Warum gibt es im alten Testament keine Hölle?

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Aus der Offenbarung wissen wir, dass Menschen erst zum Engericht in die Hölle kommen. Gott hatte also keinen direkten Grund den Menschen die Existens der Hölle zu offenbaren. Das tat Er erst im letzten Teil Seines Wortes.

Es gibt im AT aber einen Hinweis auf den Feuersee:

Dan. 12, 2 Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande.

Was man im AT schon kannte, ist das Totenreich. Der hebr. Begriff "scheol" bezeichnet je nach Kontext das irdische Grab oder eben das Totenreich, wo der Mensch nach dem Tod hinkommt.

Hesekiel 32: 27 Und sie liegen nicht bei den Helden, die in der Vorzeit gefallen sind, die in den Scheol hinabfuhren mit ihren Kriegswaffen und die ihre Schwerter unter ihre Häupter legten und deren Schilde auf ihren Gebeinen liegen; denn der Schrecken vor den Helden ⟨hatte einst⟩ im Land der Lebenden ⟨geherrscht⟩. –

Da hier Grabbeigaben mit in den Scheol gegeben werden, muss es sich hier um das irdische Grab handeln.

Aber "scheol" wird auch für Totenreich verwendet:

Ps 16: 10 denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich(sheol) preisgeben und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht.

Hier handelt es sich offensichtlich um das Totenreich, denn die Seele ist dort - im irdischen Grab ist nur der Körper.

1Mo 37,35 Da machten sich alle seine Söhne und Töchter auf, um ihn zu trösten; er aber wollte sich nicht trösten lassen, sondern sprach: Ich höre nicht auf zu trauern, bis ich zu meinem Sohn hinabfahre ins Totenreich! So beweinte ihn sein Vater.

Auch hier handelt es sich nicht um das irdische Grab, da Jakob ertwartet zu seinem Sohn zu kommen. Ein gemeinsames Grab kann auch nicht gemeint sein, da Jakob ja Josephs Leichnahm gar nicht hatte. Es muss vom Totenreich die Rede sein.

Nach Lukas 16 ist man im Totenreich bei vollem Bewusstsein. Zeugen Jehovas wollen das mit ein paar Versen aus dem Predigerbuch widerlegen.

Jedoch ist das Predigerbuch rein aus irdischer Perspektive geschrieben. Das muss man beachten. Immer wieder heißt es da "unter der Sonne". In 9 von 12 Kapiteln kommt diese Fomulierung vor. Es sind Erkenntnisse, die aus irdischer Sichtweise gemacht wurden, ohne Einfluss göttlicher Offenbarung.

Pred 1,14 Ich beobachtete alle Werke, die getan werden unter der Sonne, und siehe, es war alles nichtig und ein Haschen nach Wind!

So sind auch die von ZJ genannten Verse aus irdischer Perspektive geschrieben:

Pred. 9, 5 Denn die Lebendigen wissen, dass sie sterben müssen; aber die Toten wissen gar nichts, und es wird ihnen auch keine Belohnung mehr zuteil; denn man denkt nicht mehr an sie.

Wenn der lebende Mensch einen Toten sieht, sieht er einen leblosen Körper, der zerfällt und keinen (irdischen) Lohn hat. Es liegt aus irdischer Perspektive der Schluss nahe, dass dieser Mensch nichts mehr weiß.

10 Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft; denn im Totenreich, in das du gehst, gibt es kein Wirken mehr und kein Planen, keine Wissenschaft und keine Weisheit!

Da das Buch aus irdischer Perspektive geschrieben ist, ist es wahrscheinlicher, dass hier das irdische Grab gemeint ist, welches der lebende Mensch noch beobachten kann.

Da die Verse rein aus irdischer Perspektive geschrieben wurden, können sie nicht als Grundlage für Lehrfragen genommen werden. Die Funktion von Prediger ist ein anderer: Wir können aus den hier beschriebenen Erfahrungen und Fehlern lernen und müssen sie nicht selber nochmal machen.

Warum gibt es im alten Testament keine Hölle?

Weil Gott sie da noch nicht so eindeutig offenbart hat.

lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ

Es gibt in der jüdischen Bibel (AT) überhaupt nur sehr wenige Stellen die sich zu den Vorstellungen äußern, was nach dem Tod passieren könnte. Das war damals einfach nicht so das Thema.

Die Hölle, wie wir sie heute "kennen", hat ihren Ursprung in der frühjüdischen Apokalyptik im 3.Jhdt vChr in der Schrift 1.Henoch.

Im alten Testament in Jesaja 66:24 steht geschrieben:

Und man wird hinausgehen und die Leichname der Leute anschauen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm (also der der Menschen) wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen; und sie (also die Menschen) werden ein Abscheu sein für alles Fleisch. Jesaja 66:24

Für mich klingt das sehr stark nach der Hölle, aber du kannst das natürlich gerne anders sehen.

In Markus 9:43 ff. nimmt Jesus auf den von mir zitierten Bibelvers Bezug, indem er spricht:

Und wenn deine Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du als Krüppel in das Leben eingehst, als dass du beide Hände hast und in die Hölle fährst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Fuß für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm in das Leben eingehst, als dass du beide Füße hast und in die Hölle geworfen wirst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Und wenn dein Auge für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als dass du zwei Augen hast und in das höllische Feuer geworfen wirst, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Markus 9:43‭-‬48

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde

Die in der Bibel vorkommenden Begriffe Scheol, Gehenna und Hades wurden bzw. werden mit Hölle übersetzt, haben aber zumindest teilweise einen verschiedenen Bedeutungszusammenhang und Aussage.

Im Alten Testament (Ps. 16,10) kommt der Begriff Scheol vor. Dort passiert nach Aussagen des Buches Kohelet jedoch nichts: „Kein Tun ist, noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Sheol, wohin du gehen musst“ (Pred. 9,10; nach Buber), und „die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn ist ihnen noch weiterhin, denn vergessen ist ihr Gedenken“ (Pred. 9,5[5]). „Der Herr tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und führt herauf“ (1. Samuel 2,6).

Der Hades des Neuen Testaments ist die griechische Übersetzung des hebräischen Scheol. Hades wurde (manchmal bis in die Gegenwart) mit dem Ausdruck Hölle übersetzt. Martin Luther übersetzte es fünfmal mit ‚Hölle‘ (u. a. Mat. 16,18), zweimal mit ‚Toten‘, zweimal mit ‚Totenwelt‘, einmal mit ‚sein Reich‘. Neuere Bibelausgaben übersetzen meist nicht mit 'Hölle', sondern ‚Totenwelt‘, ‚Unterwelt‘, ‚Grab‘, ‚Gruftreich‘ oder ähnlich.

Hallo 2023D,

es wird Dich sicher überraschen, wenn ich sage, dass es nicht nur im AT keine Hölle gibt, sondern auch im NT! Das Wort "Hölle" erscheint zwar noch immer in etlichen Bibelübersetzungen, doch werden damit die zugrundeliegenden Wörter "scheol" (hebräisch), "hades" (griechisch) und "gehenna" (griechisch-lateinisch) aus den ursprünglichen Texten der Bibel nicht korrekt wiedergegeben.

Das in den Ursprungstexten vorkommende hebräische Wort "scheol" (Altes Testament) und seine griechische Entsprechung "hades" (Neues Testament) kommen dort etwa 70-mal vor. Diese Wörter stehen jedoch immer mit Tod in Verbindung, nicht mit einem Weiterleben nach dem Tod.

So heißt es beispielsweise in dem Bibelbuch Prediger über den Zustand der Toten: " Denn die Lebenden sind sich bewusst, dass sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewusst. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tu mit all deiner Kraft, denn es gibt weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheọl, dem Ort, wohin du gehst (Prediger 9:5,10).

Das an dieser Stelle unübersetzt gelassene Wort "Scheol" bedeutet nichts anders als das allgemeine Grab der Menschen,ein sinnbildlicher Ort, an dem ein großer Teil der Menschen im Tod schläft. Beachte bitte auch, dass dieser Text am Anfang sagt, dass die Toten ohne Bewusstsein sind. Eine Qual durch eine Feuerhölle setzt jedoch ein Bewusstsein desjenigen voraus, der gequält wird.

Dass mit dem Begriff "scheol" nicht die Hölle, sondern das Grab gemeint ist, zeigt auch ein Text aus dem Bibelbuch Hiob. Dort bringt der von einem schlimmen Leiden geplagte Hiob seinen Wunsch nach Erleichterung wie folgt zum Ausdruck: "Ach, würdest du mich doch nur im Grab verbergen, würdest du mich doch nur verstecken, bis dein Zorn vorbei ist, würdest du mir doch nur eine Frist setzen und dich an mich erinnern!" (Hiob 14:13).

In einigen Bibelübersetzungen wird an dieser Stelle das Wort "Hölle" verwendet. Doch ist es vorstellbar, dass sich Hiob, der bereits viel Schlimmes hinter sich hatte und an schmerzhaften, entzündlichen Geschwüren litt, sich an einen Ort wünschte, an dem seine Qualen noch vergrößert würden? War es nicht vielmehr sein inniger Wunsch zu sterben, um so von seinen Qualen befreit zu werden? Somit bringt auch dieser Text sehr deutlich zum Ausdruck, dass die Bedeutung von "scheol" nichts anderes als das Grab ist.

LG Philipp