Verdeckte selbstsichernde Mutter dreht mit - wie lösen?
Die Sitzfläche eines Campingstuhls soll ausgetauscht werden. Um den Sitzflächen-Bezug zu tauschen, müssen zwei Kreuzschlitz-Bolzen herausgeschraubt werden. Es handelt sich um Kreuzschlitz-Senkkopf-Bolzen (PH3) M6x65 mit 12 mm Gewindegängen, die in eine im Rahmenrohr liegende, selbstsichernde M6-Mutter eingeschraubt sind. Diese Mutter scheint in einen Kunststoff-Körper eingebettet zu sein (schwarzer Kunststoff). Ein Bolzen ließ sich problemlos herausschrauben. Der zweite leider nicht.
Das Problem: Die Mutter dreht sich im sie umgebenden Kunststoff-Körper, der Bolzen ist so nicht herausschraubbar.
Ich möchte aufgrund von eventuellen Stabilitätsproblemen kein ca. 11 mm großes Loch in das Rahmenrohr bohren, um die Mutter herauszubekommen. Das habe ich bei einem weiteren Stuhl getan, um herauszubekommen, wie und wo ich angreifen kann, um den Bolzen zu lösen. Die Rohre haben gerade einmal einen Durchmesser von 25 mm. Ich habe den Schraubenkopf des Bolzens ausgebohrt, dann in die gegenüberliegende Seite erst ein 6 mm, dann ein 8 mm und schließlich ein 10 mm großes Loch gebohrt und dann den Bolzen mit dem Hammer herausgeschlagen (siehe Bilder).
Meine bisherigen Versuche und Überlegungen:
- durch Hebeln der Rohre, damit die Mutter auf Spannung kommt und sich eventuell verklemmt bin ich nicht weitergekommen
- Ich habe versucht ein kleines 2 mm großes Loch in die Mutter zu bohren ohne genau zu sehen, wo die Mutter ist (ist ja im Rahmenrohr versteckt). Das ist bei einem gerade mal 2 mm dicken Rand der Mutter natürlich eher Glücksspiel. Ich habe dann einen 2 mm starken Federstahl in das Loch gesteckt und versucht, die Mutter damit zu blockieren. Das hat nicht funktioniert.
- man könnte rein theoretisch die Mutter insofern erwärmen, dass der sichernde Kunststoffring weich wird. Zwei Probleme: wie verhält sich der die Mutter umgebende Kunststoff und selbst wenn ich auf diesem Wege den Bolzen herausgedreht bekäme - beim wieder Hineindrehen zur Befestigung stehe ich genau genommen wieder vor dem selben Problem
- Was dann meine nächste Überlegung war, falls ich den Bolzen durch die Erwärmmethode herausbekäme: eine Möglichkeit, das Ganze so „minimalinvasiv“ wie möglich zu halten wäre, auf der dem Bolzen gegenüberliegenden Seite ein 6 mm großes Loch in das Rahmenrohr zu bohren (wie anfänglich bei dem zweiten Stuhl). Dann irgendwie mit ein wenig Geduld, Geschick (und Glück) das Gewinde der noch im Rahmenrohr befindlichen Mutter aufzuweiten/aufzubohren, sodass man einen M6-Bolzen durchstecken kann und diesen Bolzen dann auf der gegenüberliegenden Seite mit einer Mutter (Hutmutter) sichern kann
Hat jemand von Euch vielleicht weitere Ideen, wie ich das Problem lösen könnte? Es ist wirklich vertrackt. Was für eine Sch****-Konstruktion ;-)
Ich freue mich auf Vorschläge, Gedankenschmalz und Ideen.
Viele Grüße,
Josch
4 Antworten
Hallo Reparaturner,
ich würde das Problem mit einer
und einer
https://www.hornbach.de/p/hutmutter-din-1587-m6-edelstahl-a2-25-stueck/3886671/
lösen, natürlich in der richtigen Größe und Edelstahl, damit es nicht rostet!
Ich würde das ganze Stück aus dem Rohr aussägen und durch eine angeschweißte Muffe ersetzen, in die die beiden Enden dann hinein ragen. Die Muffe würde ich kurz eben schnell auf der Drehmaschine anfertigen und das Gewinde, das die selbstsichernde Mutter ersetzt, direkt in die Muffe schneiden.
Oder den Stuhl einfach komplett wegwerfen und ersetzen. Weil dieser ganze Aufwand, den du da treibst, wäre vielleicht für ein Motorrad oder dergleichen gerechtfertigt, aber nicht für so einen billigen Allerweltsgegenstand.
Hallo,
danke für Deine Antwort. Die Idee ist für den eigentlich kaputt geglaubten Stuhl, bei dem ich den Bolzen mitsamt Sechskantmutter durchgeschlagen habe eine sehr gute Idee. Das ist auch nicht allzu schwer - sofern man Zugang zu einer Drehbank hat - da muss ich mal nach jemandem suchen, der mir da helfen kann. Eine Muffe aus Alu-Vollmaterial mit dem Rohrdurchmesser von 25 mm und auf Rohr-Innendurchmesser abgedrehten Enden plus Sackloch-Gewinde für den/einen passenden Bolzen sollte reichen. Die muss man ja noch nicht einmal anschweißen, sondern könnte sie ebenso mit jeweils einem Bolzen mit dem Rohr verbinden. Also in etwa so:
https://www.area9.de/dls/ups/Muffe.jpg
Zum Thema wegwerfen oder ersetzen: Meine Maxime ist seit Jahrzehnten - wenn mir etwas gefällt und davon nur 5 Prozent kaputt sind, werfe ich die restlichen 95 Prozent erst weg, wenn ich den Gegenstand wirklich nicht mehr repariert bekomme. Das geht auch gern bis zu 70 bis 80 Prozent des Neupreises ;-) Damit bin ich persönlich hoch zufrieden und die Sachen, die mir treu waren bleiben so lange es nur geht. Ich umgebe mich natürlich entsprechend nur mit Sachen, an denen ich Freude habe. Billigen Schund kaufe ich schon sehr lange nicht mehr. Ich spare lieber länger und kaufe dann etwas, was mir wirklich richtig gut gefällt.
Die Stühle liegen übrigens auch eher in der Preisklasse 100,- bis 130,- € pro Stuhl. Die sind uns schon seit über 20 Jahren treu. Nur sind jetzt die Sitzflächen mal erneuerungsbedürftig. Ersatz habe ich schon - nur dieser eine dämliche Bolzen hat mir die Suppe etwas versalzen ;-)
Deine Idee ist sehr gut - damit werde ich den Stuhl mit dem Riesen-Loch auch wieder instandsetzen.
@AdamMeyer:
Kopf wegbohren. Neue Schraube einsetzen.
Genau das habe ich ja bei dem oberen zu sehenden Bolzen gemacht. Dann bekam ich zwar den Rahmen mit der Sitzfläche heraus nur steckte dann der Bolzen (ohne Kopf) immer noch in der im Rahmenrohr sitzenden, mitdrehenden Sicherungsmutter.
beim wieder hineindrehen zur Befestigung stehe ich genau genommen wieder vor dem selben Problem
Genau so sieht´s aus.
Die Arretierung für die Mutter ist am Ar...
Wenn Kunststoff einmal verformt ist, kriegst du da nichts mehr wieder in den Originalzustand zurück.
Die Überlegungen mit der Erwärmmethode hat etwas.
Wenn man den umgebenden Kunststoff separat zusammen schmelzen könnte, daß er nach dem Abkühlen die selbstsichernde Mutter wieder fest hält.
Aber wie willst du das separat erhitzen, ohne die Statik vom Rohr zu gefährden?
Oder wie willst du die Mutter separat erhitzen, wenn sie verborgen liegt?
Vielleicht hilft es, den Campingstuhl in die Gefriertruhe zu legen.
Wenn die Kunststoffarretierung gefroren ist, vielleicht hält sie dann wenigstens so lange, bis du die Schraube raus hast.
Umgekehrt geht´s im gefrorenen Zustand vielleicht auch.
Das mit dem genauen Durchbohren geht eigentlich nur an einem Bohrständer, in den man das Bohrstück einspannen kann.
Du kannst auch in diese schwachen Rohre nicht so große Löcher reinbohren wie in deinem Beispielfoto.
Das sind Sitzmöbel für Menschengewichte, da bastelt man an der Statik besser nicht herum.
In einem muß ich dir recht geben: Es ist wirklich eine Sch****-Konstruktion!
Öha - das müsste ja schon eher ein Kühlraum statt einer Gefriertruhe sein, wenn da ein Campingstuhl reinpassen soll :-) Aber kühlen und ggf. teilweise erwärmen ist ja auch eine Möglichkeit.
Mein aktueller Gedanke: Ein 6 mm-Loch von der gegenüberliegenden Seite bohren (ich habe da eine Vorrichtung, mit der ich gut recht präzise in Rundmaterial bohren kann - so habe ich auch an dem anderen Stuhl das Loch gebohrt und fast exakt getroffen). Von der Seite aus dann das Ende des Bolzens aus der Mutter herausbohren und somit die Mutter gleich korrekt aufweiten. Dann mit einem längeren Bolzen mit Senkkopf versehen, den ich mit einer Unterlegscheibe und einer M6 Hutmutter kontere. Bezüglich der Statik mache ich mir bei einem 6 mm-Loch keine Sorgen - eine 6 mm-Durchbohrung findet sich an diversen anderen Stellen wider.
Mal sehen, ich werde weiter berichten