versifizierte Prosa?

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Endlich wieder jemand, der voraus nicht mit 2 R schreibt! (Noch schöner wär's groß gewesen.)

Zur "versifizierten Prosa" schaust du am besten das so genannte "Gedicht" "Was gesagt werden muss"von Günter Grass an. http://tinyurl.com/7fbw6h2

Natürlich ist "versifizierte Prosa" ein paradoxer Widerspruch, denn Prosa und Vers sind ja absolute Gegensätze: freie gegen gebundene Sprache. Grass hat nun eben Prosa in die Form von Gedichtzeilen gepresst, Gedichtzeilen aber nennt man "Verszeilen" oder einfach "Vers". Ein wenig hat Grass dabei allerdings auch an der "prosaischen" Alltagswortstellung gebastelt, sodass seine Prosa über Strecken auch etwas Rhythmisches erhalten hat.

In Wiktionary [http://de.wiktionary.org/wiki/versifizieren] findet sich eine noch simplere Verwendung:

Die Methode, einen Operntext in einem ersten Arbeitsschritt selbst als Prosalibretto zu verfassen und diese Vorlage dann von einem Librettisten versifizieren zu lassen, hatte Verdi mit Piave entwickelt und wendete sie seit dem MACBETH (1847) an. Er wird auch noch bei AIDA (1871) mit Antonio Ghislanzoni so verfahren. Obwohl er sich bei IL CORSARO dieser Methode aus verschiedenen Gründen nicht bediente, ist bei aufmerksamer Lektüre des Librettos unschwer zu erkennen, an welchen Stellen der Komponist die Vers- und Silbenanzahl und damit den sprachlichen Rhythmus des Textes vorgab, so, wie er ihn für die Komposition benötigte. (Opernwerkstatt Wien tinyurl.com/7yafw7u )

Da ist es also kein Ergebnis, sondern nur ein Vorgang, die Umwandlung von Prosa in Versform, von freier in gebundene Sprache. Die usprüngliche Prosa ist allerdings immer noch ordinäre Prosa. An ihr hat sich ja nichts geändert.