Waren alte Autos wirklich robuster und zuverlässiger?
Stimmt das Gerücht, dass alte Autos robuster und zuverlässiger gebaut wurden als die heutigen?
Und warum ist es so? Wieso bauen die Unternehmen ihr Autos ‚anfälliger‘ bzw schrauberunfreundlicher?
11 Antworten
îch halte das für ein seit Jahrzehnten gepflegtes Vorurteil.
Tatsache ist, dass die Wartungsintervalle immer länger geworden sind, und auch die Zahl der Pannen nach ADAC Statistik.
Sicher war es früher gefühlt solider Schwermaschinenbau, und nach und nach wird mehr Kunststoff, und mehr Elektronik verbaut. Plastik rostet nicht durch, und Elektronik verschleisst kaum, im Gegensatz zu allen Menchanischen Steuerungselementen, wie Zündverteiler, Vergaser mit ihren vielen Stellschrauben und Hebeln.
Tatsächlich geht zwar mal was kaputt, aber die ganze komplizierte Elektronik hält länger als man denkt. Ich hatten einen Mercedes 270CDI Baujahr 2001 .. da hiess es auch schon: früher war alles besser, nun ABS, ESP, Sensoren, Fensterheber, E-Schiebedach, elektrisch verstellbare Sitze.
Ich bin den Wagen 350.000km in 15 Jahren gefahren, und kaputt war mal ein Auspuff, Rostproblem hatte die Kiste weil Schrempp damals die Verzinkten Bleche weggelassen hat.. aber ansonsten war nie was von der Elektrik kaputt .. ausser 1x eine "Luftmassensensor" und mal der Ölstandsensor, und am Tacho sind mal ein paar ziffern in der Digitalanzeige ausgefallen. Und eine teure Reparatur, die Injektoren. Aber ansonsten funktionierten die ganzen elektrischen Helferlein auch nach 350.000 km noch wie neu. Den Rest gegeben hat dann der nachgerüstete Feinstaubfilter, der den Geist aufgegeben hat ..
Jaein. Der Unterschied war, dass keine fehleranfällige Elektronik verbaut war. Die Elektronik sorgt zwar dafür, dass Autos besser werden. Aber sie geht schneller kaputt als irgendein Mechanisches Teil. Elektronik gehört auch zu Verschleiß Teilen dazu. Die Speicherchips zum Beispiel haben eine maximale Anzahl, wie oft man darauf schreiben kann und so weiter.
Das Problem ist nur dass man den Bordcomputer nicht so einfach und kostengünstig wie ne Bremsscheibe tauschen kann.
Wir kommen zwar mit der Forschung voran aber durch die neue Technik, mit der wir uns teilweise noch zu schlecht auskennen, kommen neue andere Probleme, während alte behoben werden.
Ja.
Das dient der Ertragsoptimierung.
Nö, waren sie nicht. Die ersten Sciroccos und Golfs sind durch offene Kantenfalzung ohne Entgratung nach 5 Jahren durchgefault, der Großteil der anderen PKW folgte innerhalb der nächsten 3 Jahre. Ölwechsel teils alle 5000km, Unterbrecherzündung einstellen eventuell in noch kürzeren Intervallen, Zündverteilerläufer, Unterbrecherkontakte, das ganze Vergasergedöns usw. sind im Akkord verschlissen, das Ventilspiel einstellen gehört auch der Vergangenheit an. Noch in den 80ern gabs Autos, bei denen zb. der Stromkreis der Scheinwerfer nicht abgesichert war (und entsprechend bei einem Kurzschluss auch mal das ganze Auto abbrannte), PVC-freie Kabelisolierungen wurden nach 20 Jahren so brüchig, dass man ganze Kabelbäume entsorgen konnte.
Sicher gabs auch gute Autos damals, aber die meisten modernen Autos fahren nahezu ohne Probleme und Defekte locker die ersten 100.000km. Die Tatsache, dass der km-Zähler bei manch altem Auto nur bis 99.999km ging, ist hier eigentlich schon Aussage genug.
Jein. Nun ist es schwer zu sagen, was für Dich ein altes Auto ist. Nach Deinen anderen Fragen denke ich, Du bist auf die frühen 90-er aus.
Auch da hatten die Autos ihre Macken gehabt. Es gab aber weitaus weniger anfällige Systeme, insbesondere bei der Abgasreinigung, wie DPF oder Abgasrückführung, geschweige denn Abgaskühler und solchen Kram.
Elektronik gab es aber auch schon da reichlich, und die fiel auch immer wieder unangenehm auf.
Zylinderkopfdichtungen waren damals z.B. auch ein Thema bei den frühen Turbodieseln, worüber heute kaum noch jemand spricht. Und ein Auto mit 150.000 km war eben schon alt und wurde entsprechend gesehen.
Die Autohersteller verdienen schon immer ihr Geld mit dem Verkauf von Neuwagen. Den überwiegenden Teil der Neuwagenkäufer interessiert nicht, ob sein Auto schrauberfreundlich oder im Alter anfällig ist oder nicht. Der hat das Auto vielleicht so 3 bis 6 Jahre, und in der Zeit soll es störungsfrei laufen. Mit den altersbedingten Macken kann sich dann der Zweit-, Dritt- oder Viertkäufer herumschlagen.
Also konzipieren die Autohersteller ihre Fahrzeuge so, dass die aus den Teilen der günstigsten Lieferanten möglichst einfach zusammenzubauen sind, unter ungünstigen Betriebsbedingungen wenigstens 150.000 km halten und die übrigen Teile, wie Karosserie mindestens ihre 10 Jahre überleben.