Warum gehen die Menschen in die Seelsorge oder Psychotherapie?
Immer wieder höre ich: Das muss ich in der Seelsorge besprechen. Dann fragte ich mich: Was bringt es, wenn ich in die Seelsorge oder zu einem Therapeuten gehen würde? Denn, kein Therapeut kann mir mein Kind, welches tot ist, zurückbringen. Ich muss mich mit dem Tod selber auseinandersetzen. Da sehe ich nicht ein, was mir der Therapeut geben würde in meiner Situation.
14 Antworten
Das ist eine Mentalitätsfrage
Jeder Mensch ist anders.
ich kann mir auch nicht gut irgendwelche Sprüche anhören.
Ein Therapeut zeigt dir wie du mit der Trauer umgehen kannst, bei manchen geht das so weit das sie sich nicht nur selbst verletzen sondern auch versuchen Suizid zu begehen und das bringt einem das Kind wie in diesem Beispiel auch nicht wieder zurück, da hat einfach niemand gewonnen.
Bei vielen ist es einfach vom Vorteil wenn sie eine Neutrale Person haben der sie sich anvertrauen können, die sehen die Blickwinkel anders als Leute die einem nahe stehen.
Vielen Menschen hilft es aber darüber zu reden.
Du solltest nicht nur von Dir auf andere schließen.
Bei Therapeuten kommt dazu, dass sie ausgebildet sind und eventuell die richtigen Fragen stellen oder Punkte ansprechen, die zur Verarbeitung helfen.
Dann lies ein Buch. Da ist uns allen geholfen. Das ist allemal besser als aufgrund Deines anekdotischen Wissens alle Therapeuten zu verunglimpfen.
Mich würde interessieren wie du das so genau wissen kannst, hast du mit denen allen persönlich gesprochen oder weißt du das nur durchs Hörensagen?
Der Therapeut kann dir sehr gut bei der Trauerbewältigung helfen. Es gibt Therapien die speziell auf Trauerbewältigungen zugeschnitten sind. NIemand muss ganz alleine mit seinem Kummer fertig werden.
Was auch sehr hilfreich sein kann sind Selbsthilfegruppen, wo ein Austausch mit anderen Betroffenen stattfindet.
Mein tief empfundenes Beileid für deinen Verlust.
Mir geht es nicht um meine Trauer n erster Linie. Mir geht es darum, dass meine Tochter mind. 10 Jahre in der Therapie und Seelsorge war und das Ende war: Suizid. DAS kann ich kaum verstehen.
Ich kann nachvollziehen, dass du wütend bist und verwirrt und ganz viele Gefühle in dir hast und die haben auch alle ihre Berechtigung gerade.
Darf ich fragen, was der Grund dafür war, dass deine Tochter in Therapie war? (musst natürlich nicht antworten, wenn das gerade zu schmerzhaft für dich ist oder zu privat, es würde vielleicht helfen, etwas nachzuvollziehen, was da schief gelaufen sein könnte)
Der Tod ihres Sohnes. Danach kam eine Trennung und der Noch-Ehemann wollte ihr das zweite Kind wegnehmen. Sie hat überall Hilfe gesucht. Aber: Niemand konnte oder wollte ihr helfen. Den Verlust des zweiten Kindes hat sie nicht verkraftet.
Das Ding mit Hilfe ist, dass man Hilfe auch annehmen können muss. Ich bin der Meinung, dass jeder der wirklich Hilfe sucht und bereit ist (!) sich auf therapeutische Ansätze einzulassen, auch Besserung erfahren kann.
Man sollte auch sein Glück nicht komplett auf andere Menschen aussourcen, denn dann fällt es umso schwerer, wieder auf die Beine zu kommen, wenn diese Menschen dann plötzlich wegbrechen. Vielleicht war das bei deiner Tochter der Grund. Oder ein Mitgrund. Ich kenne sie ja nicht.
Der Therapeut kann im Endeffekt nur die Werkzeuge an die Hand geben, benutzen muss der Betroffene sie aber selbst.
Ich weiß, das bringt dir deine Tochter nicht zurück. Manche schaffen es auch einfach nicht, diese Werkzeuge zu benutzen, das ist das Traurige.
Ich war selbst sehr lange schwer depressiv und habe auch ein paar Suizidversuche hinter mir. Es hat sehr sehr lang gedauert, bis ich es geschafft habe, die helfenden Hände auch richtig zu greifen. Ich habe irgendwie durchgehalten.
Welche Werkzeuge helfen gegen einen Mann, der Narzisst ist? Nur eine strikte Trennung. Aber, was, wenn da ein Kind ist, das auf die Mutter angewiesen ist? Kann man das Kind halbieren? Eine Hälfte bekommt der narzisstische böse Vater, der ein Polizist ist, und die andere Hälfte bekommt eine liebende Mutter? Da machen Sie sich oft zu einfach.
Oft sind Laien nach einiger Zeit genervt von Themen oder reagieren „unangemessen“ darauf, in einer Weise, die den Betroffenen zu schädigendem Verhalten wie Selbstvorwürfen, sich Zurückziehen, Verharren in schädigenden Gefühlen etc. verleitet.
Der Therapeut oder Seelsorger macht das beruflich, hört lange zu, weiß bestenfalls auch, was dem Betroffenen jetzt helfen würde, während der Laie oft nur raten kann und dabei manchmal individuell sehr falsch liegt.
Das gilt besonders für Trostsprüche wie „der hats jetzt besser“, „lach doch einfach mal wieder“, „du musst darüber hinwegkommen“, „das geht auch wieder vorbei“ usw.
Mein Kind ging jahrelang in die Therapie. Was hat es gebracht? Selbstmord. Denn, Therapeuten helfen nicht die Lebenssituation zu verändern, sie können nur reden.
Dein letzter Satz ist ein typisches "Ich wende eine Aussage, die für mich Gültigkeit hat, auf alle Menschen an." Viel zu kurz gedacht. Außerdem können Therapeuten nicht nur reden. Zumindest die guten Therapeuten.
Und woher weiss ein Patient z.B. in einer Klinik, ob der Therapeut gut ist???
Wenn sich (nach angemessener Zeit) Behandlungserfolge einstellen und man "an sich" mit seinem Therapeuten gut arbeiten kann.
Ich weiss von vielen Therapeuten und Seelsorgern, dass sie selber Hilfe suchen. Dass viele selbst depressiv sind und Medikamente benötigen. Nur auswendig gelernte Sprüche zu hören, da kann ich auch ein Buch lesen.