Warum haben Schüler in der DDR mit Granaten geübt?

8 Antworten

Diktaturen brauchen ein Feindbild, um die Leute bei der Stange zu halten. Deshalb wird das Leben weitgehend militarisiert. Betriebskampfgruppen, Gesellschaft für Sport und Technik oder eben der Wehrkundeunterricht in der Schule und die Glorifizierung des Militärs schon im Kindergarten dienten dazu, alle Bürger in eine Art Verteidigungsbereitschaft zu versetzen. Vordergründig um einen angenommenen Feind von außen (also die BRD) abwehren zu können, eigentlich aber, um durchgehende Kommandostrukturen in der Bevölkerung zu etablieren und dem einzelnen Bürger ein Ausbrechen zu erschweren. Wenn alle meinen, sie stünden in einem ewigen Krieg gegen den Klassenfeind, lassen sich alle besser kontrollieren und rumkommandieren.

Und ja, ich weiß, dass jetzt alle DDR-Romantiker über mich herfallen.

Naja die F-1 Attrappe so weit wie möglich zu werfen und eine richtige F-1 anzuwenden ist schon ein Himmelweiter Unterschied. Wen du die so wie im Sportunterricht wirfst kannst du sie gar nicht so weit werfen das du dich nicht selbst gefährden würdest. Die F-1 ist einen Verteidigungshandgranate mit einem Splitterradius von bis zu 200 m. Die wird grundsätzlich nur aus der Deckung eingesetzt.

So wie im Sport, also im offenen Gelände, wurde die Angriffshandgranate RGD-5 eingesetzt. Damit wurde aber im Sport nicht geübt.

Warum man nun unbedingt mit einer Handgranaten-Attrappe geworfen hat entzieht sich meiner Kenntnis. In den jüngeren Klassen gab es ja den Schlagball nur war der irgendwann einfach zu leicht. Da musste etwas Schwereres her, vielleicht hatte man davon einfach nach dem Krieg genug übrig. Die welche ich in der Hand hatte waren jedenfalls schon Jahrzehnte alt und kaum noch als Handgranate erkennbar. Die besten Werfer bei uns haben damit übrigens über 100m geschafft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gungrasshopper  30.09.2019, 18:50

Ich finde Deinen Text durchaus interessant. Ich war als Wehrdienstleistender selber bei der Bundeswehr und wurde im Häuserkampf und Nahkampf ausgibildet. Für uns gab es nur eine Handgranate. Die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidungshandgranate kenne ich nicht! Da war man uns in der DDR wohl voraus!

"Warum man nun unbedingt mit einer Handgranaten-Attrappe geworfen hat entzieht sich meiner Kenntnis." Sorry, aber der militaristische Hintergrund dafür sollte einem durchschnittlich intelligenten Menschen schon einfallen.

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Als Vorbereitung auf den Ehrendienst an der Waffe zur Verteidigung des Sozialismus gegen den imperialistischen Klassenfeind. Das passte alles zusammen. Zivilverteidigungslager, GST ... übrigens gabs sowohl Stielhandgranaten-Attrappen als auch solche von Eierhandgranaten.


Jojokatze112 
Beitragsersteller
 28.09.2019, 19:56

Was mich daran wundert ist aber welches Bild das auf Deutschland abgibt. Grade erst besiegt und dann wird sowas in der Schule unterrichtet. Ich glaub schon das die großmächte die Deutschland besiegt haben da schon ein bisschen verdacht schöpfen könnten aber ich weiß es nicht besser

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Grinsekater1812  28.09.2019, 20:06
@Jojokatze112

Du vergisst,dass es damals kein Deutschland als solches gab.Was in der DDR als 'Schulsport' gemacht wurde,diente schon als Vorbereitung zum NVA-Dienst.Und wer sollte was dagegen haben.Unsere 'Brüder' aus der Sowjetunion bestimmt nicht.....und andere hatten keinen Zugang.Oder meinst du,irgend jemand aus der damaligen BRD hat sich dafür interessiert,was die Jugend beim DDR-Schulsport oder der 'Gesellschaft für Sport und Technik,kurz GST genannt,so getrieben haben.

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Slarti  28.09.2019, 20:07
@Grinsekater1812

Und nebenbei: Kriegsspielzeug für Kinder gabs auch in der friedliebenden BRD zuhauf.

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Slarti  28.09.2019, 20:21
@Jojokatze112

Übrigens: Als Schüler wars uns völlig egal, womit wir da warfen und es hat auch kein Lehrer gesagt, wir sollten uns vorstellen, auf Imperialisten zu werfen. Die ganze krude Ideologie, die in der DDR-Schule dem Lehrstoff beigemischt wurde, ging uns am Arsch vorbei.

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Das waren Attrappen von Handgranaten und von Stabhandgranaten. Der Sport war der vormilitärischen Ausbildung für den kommenden Wehrdienst vorgeschaltet.

Beantwortet zwar nicht unmittelbar Deine Frage, aber vielleicht von Interesse für Dich:

https://www.welt.de/geschichte/article181380752/Wehrkunde-in-der-DDR-Kriegsspielzeug-fuer-Krippen-Handgranaten-fuer-Schulen.html

Derartige Wehrübungen waren Bestandteil der allgegenwärtigen milititaristischen Erziehung in der DDR. Die Propagierung eines äußeren Feindbildes und die behauptete allgegenwärtige Bedrohung sollte die DDR letztlich nur nach innen stabilisieren. Eine in Diktaturen häufig zu beobachtende Strategie.