Wann haben wir verlernt konstruktiv zu diskutieren?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gratulation für die sehr gut formulierte Frage, sonst hätte ich auch nicht geantwortet.

Du hast völlig recht, die Fronten verhärten sich und es wird immer mehr schwarz-weiß gedacht und das in allen Bereichen.

Echte Diskussionen sind jedoch nur möglich, wenn man auch die Argumente der Gegenseite sich anhört und überdenkt.

Statt miteinander nach Lösungen zu suchen werden neue extrem schwammige Begriffe eingesetzt als "Totschlagargumente". Gerade radikal rechts und links denkende verwenden gerne diese neuen Begriffe, wie "kulturelle Aneignung", "cancel culture", "whataboutism" etc. Klar auch dort steht ursprünglich viel zum Überdenken drin, denn viel zu lange wurden bestimmte Dinge einfach nicht wahr genommen. Das gilt auch fürs Gendern, denn auch das hat eigentlich seine Berechtigung, doch bitte nicht so fanatisch. So werden interessante Ansätze ins negative gezogen.

Für mich hat dieses offensichtliche schwarz-weiß Denken bei aktuellen Anlässen dazu geführt, dass ich mich meist ganz heraus halte. Das ist sehr schade, denn ich kenne es von früher noch ganz anders. Meine Eltern hatten in den 60er und 70er Jahren viele interessante Diskussionen mit ihren Freunden und Bekannten und damals ging es in erster Linie um Wissensaustausch und nicht darum, die andere Meinung als falsch dazustellen. So erfuhr ich viel Wissenswertes, auch wenn ich damals mit einigen Dingen als Jugendlicher noch wenig anfangen konnte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Neugier4711  03.03.2023, 09:39

Vielen lieben Dank für den Stern und nochmals Danke für die wirklich gute Fragestellung.

0
FriedaKamari  23.03.2023, 20:39

Ja, heutzutage geht es leider um Drama, Manipulation und einseitige Argumentation.

1
Wir waren doch mal in der Lage, Thematiken vernünftig und argumentativ zu klären.

Waren wir? Ich bin nicht sicher, ob wir, als Gesellschaft, jemals fähig waren bei wichtigen Themen zivilisiert zu diskutieren. Man darf mir gern das Gegenteil beweisen, ich hab nur das Gefühl dass es wieder nur eine rosarote Brille ist, die uns hier eine bessere Vergangenheit vorspielt, als wir tatsächlich hatten.

NiklRick 
Fragesteller
 01.03.2023, 23:12

Mag sein. Ich äußere erstmal auch nur mein Gefühl dabei und versuche mich damit auseinander zu setzen, warum es mir so vorkommt als würden mittlerweile immer mehr Fronten entstehen die sich untereinander nicht ernst nehmen.

Vielleicht lässt sich das heute auch einfach durch entsprechenden technischen Fortschritt einfach nur besser nachvollziehen. Mir war es einfach wichtig meine Gedanken dazu auszudrücken.

2
FelixSH  01.03.2023, 23:16
@NiklRick

War keine Kritik, die Antwort war sachlich gemeint, um auf die Möglichkeit hinzuweisen. Speziell Social Media sorgt klar dafür, dass wir einfach mehr Möglichkeiten haben unsere Meinungen, und auch Streitereien, öffentlich zu machen. Es gab sicher immer mehr als genug Streit, auch inakzeptabler Art. Davon bekam man halt nicht so viel mit.

1
vanOoijen  01.03.2023, 23:24

Wenn ich jetzt einmal ein Beispiel für destruktive Diskussionskultur bringen darf würde ich fragen: "Kennst Du diese Vergangenheit überhaupt"?

0
FelixSH  02.03.2023, 01:05
@vanOoijen

Dass man sich durch Nostalgie blenden lässt, ist doch ein bekanntes Phänomen. Kenn ich bei mir selbst gut genug, dass man sich die Vergangenheit schöner vorstellt als sie war.

So wie du hab ichs auch nicht geschrieben. Ich hab die Prämisse in Frage gestellt, generell, nicht dem FS spezifisch unterstellt sich nicht auszukennen. Die Formulierung macht einen Unterschied, und ich halt deine für ein gutes Stück antagonistischer als meine (auch ein Teil destruktiver Diskussionskultur, etwas negativer darstellen als es gemeint ist).

Ich hab mit voller Absicht keinen Fakt geschrieben, sondern eine Frage. "Ich bin mir nicht sicher", "Man darf mir gern das Gegenteil beweisen", "ich hab nur das Gefühl", alles vorsichtig und ehrlich formuliert. Du darfst gerne Gegenbeispiele, oder besser Studien, bringen.

Ernsthaft, ich hab nur zum Ausdruck gebracht dass ich denke dass der FS sich von nem Gefühl leiten lässt das nicht stimmt. Mir dann zu unterstellen, dass ich einfach nur so tue als hätte der FS keine Ahnung wovon er redet, ist eine unnötig negative Auslegung. Ich bin schlicht nicht der gleichen Meinung, und das werd ich wohl sagen dürfen. Wenn du mich kritisierst, zeig wenigstens wo ich falsch liege, alles andere ist einfach nur destruktive Diskussionskultur, weil du das was ich geschrieben hab unnötig negativ interpretierst.

3

Grandiose Frage! (Definitiv NICHT ironisch gemeint!)

Sehe ich genauso. Alle nur noch am übertreiben und dramatisieren, ohne jedwede sachliche Kommunikation. Schrecklich nervig dieses „Verhalten“.

Ungefähr seit dem TINA-Spruch: There is no alternative, war sehr beliebt bei Merkel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung