Warum gibt es so wenige Italiener in Fulda?
Wir haben in Fulda einen sehr hohen Anteil an Türken. Diese stellen meist die Hälfte der Schulklassen. Außerdem haben wir einen sehr hohen Anteil an Russlanddeutschen, die nach der Wende hier her kamen und mit der "Fulda Galerie" und "Ziehers Süd" fast zwei Stadtteile für sich beanspruchen.
Es gibt auch ein paar Amerikaner, die von den Soldaten abstammen, die bis zur Wende in Fulda stationiert waren. Die Russlanddeutschen sind bei den Fuldaern übrigens sehr unbeliebt. Das Verhältnis ist angespannt. Mit den Amerikanern ist das Verhältnis wesentlich besser und lockerer. Die Amerikaner sind auch wesentlich besser integriert, als die Russlanddeutschen, welche oft für sich leben in den genannten Stadtteilen.
Seit 2015 sieht man auch vermehrt Menschen arabischer Herkunft mit Vollverschleierung oder anderer landestypischer Kleidung.
Aber Deutsch-Italiener gibt es bei uns fast überhaupt nicht. Vereinzelt sieht man auch mal welche und die arbeiten fast alle im Dom oder in Eisdielen. Aber sehr selten. Dabei wird der Stadt immer ein italienisches Flair nachgesagt. Fulda sei das nördliche Rom, heißt es oft. Da müsste man doch meinen, dass sich Deutsch-Italiener hier wohlfühlen müssten, was aber anscheinend nicht der Fall ist.
Und ich frage mich wieso? Natürlich kann man nicht pauschal antworten, aber ein paar Vermutungen wären schon ganz hilfreich?
Zur besseren Lesbarkeit habe ich auf politisch korrekte Bezeichnungen verzichtet und nur ursprüngliche Herkunft genannt.
7 Antworten
In den 1950er-Jahren, alsman aus Mangel an heimischen Arbeitskräften für das 'Wirtschaftswunder' begann, die damals so bezeichneten 'Gastarbeiter' anzuwerben, tat man das zunächst in Italien, und vor allem aus dem Süden, aus dem Mezogiorno, kamen sie in großer Zahl. Allerdings hatten die meisten das Ziel, eine bestimmte Summe zu verdienen, die ihnen ermöglichte, einen Acker zu kaufen, ein Geschäft zu rtöffnen oder Ähnliches, und wenn dieses Ziel erreicht war gingen die meisten wieder in ihre Heimat, wo sie besser leben konnten als in Deutschland. Einige blieben, heirateten, eröffneten Pizzerien oder Eisdielen, aber auch die, die blieben, taten dies vorzugsweise in Süddeutschland, von wo aus Italien in wenigen Stunden erreicht werden kann.
Warum sollten sie ausgerechnet in Fulda bleiben? Der von Dir angesprochene 'italienische Flair' der Stadt dürfte sich eher auf die Architektur beziehen.
Die Italiener waren die ersten Gastarbeiter, die angeworben wurden, weil das aufgrund der neu entstehenden EWG aufgrund der damit verbundenen Freizügigkeit am einfachsten war. Diese Anwerbung erfolgte ab 1955 bis in die frühen 1960er Jahre, bevor dann andere Herkunfstländer mehr in den Fokus rückten, insbesondere Portugiesen und Türken.
Die Anwerbung der Italiener fiel in die Anfangsjahre des sogenannten Wirtschaftswunders und dementsprechend ließen die sich vor allem dort nieder, wo die Industrie im Wirtschaftswunder einen besonders heftigen Aufschwung nahm und Arbeitsplätze bot. Das war vor allem Kohle-, Stahl- und Automobilindustrie und deswegen findet man Italiener heute noch besonders häufig an den Standorten dieser Industriezweige. Fulda hatte damals aber praktisch nichts davon.
Fulda "das nördliche Rom"? Da bin ich doch eher für Bückeburg. Aber vielleicht liegt es daran, dass dieses "Rom" eben ZU nördlich war und die sonnenhungrigen Italiener lieber in BaWü und Bayern blieben?
Oder es ist schlicht Zufall? Oder dein Eindruck täuscht dich?
Durch die "tolle" Einwanderungspolitik kommen immer mehr arabisch stämmige Menschen in die BRD. Da fallen die weniger Italiener nicht mehr so auf, früher gab es ja nicht so stark Multikulti...
Etwas zu weit nördlich für etliche Italiener.
Teper hat eig alles gesagt. (Hier im Faden.)
Die erste vernünftige Antwort. Danke. 👍