Versöhnung mit übergriffigem Vater?

11 Antworten

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Hierfür gibt es keine pauschale Antwort. Was für den einen richtig ist, ist für den anderen falsch.

Es gibt kein du sollst ihm vergeben. Ich denke jeder wird verstehen, wenn du dich nicht mit ihm versöhnst.

Wenn du es kannst, darfst du dich mit ihm versöhnen, aber das ist sicherlich kein Muss.

Was mich bei deinen Ausführungen bedenklich stimmt, sind folgende Punkte:

  • du schreibst davon wie es ihm damit geht. Aber das ist nicht von Belang. Wichtig ist ganz allein wie es dir damit geht. Das Letzte, was du tun solltest, ist seine Bedürfnisse über deine zu stellen. Er hat damals bereits seine Bedürfnisse über deine gestellt. Das muss Dir klar werden.
  • Du warst nicht seine Prinzessin. Sexualisierte Gewalt ist nicht das, wie man eine Prinzessin behandelt.
  • Du schreibst du vermisst einen Vater, nicht deinen Vater. Das mögen für manche nur Kleinigkeiten sein, aber ich finde das lässt tief blicken. Das ist auch etwas, was man eindeutig noch mal mit der Therapeutin besprechen sollte. Benötigst du einfach nur eine Vaterfigur, dann kann das genau so gut ein älterer männlicher Freund machen.

Anhand dieser drei Punkte halte ich es zu diesem Zeitpunkt wohlgemerkt für keine gute Idee, wenn du dich wieder mit deinem Vater triffst. Das kann sich in Monaten oder Jahren durchaus ändern.

Bleib weiterhin in Therapie und denk dran, dass du ruhig egoistisch sein darfst. Du bist erst einmal für dich selbst verantwortlich.


catchan  21.11.2020, 14:52

Danke für den Stern.

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Hallo, was dir passiert ist, ist schlimm und war falsch. Es hat Folgen bis heute.

Und trotzdem ist es dein Vater. Du möchtest ihn nicht aus einem Leben ausschließen.

Du schreibst, also ob Versöhnung und Vergebung das gleiche wären. Das ist es aber nicht.

Vergebung ist erst mal einseitig. Du kannst deinem Vater vergeben ohne dass er davon weiß. Und es ist eine Entscheidung. Du entscheidest dich dafür es zu tun, und dann setzt du es um indem du es aussprichst. Vergebung muss nicht heissen dass die Beziehung danach wieder stimmt und gut ist. Vor allem heisst Vergebung nicht, dass du gut heisst, was dein Vater gemacht hat. Sondern du lässt das, was passiert ist, los und schleppst es nicht mehr wie Steine in einem Rucksack mit dir rum. Das belastet nämlich - und zwar erst mal nur dich und nicht deinen Vater.

Von daher: Ja, du solltest ihm vergeben. Da geht es nämlich erst mal nur um dich alleine.

Versöhnung wäre der nächste Schritt. Versöhnung passiert wenn beide Seiten bereit sind, die Beziehung zueinander weiterzuführen.

Bei mir waren es keine sexuellen Übergriffe, aber gewalttätige.

Bin männlich und habe mit 18 den Kontakt abgebrochen. So soll es auch weiterhin bleiben.

Ich weiß von meinen Geschwistern, dass er sich Aussöhnen will, aber ich fühle mich nicht danach.

Er hat meine Kindheit Schwäche ausgenutzt und meiner psyche erheblich geschadet.

Ich will ihm eigentlich gar nicht vergeben.

Es ist natürlich Deine Sache ob Du das selber möchtest, aber ob das wirklich so klug ist musst Du wissen.

In meinem Fall würde ich mich wahrscheinlich wieder angreifbar machen, obwohl er mir nicht mehr schaden kann

Dafür würde ich sorgen.

Ich habe selber nicht einmal Wut auf ihn und ich habe auch einiges positives aus der Zeit mitgenommen. Aber das positive macht die Schläge und die erniedrigung auch nicht mehr wet

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hey:) Es tut mir sehr leid, dass dir das passiert ist und du nicht wusstest, wie du damit umgehen sollst.
zu deiner Frage:vielleicht könntest du das Thema ja mal bei deiner Therapeutin ansprechen? Wenn du mit deinem Vater sprichst würde ich versuchen ganz offen zu sein und ihm zu sagen, dass du dein Verhalten rückblickend als Grenzüberschreitend eingeordnet hast.
Sag ihm aber auch, dass du gerne einen Neustart mit ihm wagen würdest. Ich bin mir sicher, dass es ihm leid tuen wird.
aber auch wenn du nichts das Gespräch mit ihm suchst solltest du versuchen ihm zu vergeben, damit dich das Geschehene nicht immer wieder einholt.

Also ich würde ihn mal anschreiben. Ich weiss der hat scheisse gebaut und so. Aber er war ja auch sicher immer da für dich. Und du hast nur einen Vater. Mit Sicherheit denkt er sich jetzt auch was er getan hat. Ich würde ihn mal einfach bei whatsapp anschreiben und fragen wie es ihm geht etc. Mit Sicherheit wird das gut laufen ihr beide seid älter geworden. Er wird nicht für immer da sein. Nutz die Zeit

:)


23milesaway 
Beitragsersteller
 19.11.2020, 03:35

Das mit der Zeit und Endlichkeit ist mir sehr bewusst. Und das macht mir Angst.

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catchan  20.11.2020, 14:56
@M1Ifhunt3r187

Dem muss ich vehement widersprechen. Die Fragestellerin kann durchaus was „verlieren“. Die Fortschritte, die sie sich so mühselig erkämpft hat.

Ist dir eigentlich klar, dass wir hier von andauernden sexuellen Kindesmissbrauch reden? Da ist Scheisse gebaut eine regelrechte Beschönigung.

Und wenn die Tochter ihn erst drauf ansprechen muss und den Kontakt abbrechen muss, damit er begreift, dass er seiner Tochter mit der sexualisierten Gewalt geschadet hat, ist das ein weiterer Grund ihn nicht zu treffen.

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