Waren die Menschen im Mittelalter von einer Kugel oder eine Scheibenform der Erde überzeugt?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hast in deiner Arbeit alles richtig gemacht. Dein Lehrer ist durchgefallen!

Ich zitiere aus einem Standardwerk, das du deinem Lehrer nennen kannst, damit er sich mal grundlegend informiert:

"Die Kugelform der Erde, die in der Antike seit Aristoteles als bewiesen galt und die nur in der Kirchenväterzeit einige Gegner gehabt hatte, zählte bereits seit der karolingischen Renaissance des 8. Jahrhunderts zum Wissensgut der Gelehrten. Spätestens ab dem 12. Jahrhundert begannen die astronomischen Handbücher (…) und der Unterricht an den Universitäten für die Verbreitung des antiken, ptolemäischen Weltbilds zuerst bei den meisten Klerikern, dann bei allen Universitätsabgängern überhaupt zu sorgen. Schon im 13. Jahrhundert schließlich hatte die Kugelform (…) der Erde Eingang nicht nur in die wissenschaftliche, sondern auch die populäre Literatur gefunden, (…)"

 Zitat aus: Simek, Rudolf: Erde und Kosmos im Mittelalter. Das Weltbild vor Kolumbus. Augsburg 2000 (Neudruck der Ausgabe München 1992), S. 38.

Professor Simek ist ein allgemein anerkannter Fachmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Simek

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Die Menschen im Mittelalter waren nicht so blöd, wie man es heutzutage gerne darstellt. Auch damals war bereits aus der Seefahrt bekannt, dass die Erde eine Kugel ist. Es gab natürlich auch andere Weltbilder, aber einen breiten Konsens, dass die Erde flach ist, gab es nicht.

Hier dazu ein aktueller Bericht: https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-mittelalter-flache-erde-100.html


nick12321uj 
Fragesteller
 14.03.2024, 11:53

Also liege ich richtig weil die ganze Klasse meint “ Öhh nö das stimmt nicht was laberst du”

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KiboSeishin  14.03.2024, 11:53
@nick12321uj

Ja du liegst richtig. Das Mittelalter war nicht so düster, wie das manche heute gerne glauben.

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Seit der Antike ist bekannt, dass die Erde eine Kugel ist. Die alten Griechen haben auch den Durchmesser ziemlich gut bestimmt. Dieses Wissen ist auch nie verlorengegangen. Welchen Sinn hätte es sonst für Columbus gehabt, nach Westen zu segeln, um Indien zu erreichen? Auch alte Seekarten, die noch mit viel Fantasie geschmückt sind, weil man die Weltgegenden nicht kannte, zeigen die Erde immer in Kugelform.

Die Meinung, die Menschen im Mittelalter hätten die Erde für eine Scheibe gehalten, stammt aus dem Zeitalter der Aufklärung. Aus dieser Zeit stammt so einiges, was man den angeblich dummen Menschen der vergangenen Zeit so angedichtet hat. Übrigens auch die Keuschheitsgürtel, die angeblich Ritter ihren Frauen angelegt hätten oder Folterinstrumente wie die "Eiserne Jungfrau".

Das die Erde eine Kugel ist wußten schon die alten Griechen, also es war schon in der Antike bekannt, zumindest bei Gelehrten. Es gab aber auch die Meinung einer flachen Erde mit Rand, der dann hinab in die Unterwelt führt, das war eben von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Das Wissen der runden Erde hatte man auch im Mittelalter, es war zwar keine einhellige Meinung, aber man wußte im Allgemeinen schon, das die Erde rund ist. Kolumbus z.B. war von der Kugelform der Erde fest überzeugt und auch viele andere Seefahrer des späten Mittelalters. Dein Lehrer hat also Unrecht und ja, im Mittelalter galt das geozentrische Weltbild, also mit einer Erde im Mittelpunkt um den alles kreist. Insofern war deine Geschichtsarbeit völlig richtig

die gebildeten Leute wussten alle, dass die Erde eine Kugel ist. DAs wussten schon die alten Römer. Die Analphabeten, also die Mehrzahl der mittelalterlichen Bevölkerung, dachten aber sicher, dass die Erde eine Scheibe sei.

Aber Columbus wusste natürlich, dass die Erde rund ist. Er hat sie nur fälschlicherweise für kleiner gehalten als sie ist.