Warum finden sich nur schwer Kandidaten für Vorstandsämter für Vereine?

11 Antworten

Viele Vereins-Mitglieder trauen sich einfach nicht zu, diese Ämter und die damit verbundene Verantwortung und Arbeit zu übernehmen.

Teils liegt das auch daran, dass sie gar nicht wissen, was genau zu tun ist: "Was macht ein Schriftführer überhaupt? Muss ein Kassenwart gut Kopfrechnen können?"

Genügend Informationen vorab könnten also etwas ändern - vor allem, wenn diese Infos verständlich, sympathisch und werbend gestaltet sind.

Andere Mitglieder wissen, was zu tun ist, fürchten aber, sie wären nicht dazu in der Lage, den Verein nach außen zu repräsentieren, zu telefonieren, zu schreiben, sich mit Verantwortlichen der Gemeinde und aus übergeordneten Verbänden und aus anderen Vereinen zu treffen.

Erfahrene Mitglieder fürchten auch, von anderen Mitgliedern angepinkelt zu werden wegen jeder Kleinigkeit, die im Verein schief läuft, obwohl sie gar nichts dafür können.

Hier könnten durch Informationen vorab auch die Vorteile dargestellt werden: Man kann etwas erreichen für den Verein, Zuschüsse, Gelder durch Sponsoren organisieren, ohne die die neue Halle gar nicht gebaut werden könnte. Dafür gibt es wiederum Lob und Anerkennung, oft mehr, als viele im Berufsleben erhalten - oder in ihrem Sportlerleben, weil nicht jeder ein Champion ist ;-).

Und nach 25 Jahren im Vorstand gibt es oft eine Urkunde, einen Geschenkekorb und eine kleine Feier, hehe. Manche kriegen aber auch das Bundesverdienstkreuz, eine Auszeichnung des DOSB und so weiter!!!

Gruß aus Berlin, Gerd

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Ex-Schöffe, Journalist und Gewerkschafter

Die Kandidaten, die es machen, machen es wegen dem Ansehen oder weil es den Lebenslauf etwas aufhübscht.

Diejenigen, die es nicht machen, machen es nicht, weil:

  • man kein Geld dafür bekommt
  • viel Arbeit hat
  • so gut wie niemand die viele Arbeit irgendwie wertschätzt
  • jeder irgendwelche Sonderwünsche hat oder an der Arbeit des Vorstandes rumnörgelt
  • man unter Umständen auch verantwortlich ist für Dinge, die im Zusammenhang mit dem Vereinsgeschehen passieren (z.B. wenn im Rahmen einer Vereinsveranstaltung gegen Corona-Maßnahmen verstoßen wird)
  • man der Depp und der Buhmann für alles ist, was nicht richtig läuft
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil man da Zeit rein investieren muss und verantwortlich für viele Dinge ist, dafür ist sowieso so schön nicht jeder geeignet vielen fehlt es denke ich an Zeit und Motivation.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich mache täglich Sport.

...weil's total undankbar ist. Ich war seit meiner Jugend bis 2018 ehrenamtlich auf vielerlei Ebene in divsersen Vereinen sowie als Gemeinderat tätig und bin davon abgekommen, irgendwas ehrenamtlich zu machen - man wird eher noch unsachlich angepieft von Leuten, die mit nix zufrieden sind, alles sowieso besser können und besser wissen und gern Big Boss markieren. Teamwork wird allzu oft nach dem Motto "Toll, Ein Anderer Macht's" definiert, organisatorisch ist das ganz schlecht. Macht das etwa Spaß?!

Auch dass im Blaulichtbereich (Feuerwehren, Rotes Kreuz, THW, Malteser usw.) viele Selbstdarsteller unterwegs sind, die ein Sprungbrett für ihre eigenen Gelüste suchen, macht die Sache nicht besser - zumal es in der Welt des kirchlichen Ehrenamts einschließlich Kolping, Kath.-Arbeitnehmer-Bewegung (KAB, mit denen hatte ich schon "lustige" Gefechte ausgetragen in meiner Heimat), Salesianer Don Boscos & Co. KG sowie allen Gremien, die auf "-rat" enden, genauso ist.

Viele Vereine sind auch heute Privatveranstaltungen einiger alteingesessener Clans, die sich im Vorstand untereinander die Posten zuschachern, Nachwuchs eigentlich nicht wollen aber immer trotzdem weinen, dass niemand nachkommt und oft erschreckend intolerant bis fremdenfeindlich sind. Häufig sind die Vereine dann auch so generalstabsmäßig geführt, dass es keinen Spaß macht und keine Freude aufkommt - ein Hoch auf die deutsche Satzungs- und Hierarchiekultur.

Woher ich das weiß:Hobby

lesterb42  01.05.2021, 16:21
oft erschreckend intolerant bis fremdenfeindlich sind.

Ich hätte es nicht besser formuliert.

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rotesand  01.05.2021, 17:34
@lesterb42

Danke - ich habe diese Erfahrungen vor allen im Bereich kirchlicher Arbeit gemacht, gerade Kolping trieft nur so vor Scheinheiligkeit. Einmal haben die Herren so getan, als würden sie sich für Flüchtlinge interessieren, ehe sie im Vereinsheim über "Bimbos" schwadronierten und sehr AfD-mäßige Sprüche klopften. Die Evangelischen, bei denen meine Partnerin einige Zeit lang aktiv war, sind aber in Sachen Toleranz vielerorts nicht die Welt besser, sie verkaufen sich nur netter.

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Ich mach’s kurz:

es ist ein undankbarer „Job“

Man kann es keinem Recht machen

Die investierte Zeit und Mühsal dankt einem niemand

ich war 12J lang Vorsitzender einen Ortsverbandes der AWO, dazu noch im Kreis- sowie Landesverband tätig.
Schnauze voll. Nie wieder