Vorurteile -> Autismus Spektrum?
Wieso sind soviel menschen in Bezug auf die Autismus spektrum störung so stur eingestellt und behaupten dinge darüber die nicht mal annähernd irgendwie sinn ergeben und gegen die Beschreibung der störung selber gehen.
Zb. Man kann nicht autistisch sein wenn man hübsch ist, freunde hat oder sich zu „normal“ verhält (masking).
Oder dass autisten alle extrem intelligent oder dumm wären, sie keine empathie hätten usw.
Manchmal ist sogar das gegenteilige der aussagen korrekt was letztendlich völlig absurd ist.
Und wenn das jetzt irgendwelche ungebildeten Leute sagen würden, okay, aber ich hab das schon von psychotherapeuten und ärzten gehört. Ist das nicht schockierend ?
3 Antworten
Weil
- Ableismus
- Ignoranz
- "Ich kenne/kannte einen Autisten, der ..."/"Mein Kind ist autistisch und ..."/"Ich arbeite mit Autisten zusammen und ..."
- Erwähnte ich schon Ignoranz?
- Interessiert die halt nicht
- Empathie? Wo? (Sehr empathisch, einer gesamten, marginalisierten Personengruppe verallgemeinernd einen Empathiedefizit vorzuwerfen und sich dann nicht mal die Mühe zu machen, Themen wie Hyperempathy, Object Personification, Alexithymie, das Double-Empathy-Problem usw. zu recherchieren 😌👌🏻)
Zb. Man kann nicht autistisch sein wenn man hübsch ist, freunde hat oder sich zu „normal“ verhält (masking).
Ah ja, der Klassiker.
Oder dass autisten alle extrem intelligent oder dumm wären, sie keine empathie hätten usw.
Kenne ich, kenne ich.
Das schlimmste sind allerdings die Leute, die (besonders hier) einfach irgendeinen Stuss über uns Autisten behaupten und dann weiterhin auf ihre falschen Ansichten beharren wollen. Ich meine: Ganz offensichtlich hast du null Plan von Autismus und das ist doch okay. Weshalb beantwortest du dann Fragen zu dem Thema? Denkst du, ich beantworte Fragen über Borderliner o.Ä? Nein. Wieso? Weil ich keiner bin und auch kein Interesse daran habe, mich damit näher auseinanderzusetzen. So, Fall abgeschlossen. Aber nein, einige Leute müssen ihren stinkenden Müll voller stinkender Verallgemeinerungen, Klischees, Vorurteilen, Fehlinformationen, Halbwahrheiten etc. eben regelmäßig "vor die Tür" (ins Internet) stellen. Mitgefühl? Kann man das essen? Doch vergiss nicht: Wir Autisten sind die, die keine Empathie haben.
Und wenn das jetzt irgendwelche ungebildeten Leute sagen würden, okay, aber ich hab das schon von psychotherapeuten und ärzten gehört. Ist das nicht schockierend ?
Das ist für mich nicht mehr schockierend, sondern viel eher frustrierend. Aber ja, auch schockierend. Ich finde es immer lustig, wenn Leute meinen, hier wären nur Laien unterwegs und niemand hätte so viel Ahnung von Autismus wie ein Arzt. Ha-Ha! Is' klar. Das können auch nur Leute sagen, die selber keine Autisten sind.
Wie ich immer sage: Wer hat am meisten Ahnung von seinem eigenen Autismus?
Richtig: Der entsprechende Autist/Die entsprechende Autistin. Nicht die Eltern, nicht die Großeltern, nicht die Geschwister, nicht Onkelchen oder Tantchen, nicht der Betreuer, nicht die Lehrer, nicht die Erzieher, nicht die Therapeuten, nicht die Psychologen, nicht die Psychiater usw. usf.
Und wer hat am meisten Ahnung von Autismus im Allgemeinen?
Zwei Worte: Autismus = special interest in Autismus
Aber neeiiiin, Leute legen ihr Vertrauen lieber blindlinks in irgendwelche Ärzte, die Autismus noch nicht einmal studiert haben, die noch an Zeug von vor 30 Jahren glauben. Doch warte ab, bis solche Leute dann meinen, solche inkompetenten Ärzte wären nur Einzelfälle oder "Wenn der Arzt* sagt, du bist kein Autist, bist du es nicht".
*nicht genauer beschrieben, welcher Arzt. Einfach Arzt. Wahrscheinlich irgendeiner der vielen, vielen Ärzte, die nicht einmal auf Autismus spezialisiert sind.
Meine Güte, bin ich froh, dass ich längst diagnostiziert bin und meine Mutter da so arg dran war damals, sonst wäre es aber aus die Maus.
Gern geschehen. Am besten auf Englisch googlen. Englische Quellen sind, was Autismus angeht, meistens - aber nicht immer - weiter als wir hier. (Ich werde niemals vergessen, als ich einen Artikel über Autismus auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse - im deutschsprachigen Raum - gefunden habe, der wortwörtlich von einer Zahnärztin geschrieben wurde. Einer Zahnärztin. Was hat eine Zahnärztin bitteschön mit Autismus zu tun? Das war ja fast schon wieder lustig.)
Mach Dir keine Sorgen, nur weil ich dann die Begriffe gegoogelt habe, werde ich nicht meinen Senf dazu geben.
Du kannst natürlich schon deinen Senf dazu geben. Mich nervt es nur, wenn Leute wissentlich und willentlich Falschinformationen etc. über uns verbreiten, denken, sie würden für uns (Autisten) reden, ignorant sind und die Sache nicht ernst nehmen. Ich würde es so formulieren: Wenn du bereit bist (von uns Autisten) dazuzulernen, ist das immer besser, als wenn du uns nicht zuhörst und du denkst, du wüsstest alles (zu dem Thema). Also ich denke, es macht einen großen Unterschied, ob du uns (Autisten) zuhörst und dann etwas dazu sagst, ohne zu verallgemeinern, als wenn du ... das Gegenteil machst. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.
Ich würde halt einfach gerne wollen, dass Nicht-Autisten, die - warum auch immer - etwas zu dem Thema zu sagen haben, sich wirklich bei uns Autisten informieren und nicht verallgemeinern und nicht den Fokus darauf legen, dass Autismus etwas Negatives sei. Weil natürlich sagen einige "Autismus haben ist nicht schlimm", aber wenn es hart auf hart kommt, würden die meisten trotzdem sagen, dass es besser ist, kein Autist zu sein, als Autist zu sein. (Obwohl es da kein "besser" oder "schlechter" gibt.) Also der Fokus ist viel mehr darauf gelegt, Autismus weniger werden zu lassen, es zu "therapieren" etc. pp., anstatt die Gesellschaft mehr umzuformen, so dass wir uns hier wohler fühlen können. Ich hab das Gefühl, der Blick von vielen Nicht-Autisten auf Autismus ist sehr ... ist oft sehr neurotypisch oder zumindest allistisch (allistisch = nicht autistisch, aber trotzdem neurodivers, also nicht neurotypisch) und da spielt auch eine große Portion an Ableismus hinein. Nicht selten sogar Ableismus von einem selber, gegen sich selber gerichtet.
Mir fallen wahrscheinlich später noch mehr Punkte ein (Es ist relativ spät und ich bin müde), aber ich belasse es einfach mal dabei. Danke auf jeden Fall, dass du dich darüber informieren möchtest. Ich könnte es wahrscheinlich selber erklären, die Begriffe, aber meine Augenlider werden schwer.
Die Zahnärztin wäre für mich nur dann plausibel, wenn sie selbst autistisch wäre.
Ich werde niemals etwas beurteilen, was ich nicht kenne. Grundsätzlich kann ich nicht jeden in einen Topf werfen. Ich glaube zu wissen, dass Autismus sehr viele Facetten hat.
Wobei ich mitreden kann, sind schwere Depressionen, kPTBS und Hochsensibelität. Wobei ich erst vor kurzem von Hochsensibelität gelesen/gehört habe, wo ich mich sehr stark wieder gefunden habe und damit identifizieren kann.
Weil ich weiß, dass nicht jede Depression vergleichbar ist, weiß ich auch, dass nicht jeder Autist die gleichen Symptome oder Bedürfnisse hat. Von daher weiß ich, was Du mir sagen willst und hast es recht gut beschrieben.
Leider kannte ich bisher niemanden, der autistisch ist. Ich habe vielleicht mal ein paar Dokus gesehen. Weil ich schon damals wusste, dass ich irgendwie anders bin, dachte ich erst an Aspergersyndrom. Für mich persönlich wäre es sehr hilfreich gewesen, wenn ich schon vorher den Begriff Hochsensibelität gehört hätte.
Warum die Gesellschaft so distanziert zu Autisten ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es an der Unwissenheit und der Verallgemeinerung, dass die Leute denken, dass jeder Autist in seiner eigenen Welt lebt und äußere Einflüsse keine Spuren hinterlassen.
Mach Dir keine Gedanken. Es ist wirklich schon spät und ich verstehe das. Hat für mich auch keine Eile. Deine Frustration über die Gesellschaft ist für mich auch verständlich.
Sobald die Autisten-Partei etwas zu sagen hat in Europa, ist sowieso Schluss damit. :) Deswegen sollte jeder Autist, die Autisten-Partei unterstützen, damit es uns Autisten allgemein besser geht. :)
Was du beschreibst, sind keine Vorurteile. Es geht einfach um Unwissen.
Ich selbst habe mich auch erst seit diesem Jahr mit Autismus beschäftigt. Vorher wusste ich nur das, was man eben allgemein durch Medien oder durch Filme davon mitbekommt. Und gerade Filme verwechselt man leicht mit der Realität.
Und auch Therapeuten und Ärzte sind nicht in jedem Fachgebiet spezialisiert. Dazu ist die Medizin inzwischen einfach zu kompliziert geworden. Deshalb kann auch nicht jeder Psychotherapeut Autismus erkennen oder gar diagnostizieren, sondern es gibt Fachleute dafür.
Wenn jemand aufgrund von Unwissenheit und Ignoranz bestimmte Annahmen oder Urteile über eine Person oder Gruppe von Personen trifft (in diesem Fall personen mit ASD), dann spricht man in der Regel von Vorurteilen. Vorurteile sind voreingenommene Meinungen oder Einstellungen gegenüber einer Person oder Gruppe, die nicht auf fundierten Kenntnissen oder Erfahrungen basieren, sondern eher auf Stereotypen, Missverständnissen oder fehlender Information.
Unwissenheit allein bedeutet einfach das Fehlen von Wissen oder Informationen. Wenn jedoch Unwissenheit mit Ignoranz (dem bewussten Ignorieren von Informationen oder der Weigerung, sich zu informieren) kombiniert wird und zu negativen oder voreingenommenen Urteilen führt, was genau hier der Fall ist, resultiert das oft in Vorurteilen. Vorurteile können zu Diskriminierung und ungerechtfertigtem Verhalten gegenüber den betroffenen Personen oder Gruppen führen.
Danke, ich bin kein Autist oder Arzt. Allerdings werde ich mal bei Gelegenheit schauen, was Du mit den Begriffen in Punkt 6 meinst.
Mach Dir keine Sorgen, nur weil ich dann die Begriffe gegoogelt habe, werde ich nicht meinen Senf dazu geben.