War das Schulsystem früher besser (sagen wir mal 1980 bis 1990)?
Ich habe 1989 Abitur gemacht. Ich hatte damals nicht den Eindruck gehabt, dass das Schulsystem "schlecht" sei (mich haben nur manche Lehrer gestört, das war aber nicht dem "System" geschuldet, das waren rein individuelle Fehler). Ich habe bis heute den Eindruck, dass ich damals viel gelernt hatte.
Heute wird man schon fast seltsam angeschaut, wenn man NICHT mitmacht beim Satz "das Schulsystem ist sehr schlecht". Ich stimme zu, wenn man sagt, dass Schulgebäude in einem ordentlichen Zustand sein sollten oder wenn man sagt, man muss in sinnvoller Art und Weise digitalisieren.
Dennoch frage ich mich: was ist zwischen 1990 und 2020 passiert, dass das System als solches "schlecht" geworden ist? Der Föderalismus kann es nicht sein, den gab es zu meiner Zeit auch schon.
Ich verstehe ja auch, dass man keinen Overheadprojektor mehr braucht. Dennoch frage ich mich manchmal, was an den Inhalten (unabhängig von der Art der Präsentation) so schlimm geworden sein soll.
4 Antworten
Das System an sich ist nicht schlechter geworden, aber es hat sich unzureichend an die nötigen Anforderungen angepasst. Die haben sich schneller verändert als das System selbst, das der Entwicklung von Bildung und Erziehung gefühlt nur noch hinterher hinkt.
Was ganz früher gut war, hat früher noch getaugt, ist inzwischen am Rand seiner Möglichkeiten angelangt und wird morgen überholt, also untauglich sein.
Ich möchte hier gern sparsam mit Vorwürfen umgehen, aber die Tatsache, dass Hunderttausende von Kindern mit Migrationshintergrund und ohne Sprachkenntnisse irgendwann in die Schule kommen, ist absehbar, aber es fehlt an der Flexibilität gerade im Bereich der Grund- und Mittelschulen, wobei man auch zugute halten muss, dass schulpflichtige Kinder von Fluchtmigranten auch mal von heute auf morgen vor der Schultür stehen und weder auf sprachkundige Lehrkräfte noch auf Personal in der Schulsozialarbeit oder sonstiges treffen. In diesem Bereich tritt eine unvorhersehbare Maximalbelastung ein.
Eigentlich bräuchte man in jeder Grund- und Mittelschulklasse in Brennpunktgebieten mittlerweile zwei Lehrkräfte. Und eine etwas rigorosere Disziplin.
Das stimmt, alleine das Thema Deutsch für Migrantenkinder habe ich hier schon selber mitbekommen. Die Kinder tun mir leid, die haben in jedem Fach doppelt Arbeit. In Geschichte müssen sie Geschichte lernen und zugleich auch noch, wie man die deutschen Sätze schreiben muss. Das ist eine enorme Anstrengung.
Die Jahre 1973, bis 1999 waren generell besser. Ich meine, ich bin zwa nich 1973 geboren, aber generell fand ich persönlich die 1990er besser.
Ich kann hier jetzt nur für mich selbst sprechen, aber ich befinde einen erheblichen Teil des gelehrten Stoffes für absolut realitätsfern und unnötig.
Unterricht in Wirtschaft wird nicht etwa dazu genutzt einen Einstieg in Steuererklärungen o.Ä. zu geben, sondern mit hirnrissigen Summen irgendwelche Zinssätze zu errechnen. In Deutsch- und Englischunterrichten habe ich etwa 5 Mal "gelernt", wie ich Zusammenfassungen/Summaries schreibe. Und sorry, aber Religion gehört für mich nicht in's Klassenzimmer, da kann man nützlicheres wie Informatik mit reinnehmen.
Das Schulsystem ist heute besser als damals.
Die Schüler sind schlechter geworden.