Warum braucht man für ein Studium Abitur?

16 Antworten

Für ein Studium braucht es nicht mehr zwingend das Abitur. Auch die Fachhochschulreife und die fachgebundene Hochschulreife ermöglichen den Hochschulzugang. Aber auch beruflich Qualifizierte haben inzwischen die Möglichkeit, fachgebunden an Universitäten und Fachhochschulen zu studieren – ganz ohne Abitur.

Die Voraussetzungen dafür variieren von Bundesland zu Bundesland. In Niedersachsen geht das mit einer mindestens dreijährigen Berufsausbildung und danach mindestens drei Jahren Berufserfahrung. https://www.studieren-in-niedersachsen.de/studienwahl/orientierung/studieren-ohne-abitur/berufliche-vorbildung-fachgebunden.html

Der Meistertitel ist der allgemeinen Hochschulreife sogar gleichgestellt. Das heißt, wer den Meister gemacht hat, erwirbt damit den Zugang zu allen Studiengängen an Universitäten und Fachhochschulen. Du siehst also: Es gibt auch andere Wege, die zum Studium führen.

Ein Studium hat mit Disziplin zu tun.

An der Uni bekommst du wenn du Glück hast ein Beispiel in Mathe vorgerechnet (oft aber auch nur die Theorie). Wie man das jetzt rechnet, musst du selber raus finden.

Es ist auch nicht wie in der Schule, dass nur der durchgegangene Stoff drankommt. Man bekommt Bücher angegeben, die auch zur Prüfung kommen. Auch wenn du immer in der Vorlesung warst, kann also ein Thema zur Prüfung kommen, von dem du noch nie gehört hast.

Hausaufgaben zu Themen, die man noch nie gehört hat, sind auch immer gut. Besonders wenn man sie vor einem ganzen Hörsaal präsentieren muss. Und das jede Woche. Und das ist nur ein Fach, man steckt aber dennoch 6-8 Stunden pro Woche rein. Man hat aber mehrerer solcher Fächer (plus ein paar kleine). Schule ist wesentlich weniger Arbeit.

Wer also Abi wegen der Disziplin nicht schafft, schafft normal das Studium auch nicht. Da hilft auch Interesse meist nicht. Man muss einfach mehr Leistung bringen.

Zudem braucht die Uni ein Niveau, auf das sie aufbauen kann. Man kann jemanden, der noch nie mit Biologie zu tun hat nicht Biologie studieren lassen. Ein Grundwissen muss da sein. Daher hat man mit der Beschränkung, dass man einen Abschluss auf Abiturniveau haben muss, sichergestellt, dass das Grundniveau einfach da ist.

Und dann gibt es da noch die Sache mit wissenschaftlichen Arbeiten oder auch einfach nur Texte. Professoren hauen einen gern ins kalte Wasser. Schreibt einen wissenschaftlichen Essay zum Thema Geschichte der Reiterei mit speziellem Augenmerk auf Ausbildung im Vergleich zu heute mit 1000 Wörtern. Das Thema ist schon komplex genug (ich hatte das Thema wirklich mal), man kann sich nicht auch noch mit der Frage herumschlagen, wie man einen wissenschaftlichen Text verfasst. Sowohl die Sprache als auch der wissenschaftliche Aspekt will gelernt sein. Wer noch nie irgendwie wissenschaftlich gearbeitet hat, ist allein damit schon überfordert. Das Thema ist dann egal.

Im Vergleich zu einem Studium ist das Abitur ein Spaziergang. Der Übergang zwischen Schule und Uni fällt vielen Erstsemestern extrem schwer; was in der Schule ein Halbjahr füllt, ist in der Uni vielleicht in zwei Vorlesungen abgehandelt - ergänzt durch viele wissenschaftliche Aspekte.

Der Oberstufenstoff wird in vielen Fächern als Grundwissen vorausgesetzt (nur inoffiziell).

Um Englischkenntnisse auf Abiturniveau wird man heutzutage nicht herumkommen. In so gut wie jedem Studiengang wird man früher oder später englischsprachige Fachliteratur lesen (und natürlich verstehen) müssen. Die Sprache der Forschung ist nun mal Englisch.

Am Anfang des Studiums bekommt man zwar in den meisten Fällen eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, für die in der Oberstufe erlernte Fähigkeiten (Literaturrecherche, Zitierweisen, Lesetechniken) aber auch eine immense Erleichterung sind.

Im Vergleich zum Abitur sind Prüfungen an der Uni auch selbstverständlich schwerer. Das Abitur als Hochschulzugang ist also nicht verkehrt meiner Meinung nach

Man brauch für ein Studium kein Abitur. Ein Meister oder Geselle mit Berufserfahrung qualifiziert ebenso zu einem Studium in gleicher Fachrichtung.


adabei  14.09.2019, 00:00

Theoretisch besteht diese Möglichkeit. Praktisch sieht es schon anders aus. Ich behaupte, dass nur wenige mit diesem Werdegang wirklich studienfähig sind.
Das Ganze ist eher Augenauswischerei.

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BIOwarFIRE  14.09.2019, 11:56
@adabei

Praktisch sieht es gar nicht anders aus. Es gibt geinige Leute, die diesen Weg erfolgreich gehen. Natürlich ist dieser Gang nur eine Option für Leute, die die Fähigkeit und den Ehrgeiz haben sich nach einem Meister oder GmB nocheinmal ins Lernverhältnis zu setzen und dort bei 0 anzufangen.

Dass es diesen Weg gibt ist wichtig und richtig, dass es leicht ist 8 Jahre Gymnasium oder 2/3 Jahre FOS aufzuholen hat keiner gesagt.

Das regelt sich jedoch von alleine über die Durchfallquoten :D jemand, der die Möglichkeit hat mit seiner beruflichen Qualifikation 3000+ zu verdienen und für ein Studium ungeeignet ist, wird dieses auch nicht anfangen. Bis zum Master werden mindestens 5 Jahre fällig. Und das sind 5 Jahre bei denen man auch voll verdienen könnte. Und das Ergebnis: Man ist "höher" qualifiziert - auch nur bei entsprechender Güte und verdient als Einstiegsgehalt vllt. knapp 4000 bei gutem Abschluss und passender Branche etc.

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Es gibt inzwischen auch Möglichkeiten, ein Studium auch ohne Abitur aufzunehmen.

Dazu gehören das Studium auch an Universitäten mit Fachhochschulreife oder eine fachgebunde Studienberechtigung aufgrund einer abgeschlossenen Ausbildung mit Berufserfahrung.

Dass man unbedingt ein Abitur braucht, stimmt also längst nicht mehr.

Beste Grüße!