Vergleich- Buddhismus heute und früher?

3 Antworten

Also das ist eine sehr weitreichende Frage die ich wirklich nur sehr sehr grob beantworten kann. Willst du Details, dann musst du etwas konkreter fragen. Trotzdem hier eine kurzgefasste Erklärung:

Der Buddhismus war ursprünglich (ca. 500v.Chr.) ein einzelner Mönchsorden in Nordindien (heute indische Provinz Bihar) mit dem spirituellen Oberhaupt Siddhartha Gautama. Das war für die damalige Zeit nichts Unübliches, denn zu dieser Zeit zogen viele Menschen von zu Hause aus und suchten in der Natur nach spiritueller Verwirklichung. Diese Leute wurden dann Sarmana genannt & waren meist Gefolgsleute einer religiösen Leitfigur.

Nach dem Tod des Siddhartha Gautamas zählten mehrere tausend Mönche zu diesem Orden. Da diese anfingen durch ganz Indien zu ziehen und die buddhistische Lehre anfing sich regional anzupassen, gab es die ersten Spaltungen. Zuerst entstanden die zwei Gruppen Mahasanghika & Stavira. Nach 200 Jahren waren es 18 verschiedene Sekten innerhalb des Buddhismus, von denen heute keine einzige mehr existiert.

Von 268-232v.Chr. wurde der Buddhismus unter der Herrschaft des indischen Königs Ashoka das erste Mal staatlich anerkannt. Adhoka sendete darauf Missionare in die ganze Welt hinaus. Das hatte zum einen zur Folge, dass der Buddhismus das wurde, was wir heute Weltreligion nennen. Zum anderen wurde der Buddhismus regional fast immer mit den Mythen der einheimischen Landesreligion vermischt. Bspw. gab es ursprünglich in Tibet eine polytheistische Götterreligion mit dem Namen Bön. Der heute nicht mehr existente ursprüngliche indische Buddhismus, der zu diesem Zeitpunkt bei weitem nicht mehr einheitlich war, vermischte sich in Tibet mit dem Bön, woraus der tibetische Buddhismus (Vajrayana-Buddhismus) entstand. So ähnlich geschah es auch auf der ganzen Welt.

Bis heute hat sich daran im wesentlichen nicht viel verändert, außer dass es im Orient kaum noch Buddhisten gibt, obwohl es sie dort über viele Jahrhunderte hinweg gab. Zahlenmäßig ist der Buddhismus heute offiziell als eine Weltreligion aufgeführt mit 500 000 000 Anhängern, wobei diese Zahl mit sehr großer Vorsicht zu genießen ist! Eigentlich versteht man heute unter Buddhismus ein Kluster an Religionen, die eine Mischung sind aus größtenteils heute ausgestorbenen regionalen Urreligionen & der indischen "Philosophie" des Siddhartha Gautama.

Die heutige Verbreitung des Buddhismus in ihren verschiedenen Schuhen ist ganz gut auf dieser Karte dargestellt:

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
 - (Schule, Religion, Buddhismus)

Bodhgaya  12.01.2021, 00:39

*Schulen nicht Schuhen natürlich:)

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Nein! Das kann ich nicht! Ich bin nichiren-buddhist.

Ich kann dir nur sagen, wie das bei uns ist: früher konnten weder Frauen, noch Sünder die buddhaschaft erreichen!

Unser Religionsstifter hat m. W. Als erster postuliert, dass Frauen sehr wohl die Buddhaschaft erreichen können!


Buddhismus  12.01.2021, 08:07

Ich muss dir da widersprechen: Sowohl "Sünder" ( den Ausdruck gibt es - zumindest im ursprünglichen Buddhismus gar nicht ! ), wie auch Frauen konnten sehr wohl die Buddhaschaft erlangen !

Dass Buddha zuerst zögerte, einen Nonnen-Orden zuzulassen, hat nichts damit zu tun, dass Frauen nicht "erleuchtungsfähig" sind, sondern damit, dass Mönche und Nonnen ( Hauslose ) zu de Zeit als quasi "vogelfrei" galten ( rechtlos ), und somit gerade Frauen besonders gefährdet waren... Im Pali Kanon wird oft von erleuchteten Frauen erzählt.

Und, diese Frauen verfassten sogar Lehrreden ( wie z.B. Majjhima Nikaya 44 Die kürzere Reihe von Fragen und Antworten - Cūḷavedalla Sutta: http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m044z.html

Auch die Geschichte von Agulimala - einem Serienmörder - ist bekannt. Angulimala wurde dann Mönch, und erlangte Erleuchtung ( von ihm gibt es Verse im Dhammapada ).

Ich habe dir mal zwei Stellen aus dem Pali Kanon rausgesucht, wo du das nachlesen kannst:

Anguttara Nikaya, 8. Buch 6. Kapitel: 1. Gotamī Vagga - A.VIII.51 Die Gründung des Nonnenordens - 1. Gotamī Sutta

http://www.palikanon.com/angutt/a08_051-060.html

Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung, M. 86. (IX,6) Angulimāla Sutta: http://www.palikanon.com/majjhima/m086n.htm

Liebe Grüße: Manu

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Buddhismus  12.01.2021, 11:04
@HeinrichZille

Ist schon "schade/" bis zu fatal", dass solche Details ( die Worte des Buddha selbst ) ganz "außer acht" gelassen werden...

Schön, dass du daraus etwas lernst !

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Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Zunächst einmal ist es schwierig von "dem Buddhismus" zu reden, denn die Lehre des Buddha wird in den verschiedenen Traditionslinien sehr unterschiedlich interpretiert und so unterscheiden sich sowohl Lehren als auch Praktiken stark voneinander.

Zur Zeit des Buddha lebten er und seine Schüler als bettelnde Wandermönche - das war in der dortigen Kultur und zu dieser Zeit gesellschaftlich akzeptiert.

Als der Buddhismus nach China kam, gab es dort keine soziale Akzeptanz für das Betteln und das Klima war kühler, so dass die Mönche arbeiten mussten.

Im Westen stieg die Zahl jener Menschen, die keine Ordensgelübde als Mönch oder Nonne ablegen, bzw. auch als Geistlicher einem weltlichen Beruf nachgehen.

Allgemein kann man vielleicht sagen dass, je weiter sich der Buddhismus räumlich entfernte, die Bedeutung der buddhistischen Laienanhänger immer größer wurde.

Heutzutage gibt es buddhistische Lehrer und Richtungen, die sich auf einzelne Aspekte wie Sozialarbeit, Ökologie usw. konzentrieren.

Außerdem gibt es natürlich einen riesengroßen Markt für "Wellness-Buddhismus" auch "Wohlfühl-" oder "Räucherstäbchen-Buddhismus" genannt.

Damit bezeichnet man Lehren, die vor allem das Bedürfnis moderner Menschen nach Entspannung und Exotik bedienen und dabei oberflächlich werden.

Unverändert ist geblieben, dass es auch im Buddhismus finanzielle Ausbeutung, psychologische Manipulation und sexuellen Missbrauch durch Lehrer gibt.

Das wird leider bei der Präsentation des Buddhismus nach außen häufig unterschlagen, so dass ein einseitig positives Bild entsteht.

Solltest du noch Fragen haben, helfe ich gerne weiter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

uiuuuu 
Beitragsersteller
 11.01.2021, 18:34

Vielen lieben Dank für diese ausführliche Nachricht!

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