Warum haben Menschen in der Evolution keine Nacht-Sicht entwickelt?

9 Antworten

Weil Menschen von tagaktiven Vorfahren abstammten, die keine gute Nachtsicht benötigten. Für sie war gutes Tagsehen wichtiger, weil man so z. B. unreife von reifen Früchten unterscheiden konnte. Eine gute Nachtsicht wäre für tagaktive Tiere ziemlich nutzlos und verschwenderisch. Um gut sehen zu können, mûsste die Dichte der fürs Kontrastsehen zuständigen Stäbchen sehr hoch sein. Da der Platz auf der Netzhaut aber begrenzt ist, ginge dies zulasten der Zapfen (dies sind die fürs Farbensehen zuständigen Sinneszellen). Gute Nachtsicht würde also bedeuten, dass in gleichem Maße die Tagsicht und das Farbsehen immer schlechter werden würde. Und nun rate mal, was für ein tagaktives Tier wohl wichtiger ist!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nephox 
Beitragsersteller
 08.05.2022, 14:10

Könntr es noch passieren dass Menschen eine gute Nachtsicht entwickeln wenn zum Beispiel die Netzhaut größer werden würde?

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Darwinist  08.05.2022, 15:29
@Nephox

Die Netzhaut ist nur do groß, wie das Auge es zulässt. Ein größeres Auge hieße, dass man mehr Energie bräuchte, um es zu versorgen und es ist auch viel verletzungsanfälliger. Und das Grundproblem bliebe: eine gute Nachtsicht nutzt uns als Tagtieren nichts.

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Menschen sind Affen und in vielen Bereichen noch an ein Leben in den Bäumen angepasst. Dazu gehört das räumliche Sehen und eine verglichen mit anderen Säugern gute Farbsicht. Verglichen mit anderen Säugern sind sie auch recht streng tagaktiv.
Die Evolution entwickelt Merkmale mit deutlichem Vorteil und ist nicht auf Perfektion in allen Punkten ausgerichtet.


Nephox 
Beitragsersteller
 08.05.2022, 00:23

Warum gibt es eigentlich kein Lebewesen das überall perfekt ist? Und warum entwickelt Evolution nur Merkmale mit deutlichem Vorteil?

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ThomasJNewton  08.05.2022, 00:32
@Nephox

Jedes Gen mutiert ab und zu. Der Mensch hat ca. 25.000 Gene, die er instand halten muss. Instandhaltung bedeutet oft, dass derjenige stirbt, der eine mutierte Variante erbt. Ein perfektes Lebewesen hätte die mehrfache Anzahl an Genen, die lassen sich nicht alle erhalten.

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Darwinist  08.05.2022, 13:59
@Nephox
Warum gibt es eigentlich kein Lebewesen das überall perfekt ist?

Weil es natural constraints gibt, die einander entgegen stehen. Eine Anpassung an eine Eigenschaft geht dabei zwangsläufig immer zulasten einer anderen.

Ein Beispiel: der dynamische Segelflug erfordert sehr große Tragflächen, ideal sind hier lange, schmale Flügel wie z. B. beim Albatros. Je größer ein Flügel ist, umso mehr Auftrieb erzeugt er aber, wenn ein Vogel ins Wasser tauchen will. Um gut im Wasser voran zu kommen, sollte ein Flügel möglichst klein sein, wie z. B. beim Pinguin.

Einen Vogel, der perfekt fliegen und perfekt tauchen kann, kann es also gar nicht geben, weil die Lösungen für beide Probleme völlig gegensätzlich zueinander sind. Ein Vogel, der an beides gleichzeitig gut angepasst sein will, etwa ein Tölpel, muss also einen Kompromiss finden. Die enormen Tauchleistungen eines Pinguins oder die tollen Segelflugeigenschaften eines Albatros' wird er jedoch nie erreichen können.

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Die meisten Menschen können doch Nachts sehen, also es findet zumindest eine Dunkeladaption statt, die zumindest im Freien noch zur groben Orientierung ausreicht. Auch viele andere Säugetiere können das nicht so viel besser... Jäger sind auch in Vollmondnächten (bzw. auch den Tagen drum herum) am erfolgreichsten und aktivsten.

Tiere die sich komplett ohne Licht orientieren können, nutzen eine Art Sonar (z.B. Fledermäuse). Aber selbst das können Menschen in gewissen Grenzen erlernen, sie sind nur normaler Weise nicht darauf angewiesen.

Inwiefern hätte die ihnen genutzt? Sie sind nicht nachtaktiv und mit ihrer Körpergröße auch denkbar ungeeignet, nachts nach Beute zu suchen, ohne jede Menge Geräusche zu verursachen, die jede potenzielle Beute verscheuchen würde, bevor sie sie sehen könnten.

Zum Einen der Ersparnis halber und zum Anderen weil nie benötigt. Wir waren nie nachtaktiv genug um eine solche Sicht nötig zu haben und wir haben ein exzellentes Farbsehen entwickelt. Da dieses ebenfalls viel Energie benötigt, hätte sich eine Nachtsicht nicht rentiert.