Michelangelo: Die Erschaffung Adams? Kunst/Bibel/Bedeutung?

8 Antworten

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Dieser Abstand zwischen den Fingern wird unterschiedlich gedeutet und auch philosophisch interpretiert. Michelangelo wird gewusst haben, warum er das so gemalt hat. Aber deutlich gesagt hat er es nie. Wollte er die Nähe ausdrücken, die der Mensch zu Gott hat — und gleichzeitig sagen, dass Gott nicht erreichbar ist?

Wenn man weiß, dass Michelangelo zum Malen gezwungen wurde, kann man sich vorstellen, dass er in das Bild einen verdeckten Schlag gegen den Papst mit eingearbeitet haben könnte.

In der Ausgabe der Zeitschrift Life vom 26. Dezember 1949 war zu lesen: „Papst Julius II. mußte Michelangelo buchstäblich dazu zwingen, die Fresken für die Sixtinische Kapelle zu malen. . . . Michelangelo weigerte sich zweimal, nach Rom zu kommen und die Wände zu bemalen. Beim dritten Mal erklärte er sich nur deshalb dazu bereit, weil die Stadtverwaltung von Florenz darauf bestand, denn diese befürchtete, daß der wütende Papst die Stadt Florenz mit der Schweizergarde angreifen würde.“

Dass der Papst ein sehr gefährlicher Mann war, geht aus der New Funk & Wagnalls Encyclopedia aus dem Jahre 1949 hervor:

„Er verschaffte sich Reichtum, und auch nachdem er zum Papst erhoben worden war — dies erreichte er 1492 durch Bestechung —, lebte er ein vergnügungssüchtiges Leben. . . . Das Vermögen seiner Kinder vergrößerte er hauptsächlich dadurch, daß er auf raffiniert getarnte Weise Adlige und Geistliche beraubte, von denen er eine Anzahl vergiften oder durch andere Methoden umbringen ließ.“

Michelangelo malte auch an die hintere Wand der Sixtinischen Kapelle das „Jüngste Gericht“ — eine unbiblische Höllenszene. Nach der Bibel ist die Hölle das allgemeine Grab der Menschheit, in dem die Toten ohne Bewußtsein sind und daher keine Schmerzen leiden können. Warum hat Michelangelo das so gemalt? Um dem Papst klarzumachen, das dieser vor Gott verurteilt ist?

Papst Paul III. hatte zwei Mätressen, bevor er Priester wurde. Und er hatte vier uneheliche Kinder. Als er das „Jüngste Gericht“ gesehen hat, soll er auf die Knie gefallen sein und gebetet haben: „Herr, rechne mir meine Sünden nicht zu, wenn du zum Gericht kommst.“

In der New Encyclopædia Britannica wird zu diesem Gemälde („Jüngstes Gericht“) gesagt: „Der Christus des Gerichts ist ein donnernder Gott und kein christlicher Erlöser, mehr darauf bedacht, das Menschengeschlecht zu verdammen, als die Gesegneten im Himmel willkommen zu heißen.“

Vielleicht verstecken sich hinter Michelangelos Malereien bissige Botschaften an den Klerus? Wieviel Freiheiten Michelangelo beim Malen gelassen wurden, wissen wir nicht.

Auf jeden Fall hat Michelangelo mit seinem berühmten Deckengemälde das Bild, das viele Menschen von Gott haben, beeinflusst. Viele sehen ihn als muskulösen, dynamischen alten Mann, der durch die Lüfte schwebt.

Wenn diese Vorstellung auch überzogen ist, macht sie doch eines deutlich: Gott ist eine reale intelligente Person, zu der wir ein Verhältnis aufbauen können. Das mag Michelangelo im Sinn gehabt haben, als er dieses Gemälde malte.

Michelangelo gestand: „Das wahre Kunstwerk ist nur eine schlechte Kopie der göttlichen Perfektion“.

(Quellen: diverse Literatur von Zeugen Jehovas)

Liebe Grüsse ...


OhNobody  07.11.2018, 04:30

Danke für das Sternchen ...

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Die Menschen im Mittelalter und wohl auch Michelangelo, stellten sich Gott als einen alten Mann vor, der "...und auf den Sternen waltend sitzet.." wie es in einem Studentenlied heißt. Dem Künstler gelang es dabei gleichermaßen die Erschaffung des Menschen sinnbildlich darzustellen, wie auch die Anatomie des menschlichen Körpers, den man sonst tunlichst verhüllte!

Michelangelo war ein begnadeter Maler und vor allem Bildhauer.

Aber er war "Auftragskünstler" und kein großer Philosoph.

... was sich der Künstler Michelangelo dabei gedacht hat, als er das Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans erstellt hat, ...

Reicht das Geld? Reicht die Zeit? Warum sind die Mitarbeiter so schlecht? Bekomme ich noch ein Gerüst dazu? usw.

Insgesamt hat er es gut gemacht.

Die Auftraggeber waren zufrieden (soweit ich weiß).

So oder so ähnlich :-) 

Wie so viele Künstler musste er überlegen:

Wie kann ich einen erzählten Vorgang in ein sichtbare Gestaltung umsetzen?

Er muss den "Weg von der Idee zur Form" gehen. Entschieden hat er sich für eine Aktmalerei, die durch Körpersprache, Gestik und Mimik die "Übertragung" des Lebens andeutet.