollte damit bestimmt künstlerisch ausdrücken, dass die Technik wichtiger als die Größe ist?

Im ersten biblischen Schöpfungsbericht steht:

„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie als Mann und Weib.“ (Gen 1,27)

Das Pronomen sie bezieht sich auf nichts. Die Übersetzer konnten sich nicht vorstellen, richtig zu schreiben: " ... und er schuf ihn (= den Menschen) als Mann und Weib."

Nach dem korrekten Text ist der biblische Adam zunächst kein Mann, sondern ein sexuell undifferenziertes erstes menschliches Geschöpf, eine Art Hermaphrodit. Erst dadurch, dass die Frau aus diesem Geschöpf hergestellt wird, entsteht aus dem Rest der Mann, wird aus „Adam“ „isch“ und „ischah“ (hebräisch), also Mann und Frau. Die bibl. Schöpfungsgeschichte betont die Ähnlichkeit von Mann und Frau – nicht die Gegensätzlichkeit der Geschlechter wie wir heute.

So ist Adam nach seiner "Geschlechtsumwandlung" verblüfft, wie ähnlich ihm Eva ist, und er ruft freudig aus: „Sie ist Bein von meinem Bein!“ Es gibt also gute Gründe, diesen Text nicht mit einer streng dichotomen Optik zu lesen, wie dies in der Regel geschieht.

Z. T. nach:

ev.rub.de/mam/pt-karle/36_zz11-17_interview_karle.pdf

Michelangelo hat sich mit den biblischen Texten gründlich befasst, bevor er sie in Bilder umsetzte, und offenbar hat der Papst seine zwittrige Darstellung Adams akzeptiert.

Woher ich das weiß:Recherche

Aischylos  26.07.2019, 08:54

Ergänzung: Michelangelo stellt den Moment dar, in dem Gott den "Menschen" hypnotisiert, damit er die "Geschlechtsumwandlung" schmerzfrei durchführen kann.