War der 11. September 2001 eine Art Zäsur?

4 Antworten

Ein bisschen schon.

Die 2000er waren aber generell irgendwie eine Zeitenwende.

Der "War on Terror" dauert weiter an.

Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann - in meiner persönlichen Erinnerung hatte sich die Gesellschaft ab Mitte 2001 im Allgemeinen etwas verändert, ich habe das schon vor dem 11. September immer wieder festgestellt und war leicht ernüchtert.

Das versuche ich mal ganz kompakt aus meiner Sicht nachzuerzählen, so wie ich es damals empfunden habe: Deutschland war vorher arg konservativ - und auf einmal musste vieles "cool und schnoddrig" sein, wurde alles so schnelllebig und der Euro kam und das Internet ... ich habe erstmals auch 2001/02 mitbekommen, dass ich von anderen als provinzieller Loser wahrgenommen wurde, weil ich bestimmte Modemarken nicht kannte, nicht wie andere in meinem Alter immer supercool sein musste, als Typ relativ ruhig gewesen bin und bodenständig war. Ich merkte das vor allem in der Schule, aber auch allgemein in meinem Umfeld - es war im August 2001 nichts mehr so wie im August 2000 oder im August 1999 oder im August 1998. Der Tonfall war rauer, schnippischer, einzig die "alten Leute" blieben sich treu. Man redete von nun an oft so "amimäßig und cool", alles Neue wurde gefeiert und wer nicht cool war, der war dumm.

Ich denke, dass das auch andernorts so gewesen ist und betrachte die Stimmung ab ca. Juli 2001 generell im Nachgang als eigentümlich und sonderbar, einfach "ganz komisch irgendwie". Da hat dann 9/11 nur noch als Zünglein an der Waage fungiert. Das war ein gefundenes Fressen für diese neue Gesellschaft, da konnten sie so richtig einen draufmachen und die neuen Medien nutzen, dass es grad so gekracht hat. Im Bezug auf das Bewusstsein gegenüber Terrorgefahr gab es vorher schon markante Einschnitte - es sei nur an die IRA in Nordirland erinnert, es sei an die dritte Generation der RAF erinnert, die noch 1993 (Bad Kleinen usw.) in Deutschland für Angst und Schrecken sorgte, an Neonazismus und an die Ereignisse in Japan 1995 (Aum-Sekte).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt definitiv ein "Davor" und ein "Danach". Also ja, war schon eine Zäsur.

Mindestens genau so groß war allerdings die eindeutige Zäsur durch Mauerfall, Wiedervereinigung und Zusammenbruch der Sowjetunion! Damit endete nämlich das Zeitalter des Kalten Kriegs.

Und genau deshalb halte ich auch extrem wenig davon, wenn die 80er und 90er so romantisiert-verklärt werden. Diese Zeit war nämlich zumindest für die, die das nicht nur von außen freudig beobachteten, sondern mitten drin steckten und direkt betroffen waren, alles andere als eine irgendwie fröhlich-einfache Zeit. Vielmehr war für die diese Zeit von Zukunftsängsten, starker Verunsicherung und viel Ernüchterung geprägt.

Ich würde sagen, diese historischen Ereignisse hatten gerade auf uns hier in Deutschland wesentlich mehr Einfluss als der 11. September 2001. Für die Menschen in den USA mag das anders gewesen sein, ja. Aber ich als "elder millenial", 1984 in Deutschland geboren, habe mich irgendwie dran gewöhnt, dass mein Leben alle 5-10 Jahre von irgendeiner "Jahrhundert-Zäsur" geprägt ist, it's just another tuesday ;).

Wird überbewertet und viel zu viel hineininterpretiert.

genauso wie die jüngere Generation sich darüber beschwert, warum der 2. wk so sehr im Unterricht thematisiert wird (weil weder sie noch Eltern oder Großeltern den miterlebt haben) wird auch der 9/11 irgendwann irrelevant