Vermittlungsfunktion der Parteien. Erklären?!

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Parteien behaupten das politische Vermittlungsmonopol zu besitzen, über all das, was politische Willensbildung und Aussagen über politisch/soziale Inhalte betrifft.

Das wurde schon von den Profs der "Frankfurter Schule" (Adorno, Horkheimer) vehement bestritten, denn das ist nur ein weiteres Monopol, das dafür sorgen soll das sich niemand ausserhalb des Parteienspektrums um "politische Aufgaben " und Angelegenheiten kümmern darf.

Lächerlich und sehr vordergründig bemüht, aber eine gängige Praxis auch in der kaputtalistischen Industrie und sogn. "Wirtschaft, um eigene Interessenlagen (auch um Karriere unf politische Vermittlungsparxis sowie einflussnahme als alleinige Domäne der Parteien) als die Interessen der Allgemeinheit zu verkaufen und zu besetzen!

Adorno hat eine explizite Kritik gegenüber der einseitig partikularen Form von Politik ausgesprochen, also einer Vorstellung das die Gesellschaft in der Politik ihr Bewusstsein findet und nur von der Politik her diese Gesellschaft gedacht und gesteuert wird,

Dieses Grundmotiv einer Hegel-Marxistischen Haltung wird von ihm grundlegend kritisiert. Zu denken, man könnte von der Politik her die Gesellschaft umbauen, und lenken und steuern und das („nur“) in der Politik das Bewusstsein der Gesellschaft existiert, hat Adorno als pure Ideologie und Schein abgelehnt. Er sagte, es gehe eher um das Spiel der Kräfte und das Spiel in der Gesellschaft, nicht allein um das, was sich in der Politik nur als etwaiges Selbstbewusstsein der Gesellschaft abspielt oder „spiegelt“, wenn überhaupt.

Er bestreitet damit auch das, was viele treu- (doofe?) Bürger heute immer noch glauben, nämlich das politisches Handeln „nur“ über den Politikapparat und dessen Parteiengewalt, sinnvoll gelenkt werden kann und es daher ihre „höchste Pflicht“ sei, daran „ehrenhalber“ und staatstreu, in besten Gewissen zu partizipieren,


jajaluki 
Beitragsersteller
 13.06.2013, 17:46

Vielen Dank für den tollen Text. Nur brauche ich für die Präsentation eine kurze Zusammenfassung der Funktionen und Aufgaben...

Es war sehr nett zu antworten, doch ich hab es leider immernoch nicht ganz verstanden, was die Vermittlungsfunktion ist. Nochmal vielen Dank für die Antwort :)

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Sebastien12  13.06.2013, 18:36
@jajaluki

also:

nach klassischem (nicht kritisch hinterfragtem Modell) versuchten politische Parteien einst von engagierten Bürgern gegründet , (siehe die SPD 1869 oder die Grünen 1980) - den Einfluss der mündigen Bürger auf alle Prozesse der Willensbildung im Staat auszudehnen, dafür wurden Parteien ins Leben gerufen, die helfen sollten, sich zu organisieren, für frei gewählte Parlamente und je nach prozentualer Teilnahme verschiedener politisch-sozialer Strömungen das Geschehen im Staat "ausgeglichen" und nach Anteilen der jeweiligen Interessenlage der Bevölkerung, die in den Parteien ausgedrückt wurden, zu artikulieren.

Leider sind sich alsbald die Parteien (von extremen abgesehen, früher Spartakisten oder Kommunisten, aber auch gut zu sehen in der Einheitspartei, NSDAP ab 1933, im „deutschen“ Reich in der alle Strömungen aufgegangen sind) immer ähnlicher geworden , so hieß die SPD zu ihren Anfängen etwa noch "sozialistische Arbeiterpartei /oder sozialdemokratische Arbeiterpartei) aber das wurde im Laufe der Jahre auf „Sozialdemokratische Partei“ abgekürzt, die „Arbeiter“ wurden inhaltlich und optisch ausgeklammert, ..

Bei den „Grünen“ ähnlich, die anfangs eine Bewegung waren,die aus aktivem Widerstand bestand, Atomkraftgegnern und Ökokritikern, die aber bis heute aus der Partei heraus gecleant wurden und durch Wirtschaftsnahe Interessen der Berufspolitiker, die oft nur noch bessere Verwaltungsangestellte sind, ersetzt wurden (also keine idealistischen Menschen beinhalten, die von humanistischen Zielen und Idealen "träumen)

wie sagte noch Helmut Schmidt in den 90er Jahren: wer eine „politische" Vision hat, de r solle den Arzt aufsuchen, da seine (Schmidts) Interesse etwa darin bestanden, Zitat 1976:

""Die Bundesrepublik ist eine völlig intakte Firma: wir sind eine der allergesündesten Unternehmungen, die an der Weltwirtschaft beteiligt sind."

Also Schluss mit Engagement der angeblich "mündigen Bevölkerung" via Parteien um eine etwaige und kleine Mitsprache und Teilnahme an den Interessenklage im Staat (und Wirtschaft) zu ermöglichen, .. ..

Ausserdem ist es mittlerweile enorm schwierig in eine Partei einzusteigen oder darin aufzusteigen (Parteienkonsens) und Zwang zur internen Anpassung an deren Programme die zumeist von anderen beschlossen wurden,..) ohne deren Ziele , egal welche es sind 100%ig zu vertreten, also ist die Macht der Parteiapparate, die mittlerweile einseitig das politische Leben bestimmen, zu Karrieremaschinen verkommen, sind Parteien und deren internen Interessen wichtiger, als spezielle oder besondere Interessen der engagierten Bürger, die etwas verändern wollen.

Zudem ist wie oben betont der Wirtschaftsapparat so mächtig (geworden) und inzwischen sind einige internationale Konzerne und Firmen reicher als Nationalstaaten und haben daher mehr internationalen Einfluss, um ihre Ideen und „Visionen“ ohne demokratische MItsprache umzusetzen, dafür gibt es hunderte Beispiele:

in den USA sind es sieben Großkonzerne, (Time Warner , Viacom ,Disney, etc., die die Medienpolitik beherrschen und darin bestimmen was für Ideen und Interessen, auch politischer Art im Lande erlaubt und zugelassen sind und diskutiert werden dürfen, (In Deutschland ist es ähnlich)

Zusammengefasst versuchten politische Parteien ab Bismarck (also etwa 1871) in Deutschland die Interessen derer umzusetzen, die sie wählten, aufgeschlüsselt nach deren unterschiedlichen Interessenlagen, aber auch nach deren Wählern, damals etwa durften Frauen nicht wählen und anfangs auch nur vermögende und einflussreiche Bürger, das erklärt sich also von selber.

Heute ist es etwas "besser" (also Frauenwahlrecht) aber die Unterdrückung und Ausbremsung der Bevölkerung geschieht subtiler, man kann wenn man nicht Partei opportun ist, nicht aufsteigen hat also keine Stimme und muss mitlaufen. Und die wenigen Parteien in Deutschland sind inzwischen inhaltlich wie personal fast austauschbar: CDU, SPD, FDP, Grüne, LINKE. Etc. Helmut Schmidt galt früher, in den 80 er Jahren „als guter Politiker“, nur als jmand in der „falschen Partei“ so wie etwa der baden württembergische Ministerpräsident Kretschmann heute, etc.

Alles Aufsteiger, die zuerst mal ihre Interessen vor die der Bevölkerung stellen unf nur vor Wahlen wie aktuell wieder irgendwelche Phrasen und Aktionen erfinden, um die Bürger für sie abstimmen zu lassen.

Und danach, nach den Wahlen passiert das gleiche wie üblich, etwa Merkel sagt dann etwa: „Es tut uns Leid aber die Versprechen von vor der Wahl sind leider unter den gegebenen, anstrengend und schwierigen politischen Verhältnissen derzeit nicht umsetzbar,.) danke für ihr Vertrauen und husch husch an die Arbeit, ..!

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Die unterste Stufe von Parteien sind die Ortsvereine deren Mitglieder etwaige Probleme in den Städten und Gemeinden an die höheren Parteiebenen weitergeben. Zu der Antwort von Sebastien12: Auch ich halte die meisten Bundestagsparteien für ein Kartell,aber ich begründe das anders als Sebastien12. CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE sind Europarteien, denen die Rettung des Götzen Euro wichtiger als alles andere ist. Diese Parteien sind auch Einwanderungsparteien. Es gibt graduelle Unterschiede zwischen ihnen,aber im Prinzip sind sie sich da einig.