Vermisst Ihr auch die oft entwaffnende Schrulligkeit der japanischen Autos der 80er Jahre?
Ein prominentes Beispiel war z.B. der Mitsubishi Colt GLX der frühen 80er mit "Spurt- und Spar-Schaltung", eine in einem Kleinwagen reichlich obskure Konstruktion, bei der man mit einem Extra-Schalthebel wie in einem klassischen Geländewagen die Grundübersetzung des Viergang-Schaltgetriebe verlängern (und wieder verkürzen) konnte, also ein Vorgelege wie bei einem klassischen Geländewagen (wo die Übersetzung für Kriechgeschwindigkeit benutzt wird).
Im Endeffekt war das Ganze eine unnötige Verkomplizierung, aber die Japaner hatten damals eine technische Verspieltheit die ihnen heute komplett abgeht.
https://de.motor1.com/news/681485/mitsubishi-colt-a150-1978-fahrbericht/
Als Anekdote der Automobilgeschichte waren die GLX-Versionen mit ZWEI Schalthebeln ausgerüstet. "Spurt- und Sparschaltung" nannte Mitsubishi diese Idee.
Dahinter steckt typisch japanische Ingenieurs-Tüftelei, die im Prospekt ausführlich erklärt wird. Also: Rechts befindet sich ein normaler Schalthebel mit vier Gängen. Links daneben eine Art Stock mit der Aufschrift "P" und "E". P wie Power, hier kommt eine kurze Übersetzung des Getriebes zum Einsatz. E für Economy, eine lange Übersetzung zum Spritsparen. Theoretisch acht Gänge also. Und zwar mechanisch per Vorgelegegetriebe.
Eine zeittypische Idee, als im Zuge immer teuereren Sprits überall Economy-Anzeigen oder "+E"-Getriebe in Mode kamen. Mitsubishi nannte 5,1 Liter, die bei konstant 90 km/h möglich sein. Nun gut, dass ist über vier Jahrzehne später nicht mehr kriegsentscheidend. Als erstes fällt einem das Format des ersten Europa-Colt auf, nach heutigen Maßstäben wäre er nicht mal mehr ein Kleinwagen.
4 Antworten
Diese Autos hatten schon was für sich bzw. hatten ihr besonderes Flair. An diese erwähnten Mitsubishis kann ich mich insofern erinnern, weil ich zeitweilig gelegentlich mit einem ca. 1984er Lancer-F (ein sehr seltenes und schrulliges Modell) zu tun hatte, der diese beiden Ganghebel an Bord hatte. Der Wagen war allgemein total merkwürdig und z.B. so dünnblechern, dass man mit dem Finger Dellen reindrücken konnte, die dann blieben und dass man leichte Rostblasen durchstechen konnte, so dass großflächig der Lack und das Blech abplatzten. Innen hatte er unglaublich schweißtreibende, filzige Pseudo-Velourspolster, die aus Plastik gewesen sein dürften. Zuverlässig war der schon, aber vom Ding her eine solche Mistkarre, dass er nach nur 14 Jahren so durch war, dass man ihn verschenken musste - außerdem klackerte der Motor dermaßen stark, dass man dachte, der hätte einen Lagerschaden. Dieser Lancer-F war eines der grässlichsten Fahrzeuge, mit denen ich je zu tun hatte. Diese Kiste war furchtbar, hatte aber ihren ganz eigenen spröden Charme. Dennoch war die "Qualität" schlimm: Der Lancer-F war schon nach zehn Jahren (1994 jedenfalls) trotz guter Pflege durch einen Rentner so durchgerostet, dass man ihn eigentlich hätte verschrotten müssen; es waren umfangreichste Schweißarbeiten nötig gewesen, ein Jahr später war er an anderen Stellen durch. Das Fahrwerk war grottig, die Bedienung wenig logisch, das Lenkrad hatte dünne Metallspeichen - viel Spaß beim Unfall. Kurzum: Kein deutscher Autobauer hätte sich Mitte der 80er-Jahre getraut, einen solchen unzumutbaren Schrott dem Kunden anzubieten, das Modell war qualitativ unterste Schublade, kaum wesentlich besser als ein russischer Lada. Komisch, denn eigentlich war Mitsubishi damals eine gute und durchaus sportliche Marke. Der Colt, der "normale" Lancer, der Galant, der Cordia, Tredia, Sapporo usw. waren deutlich besser, was auch immer den Maßstab auslöste.
Ich erinnere mich ansonsten aber noch gut an die 90er, als ein damaliger Nachbar von mir sich einen alten Datsun gekauft hat ------> das war so ein richtig buckliges, ekliges Ding in einem seltsam angemixten Grün, das ich so noch NIE gesehen habe... das Auto war so hässlich, das kannst dir nicht vorstellen^^ das war für mich kein Auto, sondern eigentlich ein richtiger Bonsaitraktor - der Datsun sah schon eher "nordkoreanisch" aus als US-japanisch. Aber kultig war das irgendwie schon, auf den Modellnamen komme ich nicht, könnte eventuell ein früher Cherry gewesen sein, Baujahr etwa 1975 schätze ich mal.
Diese heckgetriebenen alten Datsun Cherry sind heute so selten wie eine Blaue Mauritius. Fast ebenso selten ist heute der Alfa Arna
Die praktische, aber weitgehend designfreie Nissan Cherry-Karosserie stand Pate für das desaströs verlaufene Gemeinschaftsprojekt mit Alfa Romeo, der Alfa Arna.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfa_Romeo_Arna
Die wenig attraktive japanische Karosserie bekam die unzuverlässige Technik des Alfasud, das konnte nicht gut gehen. Der Alfa Arna ist heute seltener als ein Mercedes 300SL Flügeltürer. Eben deswegen juckt es mich manchmal dass ich gerne einen hätte :)"Top Gear" hat zusätzlich einen davon von der Straße geholt:
Damals fuhr ich einen Nissan Cherry. Dieser hatte, entgegen hiesigen Modellen bereit ein 5-Gang- Getriebe . Der erste Gang lag als dort wo z. B. beim Polo der Rückwärtsgang angesiedelt war. Aus diesem Grund hat Nissan wohl einen impertinenten Pfeifton eingebaut, der ertönte wenn der erste Gang eingelegt wurde.
Des weiteren hatte dieses Auto die Macke, dass in den beiden ersten Gängen die Tachowelle so unheimlich Krach gemacht hat, dass sie von meinem Händler einfach abgeschraubt wurde. Für heutige Begriffe in recht seltsames Auto.
Es war aber sehr günstig, praktisch und hat auch jede Menge Spaß gemacht.
Sehr cool
Die praktische, aber weitgehend designfreie Nissan Cherry-Karosserie stand Pate für das desaströs verlaufene Gemeinschaftsprojekt mit Alfa Romeo, der Alfa Arna.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfa_Romeo_Arna
Die wenig attraktive japanische Karosserie bekam die unzuverlässige Technik des Alfasud, das konnte nicht gut gehen. Der Alfa Arna ist heute seltener als ein Mercedes 300SL Flügeltürer. Eben deswegen juckt es mich manchmal dass ich gerne einen hätte :)"Top Gear" hat zusätzlich einen davon von der Straße geholt:
Ich vermisse nicht nur die schrulligen Japaner. Ich vermisse alle. Fahre selber einen 77er.
Die 80er Jahre waren eh etwas ganz Besonderes.
da konnte man noch sehr viel selber am Auto machen, wer etwas Geschick hatte, ich vermisse die Trommelbremsen, die waren total verschleißarm, so lange ich den alten Opel Astra hatte, musste man nie was an den bremsen machen, die Scheibenbremsen sind viel anfälliger