Warum hält sich Russland so stark zurück?

12 Antworten

Krieg ist nun mal ein Kosten- / und Ressourcenfaktor, welcher je nach Grad der Mobilisierung allerdings auch ganz schnell zu einem Politikum innerhalb der eigenen Bevölkerung werden kann.

Die russische Föderation selbst wurde ja nicht militärisch angegriffen, sondern sie will bzw. wollte mit möglichst kleinen Anstrengungen auf Expansionskurs gehen. Die Widerstandskraft der Ukraine nebst internationaler Solidarität zu ihrer Verteidigung wurde dabei von den russischen Militärstrategen jedoch teilweise massiv unterschätzt.

Vermutlich glaube man zu Beginn der "Spezialoffensive", rein durch Macht- / und Militärpräsenz die Ukraine schnell auf konventionelle Art in die Knie zur Gefügigkeit zwingen zu können.

Der Einsatz von atomaren Waffensystemen schied allerdings bislang in der Strategieführung vor allem aus Gründen der Verstrahlung und der weltgerichtlichen Zuordnungsfähigkeit auf die russischen Führungsspitzen samt ihres Präsidenten bislang aus.

Der Einsatz atomarer Waffensysteme geht halt auch in Russland nicht ohne Mitzustimmung Pituns, was ihm damit später gerichtsbar dann tatsächlich direkt mal vor die Füße fallen könnte im nötigen Beweis der mittelbaren ANORDNUNG zur Tötung von Zivilisten durch inkaufnahme.

Bis jetzt kann er sich somit halt jetzt noch wie ein Aal aus der Schlinge winden in der Aussage, niemals direkte Greueltaten an der Zivilbevölkerung selbst mit angeordnet zu haben.


Grautvornix  10.07.2024, 19:36

Das kann er nur, solange man seiner nicht habhaft wird.

Steht der einmal in Den Haag ist es vorbei für ihn.

0
Gnurfy  10.07.2024, 19:51
@Grautvornix

Derzeit kann man ihm gewisse Teile der schlimmsten Greueltaten gegen zivile Menschlichkeit noch nicht direkt zuordnen.

Zudem reist er genau deswegen auch nicht mehr in Staaten die ihn wirklich gerne in Den Haag vor Gericht sehen wollen würden. Aus Russland entführen wird ihn derzeit wohl auch kein Geheimdienst der Welt zur Zwangsvorführung.

Das politische Risiko wäre damit im Konflikt mit der RF viel zu hoch mit viel zu geringer Chance der mittelbaren Beilegung des Krieges gegen die Ukraine.

1

Bis vor Beginn der "militärischen Spezialoperation" 2022 war besonders von außen schwer einzuschätzen, welche Effizienz Russlands Militär wirklich besitzt.

Nachdem der verbrecherische Angriffskrieg begonnen worden war, offenbarten sich auf Seiten des russischen Militärs eklatante Schwächen; desolate Strukturen in der militärischen Führung, die z.T. noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen, Jahrzehnte altes, modifiziertes Material, dass in der Folge den gelieferten Waffen/Systemen der NATO kaum etwas entgegen zu setzen hatten, unzureichend ausgebildete Soldaten usw.

Nach kurzer Zeit war auch nach außen klar dass Russlands Armee lediglich nur noch ein Schatten von einst ist.

Ob sich Putin und die Verantwortlichen dessen im Vorfeld bewusst war, ist unklar, man rechnete wohl damit, Kiew und damit die Schaltzentrale der Ukraine im Handstreich zu nehmen.

Als das gründlich daneben ging, änderte Putin seine Taktik und verlagerte den größten Teil der Truppen an andere Abschnitte.

Ein wirkliches Konzept, um die Ukraine in die Knie zu zwingen, hat man in Russland bislang nicht.

Irrtümlich oder vielleicht auch vorsätzlich behaupten einige immer wieder, Russland würde nur mit "halber Kraft" vorgehen. Das ist Mumpitz und ergibt keinerlei Sinn.

Verschiedene unabhängige Quellen sprechen mittlerweile davon, dass Russland bis hierher etwa eine halbe Million Kämpfer verloren hat.

Wenn das halbwegs zutrifft, dann ist das höchstwahrscheinlich wesentlich mehr, als man in Russland je für möglich gehalten hätte.

Putins größtes Problem ist er selbst, weil er nicht im Stande ist, diesen sinnlosen Krieg zu beenden.


Gnurfy  10.07.2024, 20:30
Irrtümlich oder vielleicht auch vorsätzlich behaupten einige immer wieder, Russland würde nur mit "halber Kraft" vorgehen. Das ist Mumpitz und ergibt keinerlei Sinn.

Keine Ahnung wen Du damit ansprichst. Aber die russische Föderation hat sich selbst ja bekanntermaßen viele kleinere Fronten geschaffen, welche sie nun kostspielig in ihrem derzeitigen Verlauf auch in ihren jetzigen Situationen eingefroren halten muss.

Auf der anderen Seite hast Du allerdings dahingehend recht, dass die russische Strategie vermutlich wohl auch heute noch zu großen Teilen auf Masse gegen Klasse im "Erfolg" mit Angriffswelle auf Angriffswelle im Verschleiß von Material und Menschen zu stützen scheint.

Wenn die Ukraine Pech hat, könnte sich dieser Konflikt damit ähnlich zäh wie die beiden Konflikte in Afghanistan wie Kaugummi ziehen, bis eine der Parteien tatsächlich die Segel streicht.

Auf der anderen Seite kann die Ukraine gemäß NATO-Statuten aber auch so lange nicht aufgenommen werden, wie sie selbst noch mititärische Grenzkonflikte grundlegend auszutragen hat.

Dieses "Manko" könnte Pitun durchaus bereits zu Beginn seiner ersten Offensiven seit 2014 mit der Annektion der Krim fest eingeplant gehabt haben als Lehre aus der Geschichte der NATO-Gründung. 🤔

0

Russland verheizt tausende Soldaten und viel altes Material, aber ihr Motto ist "Masse statt Klasse". Moderne Technik haben sie weniger, dafür aber viel altes Material, was natürlich in den Krieg geworfen wird. Aber viel heißt eben auch viel, und damit hat es die Ukraine natürlich schwer.

Ja, dass die über 5.000 Atomsprengköpfe aus der alten UdSSR "geerbt" haben ist richtig! Die kann Putin aber nicht so ohne Weiteres in der Ukraine einsetzen, weil diese Gebiete dann komplett zerstört und atomar verseucht werden würden. Und dann hätte er nichts mehr von seiner Kriegsbeute. Er will die Ukraine ja schlucken und sie anschließend nach Möglichkeit ausbeuten.

Ansonsten haben die russischen Streitkräfte nicht allzu viel zu bieten als riesige Mengen an billigem Kriegsgerät (z.T. noch aus Sowjet-Zeiten), von denen sie zwar aufgrund ihrer Ressourcen in kurzer Zeit ausreichend Nachschub produzieren können, welche aber gegen die westlichen Waffen der Ukraine eher das Nachsehen haben und schnell zerstört werden.

Auch hat Russland extrem große Mengen an Soldaten, von denen die allermeisten aber völlig unerfahrene und undisziplinierte Jünglinge sind, die man zwangsrekrutiert hat und die ggf. auf dem Schlachtfeld leicht sterben. Zumal ist Korruption in den höheren Rängen des russischen Militärs bis heute ein großes Problem.

Das Resultat aus diesem Arsenal siehst du seit zweieinhalb Jahren in der Ukraine: nämlich, dass die nicht wirklich weiter kommen und nach wie vor von Kiew relativ weit entfernt sind.

Große Mengen an Billigschrott und Kanonenfutter heißt demzufolge nicht zwangsläufig, dass man damit auch wirklich effektiv Krieg führen kann!


AlterHaudegen75  10.07.2024, 23:27

Zudem kommt ja dann auch noch das innerhalb seiner Truppen großer Unmut herrscht und die Frage nach dem Sinn gestellt wird. Von Teilen der Zivilbevölkerung mal ganz zu Schweigen. Er schiebt sich jeden Tag mehr ins Abseits.

1

Russland kommt mit ihrem Schwanz nicht mehr hoch. Wenn sie gekonnt hätten, dann hätten sie die Ukraine gerne schon lange komplett eingenommen.

Sie unterlagen aber einem gewaltigen Irrtum: niemand hat sie mit Freudentaumel empfangen, schlimmer noch, sie haben sich gewehrt.

So kam es, dass die russische Gurkentruppe 500.000 Soldaten verloren hat, den größten Teil ihrer gepanzerten Fahrzeuge, und gut die Hälfte der Schwarzmeerflotte.

Dazu kommt, auch völlig falsch interpretiert, dass Schweden und Finnland geradezu in die Nato getrieben wurden.

Also unter dem Strich: Die russische Armee ist zu einem Papiertiger reduziert worden, der nichts mehr gebacken bekommt, außer Zivilisten zu töten.


AlterHaudegen75  10.07.2024, 23:22

👍 Putin hat zu beginn auch nicht im Ansatz an den Widerstand der Ukraine gedacht bzw. damit gerechnet. Ebenso nicht mit der Unterstützung des Westens und nicht zuletzt mit den Sanktionen.

Er hatte gedacht das wenn er seine Truppen zusammen zieht und dann geschlossen Einmarschieren es eine relativ "leichte" Nummer wird. Falsch gedacht. Was denkst du wie es weiter geht...?

0