Vorschläge für erzieherische Maßnahmen bei einer Schulkonferenz?

3 Antworten

Es gibt schon gute Antworten von rotesand und Hafnafir. Ergänzend dazu kann dein Sohn vorab die Frage aufwerfen, welche Wichtigkeit seinen Vorschlägen eingeräumt wird. Wenn die Lehrer zugeben, dass sie nicht auf ihn hören, kann er sich die Mühe sparen.

Dies zu klären ist ein rhetorischer Balanceakt. Wenn er vorwurfsvoll rüberkommt, wird das einen Erfolg verhindern.

Das Ziel sollte nie eine Bestrafung sein, sondern so hilfreich für den Betroffenen sein wie möglich und dabei den Rest der Schüler und Lehrer zu schützen. Schulausschlüsse für einige Tage halte ich für bescheuert. Das sollte das vorletzte Mittel (vor dem Rauswurf) sein. Der Lerneffekt ist dabei null oder nich weniger.

Nachsitzen ist auch meistens dämlich. Sinnvolle Reaktionen müssen individuell zum Schüler passen. Das ist rechtlich aber knifflig.

Als mein Vater seine Laufbahn als Lehrer begann, hatte er eine Pausenaufsicht und schmiss Schüler aus dem Gebäude in den regnerischen Innenhof. Ein Schüler der 7. oder 8. Klasse nannte ihn deshalb laut <gesperrtes Schimpfwort>. In den 1970er Jahren war das ein starkes Stück. Mein Vater bestellte ihn zum Gespräch nach dem Schultag ein. Da eröffnet er ihm die Möglichkeit, dass er am Folge Tag mit seinen Eltern zum Kaffee zu uns nach Hause kommt. Beim gemeinsamen Gespräch bot er die Strafe an, dass der Junge für uns Kinder als Babysitter arbeitet.

Den Job hatte er dann einige Jahre lang und wir sind immer nich familiär verbunden.

Sowas kann ein Schülerverteter oder eine Lehrerkonferenz natürlich niemals vorschlagen! Wenn es erst mal so offiziell wird, ist die Chance für individuelle und persönlich passende Sanktionen vertan.

Deine Frage ist also sehr gut und eine sinnvolle Antwort richtig schwierig. Dein Sohn könnte sich mit dem Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen zusammensetzen und sinnvolle Maßnahmen ausarbeiten. Zu zweit haben sie dann mehr Einfluss.

Von Experte mjutu bestätigt

Wenn ein Kind dieses Verhalten immer wieder an den Tag legt, ist wohl ein Gespräch mit den Eltern fällig, mit diesen werden dann geeignete Maßnahmen durchgesprochen, oder andere Mittel wie Jugendamt in Erwägung gezogen.

First of all, klären was und warum etwas mit dem Kind nicht stimmt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe gelernt, FOS, BW, studiert, Meister, TBW

Nur weil es diese Rubrik gibt, wird nicht erwartet, dass man da auch was beisteuert. Meine Erfahrung ist, dass das, was die Schüler vorschlagen, sowieso nicht gemacht bzw. selbst, wenn es Top-Ideen sind, solange zerredet und als unrealistischer Unfug dargestellt wird, bis kein Hahn mehr danach kräht, egal um was es geht. Diese Schulkonferenzen sind so Pseudo-Veranstaltungen wie auch z.B. ein Jugendgemeinderat.

Für ein Kind was sich nicht benimmt, sich nicht an die Regeln hält und respektlos ist. Was auch in der Pubertät ist.

Ich traue Kindern und Jugendlichen einiges zu und sie werden oft unterschätzt, aber dieses Thema sind sie wahrscheinlich nicht in der Lage objektiv zu beurteilen, weil sie es nur aus ihrer Sicht sehen und sich selbst oft nicht objektiv sehen und auch ihr Verhalten nicht richitg einschätzen - das können sie wenn überhaupt erst mit 15/16 und drüber, so ab etwa Mitte neunter Klasse.

Das ist eigentlich etwas, was man gemeinsam erörtern sollte und dafür ist ein Workshop auf Augenhöhe aus meiner Sicht geeigneter als eine Schulkonferenz, die zwar so heißt, aber in der Regel von Erwachsenen gelenkt und dominiert wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

mjutu  28.08.2024, 18:17
das können sie wenn überhaupt erst mit 15/16 und drüber, so ab etwa Mitte neunter Klasse.

Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne Schülerkonferenzen in 3. und 4. Klassen (also 8 bis 10 Jahre), in den Schüler Probleme konstruktiv und respektvoll klären. Dabei hatten beide Seiten die Möglichkeit ihre Ansicht ohne Unterbrechung und ohne direkten Kommentar zu äußern. Die von Mitschülern vorgeschlagenen Sanktionen wurden von den Beteiligten in den allermeisten Fällen akzeptiert. Dabei hilft es, dass da Schüler auf Augenhöhe diskutieren und nicht Lehrer von oben herab Strafen verhängen.

Die Lehrer mussten nur in sehr wenigen Fällen eingreifen. Wirksam sind Schülerkonferenzen aber nur, wenn man den Schülern auch echte Entscheidungsrechte einräumt. Das geschieht leider an den wenigsten Schulen. Wenn man ein paar Schülervertreter ein bisschen herumhampeln lässt, hampeln die natürlich nur ein bisschen herum.

Faszinieren fand ich, dass die genannte Schülerkonferenz der Grundschülern nach einigen Monaten inhaltlich kippte, als eine Schülerin damit anfing, keine Kritik zu äußern und Probleme zu thematisieren, sondern ihren Beitrag nutzte um anderen für aufmerksames und solidarisches Verhalten zu loben. Plötzlich fingen Schüler an, positives Verhalten durch Dank zu verstärken, statt negatives zu sanktionieren.

Den Lehrern und Eltern klappten die Unterkiefer runter. Wieder was neues über Pädagogik gelernt.

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rotesand  28.08.2024, 19:26
@mjutu

Das ist natürlich super und genau so soll es auch sein - ich kenne es aus meiner Schulzeit und aus meiner Heimatregion im Allgemeinen ganz anders.

Eine solche Schulkonferenz wie von dir besprochen ist wohl die Ideallösung für alle Parteien, bei uns hätte es das jedoch niemals gegeben. Lehrer hätten die Einwürfe der Schüler zerredet oder gleich abgeblockt - außer mancher, der es doch ehrlich meint, aber der wäre vom Kollegium und dem Rektor ausgebremst worden.

Plötzlich fingen Schüler an, positives Verhalten durch Dank zu verstärken, statt negatives zu sanktionieren.

Bei uns war es eher so, dass Lehrer sich am Elternsprechtag über Kinder beschwerten, die immer freundlich gegrüßt, sich bedankt und sich eingebracht haben, weil das "unnötig und nervig und nicht erwünscht" sei.

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