Himmel und Hölle-Christentum?

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Hallo Ichbinbromghana,

gem. der Bibel gibt es zwar den Himmel, doch keine Hölle! Ich weiß, dass innerhalb (und außerhalb) der Christenheit der Höllenglaube sehr weit verbreitet ist, doch ist er nicht biblisch!

Das Wort Hölle steht zwar in vielen Bibelübersetzungen, doch es vermittelt einen ganz anderen Gedanken, als es die entsprechenden Wörter aus dem Urtext tun. Oftmals bedeuten diese Wörter nichts weiter als das Grab oder auch der ewige Tod. Daher hat die Höllenlehre keine echte biblische Grundlage!

Du kennst sicher die Hexenverbrennungen aus dem Mittelalter. Was denkst Du: Wenn Du damals gelebt hättest, wärst Du dann zu dem Scheiterhaufen gegangen, auf man damals die Hexen verbrannt hat? Hättest Du es als gerecht empfunden, dass man diese Frauen auf so grausame Weise tötet, vielleicht bloß, weil sie roten Haare hatten?

Bedenke bitte, dass das Leid dieser armen Frauen jeweils "nur" ein paar Minuten dauerte, bevor sie dann in den lodernden Flammen ihr Bewusstsein verloren und starben. Kannst Du Dir wirklich vorstellen, dass Gott noch viel Schlimmeres tut, indem er Millionen von Menschen sogar für immer diesen schrecklichen Qualen durch ein Meer von Flammen aussetzt?

Und welchen Sinn sollte diese Art der Bestrafung haben? Will Gott etwa seinen Rachedurst stillen? Rache wofür? Für ein sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren? Warum sollte jemand für ein so kurzes Leben in Sünde für immer büßen? Lässt sich das mit Gottes Gerechtigkeit vereinbaren?

Außerdem: Welchen Sinn sollte eine Bestrafung machen, wenn von vornherein feststeht, dass sie ewig andauert und der Sünder somit gar keine Möglichkeit hat, Reue zu zeigen? Normalerweise ist der Sinn eine Strafe doch der, den Gesetzesübertreter zu einer Änderung seines Verhaltens zu bewegen. Das wäre aber bei einer Höllenstrafe gar nicht möglich!

Stelle Dir einmal folgendes vor: Du hast einen erwachsenen Sohn, den Du immer sehr geliebt hast. Eines Tages gerät er auf die schiefe Bahn und beginnt fortan, ein sehr schlechtes und gottloses Leben zu führen. Nun stirbt er plötzlich bei einem Unfall. Wie würdest Du bei dem Gedanken empfinden, wenn er tatsächlich für immer in der Hölle wäre? Könntest Du noch ruhig schlafen, wenn Du Dir vorstellst, wie er Tag und Nacht schlimmste Schmerzen ertragen muss und das für immer?

Hier ist noch eine Überlegung: Was würde man von einem Richter halten, wenn er die Todesstrafe eines Schwerverbrechers darin umwandeln würde, dass dieser jeden Tag in eine Folterkammer müsste, in der er von morgens bis abends schlimmsten Qualen ausgesetzt würde?

Wäre die Allgemeinheit mit so einem Urteil einverstanden, das (nebenbei bemerkt) durch kein Gesetz der Welt gedeckt wäre? Ganz sicher nicht! Ich bin davon überzeugt, dass viele den Richter als sadistisch und pervers bezeichnen würden.

Jetzt ziehe einmal von diesem Richter eine Parallele zu Gott, wenn er tatsächlich eine Hölle unterhalten würde: Die Qualen dort wären ja nicht "nur" für einige Jahre, sondern wie diese abscheuliche Lehre sagt, sogar für alle Ewigkeit! Ich frage mich, wie man sich eine solche Lehre erdenken bzw. sie noch immer befürworten kann!

Ich bitte Dich, Dir über diese Dinge einmal ernsthaft Gedanken zu machen und Dich zu fragen, ob sich die Höllenlehre tatsächlich mit dem barmherzigen und liebevollen Gott, der uns erschaffen hat, vereinbaren lässt!

LG Philipp


Philipp59  08.04.2024, 07:14

Vielen Dank für den Stern! :-)

LG Philipp

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AdamundEvi  11.05.2024, 21:18

Hallo, ich las gerade Deine Argumentation gegen die Existenz einer Hölle.

Was hältst Du von der Nahtoderfahrung Bryan W. Melvins. Ich schrieb u.a. hier darüber: www.gutefrage.net/frage/himmel-und-hoelle-christentum#answer-540563761

Selbst wenn das dort Erlebte wie ein fortwährender böser Traum wäre, man vielleicht gar keine Schmerzen empfände, sondern nur erfährt, was man anderen im Leben angetan hat?

"Wie man sät, so erntet man." Bereits in diesem Leben?! Doch was ist mit jenen, die hier gut weggekommen sind, z.B. Stalin? Er hat Millionen Hungertote, Gulag-Opfer, willkürlich Geängstigte und Erschossene auf dem Gewissen, umhesiedelte Völker, Berge von toten Soldaten, die als Kanonenfutter sinnlos verheizt wurden. Gott ist doch gerecht? Sollte jener nicht das Leiden seiner Opfer wenigstens kennenlernen? Oder Putin! Was für Verbrechen lädt er auf sich, jeden Tag werden es mehr! Gott ist doch gerecht! Wie soll Gerechtigkeit sonst aussehen? Welcher Verbrecher soll je innehalten in seinem Tun, wenn er doch nichts weiter zu befürchten hat, als eine atheistische Hausfrau?

Freue mich auf Deine Antwort/Sichtweise, wenn ggf. vielleicht auch nur kurz.

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Philipp59  12.05.2024, 06:59
@AdamundEvi

Hallo AdamundEvi,

zunächst einmal möchte ich etwas zu den Nahtoderfahrungen sagen. Dieses Phänomen ist zwar noch nicht völlig geklärt und mag einige Fragen offenlassen, doch immerhin waren die Betreffenden zum Zeitpunkt ihrer Erlebnisse in einer bestimmten Weise noch am Leben (auch wenn bereits das Herz stillgestanden haben mag)!

So lange sämtliche Gehirnzellen noch nicht abgestorben sind, können sie Gedanken und Bilder produzieren. Ist das Gehirn jedoch einmal irreversibel geschädigt, ist eine "Rückkehr" ins Leben nicht mehr möglich!

Viele sehen im Tod einen Übergang in eine andere Welt und meinen daher, Nahtoderfahrungen seien ein Beweis dafür, dass ein Weiterleben nach dem Tod gebe. Dabei wird jedoch das gerade Gesagte schlichtweg übersehen oder unbeachtet gelassen!

Das wird auch durch die Bibel bestätigt, wo es über die Toten heißt: "Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, aber die Toten wissen gar nichts, auch bekommen sie keine Belohnung mehr, weil jede Erinnerung an sie in Vergessenheit geraten ist... Alles, was du tun kannst, das tu mit deiner ganzen Kraft, denn es gibt weder Tun noch Planen noch Wissen noch Weisheit im Grab, dort, wohin du gehst" (Prediger 9:5,10).

Warum wissen die Toten nichts? Weil sie aufgehört haben zu existieren! Sie befinden sich in einem Zustand völliger Bewusstlosigkeit. Sämtliche Lebensfunktionen sind erloschen, da sie an den Körper gebunden sind. Auch aus diesem Grund können Nahtoderfahrungen nicht als Beweis für ein jenseitiges Leben herangezogen werden!

Du schreibst:

Doch was ist mit jenen, die hier gut weggekommen sind, z.B. Stalin? Er hat Millionen Hungertote, Gulag-Opfer, willkürlich Geängstigte und Erschossene auf dem Gewissen, umhesiedelte Völker, Berge von toten Soldaten, die als Kanonenfutter sinnlos verheizt wurden. Gott ist doch gerecht? Sollte jener nicht das Leiden seiner Opfer wenigstens kennenlernen?

Ich kann Deine Überlegungen gut verstehen. Unser Gerechtigkeitsempfindungen schreit manchmal nach Vergeltung, vor allem, wenn es um so schlimme Verbrechen geht, wie sie Stalin, Hitler und andere begangen haben. Doch sollten wir uns fragen: Stimmt unser Gerechtigkeitsempfinden immer damit überein, wie Gott über eine Sache denkt?

In der Bibel steht:

Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod (Römer 6:23).

Bei Gott also ist die "Höchststrafe" der Tod, nicht ewige Qual! Außerdem: Würde Gott, der absolut gerecht ist, Menschen für ein relativ kurzes sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren für immer bestrafen? In welcher Relation stünde eine ewige Bestrafung zu einem zeitlich begrenzten Leben in Sünde?

Und welchen Sinn würde es machen, jemandem, der schwer gesündigt hat, eine Ewigkeit sein Unrecht vor Augen zu führen? Jede Strafe sollte eigentlich einen erzieherischen Zweck haben, der im Fall von ewigen Höllenqualen jedoch nicht gegeben wäre!

Oder sollte es bei der Bestrafung durch ein Höllenfeuer etwa um Rachegelüste seitens Gottes gehen? Wenn ja, wie ließen sich diese dann damit vereinbaren, dass er "Liebe ist" (1. Johannes 4:8)? Noch unmöglicher wird das Ganze dadurch, dass eine ewige Bestrafung zeigen würde, dass seine Racheglüste ja dann niemals gestillt werden könnten. Andernfalls würde er die Qualen nach einer angemessenen Zeit beenden.

Und denke bitte noch über folgende Frage nach: Würde all das in das Bild passen, das in der Bibel von Gott gezeichnet wird?

LG Philipp

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AdamundEvi  12.05.2024, 09:47
@Philipp59

Danke! Doch wenn "Hölle" ein unbewusstes Erleben im Sinne von bloßem Konsum von Eindrücken wäre, der Betroffene keine Einflussmöglichkeit / Handlungsmöglichkeiten darauf hätte, so wie Bryan es beschrieb, wäre dem Text von Prediger genüge getan.

Des Weiteren, wenn "Hölle" die selbst im irdischen Leben gewählte Gottferne ist, dann erübrigt sich, über Gottes Wesen nachzudenken diesbezüglich. Denn Gott handelt hier nicht. Er ist fern von jenem Ort.

Was dort geschähe wäre dann eine höhere, eine automatische Gerechtigkeit, die, wie Bryan beschrieb, individuell wäre.

Nun gut, wir wissen es nicht. Es wäre wünschenswert, Du hättest Recht. Bryans Erkenntnisse dazu wirken auf mich logisch, nachvollziehbar und beeindruckend in ihren Details.

Nochmals danke!

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Philipp59  13.05.2024, 14:31
@AdamundEvi
Doch wenn "Hölle" ein unbewusstes Erleben im Sinne von bloßem Konsum von Eindrücken wäre, der Betroffene keine Einflussmöglichkeit / Handlungsmöglichkeiten darauf hätte, so wie Bryan es beschrieb, wäre dem Text von Prediger genüge getan.

Nein, auch dann wäre dem Text aus Prediger 9:5,10 nicht Genüge getan! Dort geht es um Nichtexistenz und nicht um "bloßen Konsum von Eindrücken". Dieser setzt nämlich voraus, dass der Verstorbene in irgendeinem Zustand von Lebendigkeit wäre. Doch genau das sagt die Bibel nicht!

Des Weiteren, wenn "Hölle" die selbst im irdischen Leben gewählte Gottferne ist, dann erübrigt sich, über Gottes Wesen nachzudenken diesbezüglich. Denn Gott handelt hier nicht. Er ist fern von jenem Ort.

Um die sog. "Gottferne" zu spüren bzw. zu erleben, müsste der Betreffende in irgendeiner Form existent sein. Aber wie bereits gesagt, sind die Toten ohne jegliches Bewusstsein oder eben nicht existent!

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Ja, es gibt laut Bibel verschiedene Stufen der Hölle, denn JESUS sagt im Neuen Testament, dass es am Gerichtstage manchen Verurteilten erträglicher ergehen wird als anderen. Wiederum, steht im N.T. (Offenbarung nach Johannes) aber auch, dass die gesamte Hölle eines Tages in den Feuersee geworfen werden wird. Dass es im Feuersee unterschiedlich heiße Temperaturen geben wird, ist schwer vorstellbar. Also haben vielleicht nur für eine bestimmte Zeit manche Verurteilten ein etwas besseres Los als andere. -

Verschiedene Stufen im Himmel gibt es auf jeden Fall. JESUS redet von hierarchisch verschiedenen Sitzen bei der himmlischen Hochzeitsfeier, und auch davon, dass Belohnungen für Werke, je nach deren Qualität, unterschiedlich ausfallen werden.

: )

Wer soll das wissen? Bryan W. Melvin hatte während er einige Stunden tot war - zumindest war seine Seele außerhalb seines Körpers - eine Erfahrung gemacht, die er in Vorträgen und einem Buch festhielt: Er bekam eine "Führung" durch die "Unterwelt". Er beschrieb Zellen, in denen jeder Gottferne ganz individuell erlebt, was er sich persönlich "verdient" hat. Von purer Einsamkeit und Langeweile bis zum Durchleben der Verbrechen, die man anderen angetan hat ... Jeder erntet dort, wie er gesät hat.

Und anders herum? Sagt nicht Jesus: "Wer (dieses oder jenes tut) ..., wird der Kleinste im Himmelreich sein."

Gerechtigkeit, vollkommene Gerechtigkeit müsste - wenn man darüber nachdenkt - individuell sein.

Auf der anderen Seite haben wir das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ... Alle "Arbeiter im Weinberg des Herrn" bekommen den gleichen Lohn.

Wir wissen es nicht. Was wir wissen ist: Wir alle sind unvollkommen, so sehr wir uns auch bemühen (siehe die Bemühungen der Muslime). Und deshalb sind wir alle auf die Gnade des Herrn angewiesen. Wir alle! Alles, was besser ist, als die gerechte Strafe für all die Schäden, die wir durch Tun oder Unterlassen hinterlassen werden, dürfen wir der Gnade des Herrn zurechnen, der uns liebt und für uns das größtmögliche Opfer auf sich genommen hat.

Es gibt nach der Bibel einmal das ewige Leben bei Gott - oder die Verdammnis in der Hölle. In beiden Regionen gibt es Abstufungen:

“Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr.„

‭‭1. Korinther‬ ‭3‬:‭11‬-‭17‬ ‭SCH2000‬‬ https://bible.com/bible/157/1co.3.11-17.SCH2000

“Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Doch es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Wer euch hört (die Jünger Jesu), der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat (Gott)."

‭‭Lukas‬ ‭10‬:‭13‬-‭16‬ ‭SCH2000‬‬ https://bible.com/bible/157/luk.10.13-16.SCH2000

Das halte ich für sehr wahrscheinlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.