Keinen Kontakt mehr zu Vater, wie geht es ihm?
Hallo zusammen
Seitdem sich meine Eltern geschieden haben, habe ich kaum mehr Kontakt zu meinem Vater. Ich hatte eine wunderbare Kindheit, bis er Alkoholiker wurde und wir Kinder mit meiner Mutter ausgezogen sind.
Mein Vater wohnt immer noch in der Nähe, jedoch sehen wir ihn nur selten. Vielleicht 3-4 Mal im Jahr lädt er uns zum Abendessen ein oder wir fragen ihn, ob wir wieder einmal vorbeikommen können. Seine Alkoholsucht hat er mittlerweile mehr oder weniger im Griff, er hat aber keinen richtigen Job und eine neue Lebenspartnerin, mit der er auch zusammenwohnt.
Immer wenn ich an meinen Vater denke oder mich jemand nach ihm fragt, habe ich ein komisches Gefühl oder auch schlechtes Gewissen. Ich frage mich oft, wie es ihm wohl damit geht, keine Bindung zu seinen eigenen Kindern mehr zu haben und ob wir auch teilweise daran Schuld sind, dass er nie ganz über seine Sucht hinwegkam. Ich war noch ein Kind, als sich unsere Wege getrennt haben aber heute frage ich mich oft, ob es nicht schrecklich war, ihn zu der Zeit zu verlassen, als seine Sucht ihm sowieso schon alles genommen hatte. Sollte nicht genau dann die Familie für einen da sein?
Ich denke mir auch immer wieder, was sein würde, wenn er jetzt zum Beispiel sterben würde. Ich glaube, ich könnte mir das nie wirklich verzeihen, ihn so hängengelassen zu haben. Trotzdem ist es aber auch in seiner Verantwortung, mal mit uns darüber zu sprechen oder sich vielleicht auch zu entschuldigen, dass es überhaupt so weit kam. Dieses Gespräch hat er nie gesucht und auch wenn wir bei ihm zu Besuch sind, sind die Unterhaltungen sehr oberflächlich und das Thema wird gemieden.
Was meint ihr: Soll ich versuchen, eine engere Verbindung zu meinen Vater aufzubauen und Energie darin zu stecken? Ich habe aber auch Angst, dass es nicht klappt und das Bild von meinem Vater ganz zerstört wird.
Und vielleicht noch eine andere Frage, die ich mir schon lange stelle: Wie glaubt ihr, beeinflusst meine Kindheit und mein Vater meine Psyche und meinen heutigen Charakter?
Vielen Dank an alle, die sich dafür Zeit nehmen!
7 Antworten
Du klingst recht erwachsen. Also sage ich Dir, dass Dein Vater Dich gar nicht mehr beeinflussen muss. Du kannst Dich selbst finden, wie Du sein möchtest - wer Du wirklich bist. Da kannst Du Deinen Vater so weit rauslassen wie Du willst.
Frage Dich, was es Dir bringt, wenn Du mehr Kontakt zu Deinem Vater hast. Du musst kein schlechtes Gewissen haben: Der Schuldige ist tatsächlich Dein Vater, weil er zum Alkoholiker wurde. Wir alle werden aufgeklärt, was Alkohol mit uns machen kann. Da hätte er sich im Griff haben können. Klar kannst Du mit ihm darüber reden. Wenn Du willst. Wenn Du weißt, was Dir das Gespräch danach geben kann. Dein Vater hat nicht den Wunsch, mit Dir darüer zu reden, sonst hätte er es längst getan.
Ich würde mich an Deiner Stelle mit Deinem Vater darüber unterhalten. Ich denke, Deine Mutter hat ihn verlassen, weil er getrunken hat. Das ist letztlich nichts, was etwas daran ändert, dass er Dein Vater ist. Wenn er es jetzt im Griff hat, finde ich es umso wichtiger, ihm auch zu zeigen, dass der Grund für Eure Distanz damit nicht mehr vorhanden ist.
es war sehr gut, deinen vater zu verlassen als er mit seiner sucht und selbstsucht sein ganze umfeld zerstört hat. was besseres konnte deine mutter garnicht tun.
deinem vater ist es völlig egal was ihr macht. ab und an erinnert er sich im jahr daran, dass er noch kinder hat und lädt euch zum essen ein. den rest der zeit scheint es ihm egal zu sein. frag ihn doch mal und geh auf ihn zu von dir aus, warum er sich so verhält und ob du ihm persönlich einfach egal bist.
es geht ihm gut
Alkoholiker wird man nicht von heute auf morgen. Zumindest am Anfang hat dein Vater die Wahl gehabt: entweder Alkohol oder eine andere Lösung. Da hätte er aber eingestehen müssen, dass er Hilfe braucht, dass er es nicht alleine schafft, dass er nicht jederzeit aufhören kann. Er hat sich für den für ihn (am Anfang) bequemeren Weg entschieden. Dein Vater schämt sich heute dafür "versagt" zu haben. Deswegen wird er nicht darüber reden wollen, schon gar nicht mit seinen Kindern. Das solltest du einfach so akzeptieren.
Deine Mutter stand damals vor der Entscheidung, entweder die Reißleine zu ziehen und für sich und die Kinder ein normales Leben zu ermöglichen, oder selbst seelisch zugrunde zu gehen, und möglicher körperlicher Gewalt gegen sie selbst und gegen euch Kinder ausgeliefert zu sein. Was besser war, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Deine Vorstellung, dass ihr als Familie für deinen Vater hättet da sein sollen, und vor allem, dass das etwas an der Situation geändert hätte, ist, entschuldige bitte, naiv und weltfremd.
Schuld an der jetzigen Situation ist ausschließlich dein Vater, sicher nicht deine Mutter , und ihr Kinder am allerwenigsten.
Zeige deinem Vater, dass du ihm verziehen hast, umarme ihn und sage ihm dass du ihn trotzdem lieb hast. Wenn du ihn öfter sehen willst sprich ihn darauf an. Will er das nicht, akzeptiere das und sei nicht gekränkt.