Ursachen von Krisen im Altertum heraus?

 - (Krise, Sozialwissenschaften)

2 Antworten

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Aus ägyptologischer Sicht muss ich den Quellentext ein wenig kritisieren... Der Verfasser ist vielleicht Ökonom aber offensichtlich kein Fachmann für Alte Geschichte. Und 1968??? Haben die für die Schulbücher echt keine aktuelleren Quellen???

Also. Sag das ruhig deiner Klasse: Dieser "Papyrus aus Memphis" stammt bestimmt nicht von 3000v.Chr. Aus dieser Epoche kennen wir keine derartigen Texte. Ich vermute es soll heißen "3000 Jahre alt", also 1000 v.Chr. Dann fällt die Datierung in etwa auf die 3. Zwischenzeit, das passt eher zu einer Krisenzeit... Das war aber mehr eine politische als eine wirtschaftliche Krisenzeit, und in der neueren Forschung wird selbst das in Frage gestellt ( Stichwort "Bronze Age Collapse")

Ich konnte leider noch nicht herausfinden, aus welchem Papyrus genau dieses Zitat stammt... ich recherchiere da noch. Aber Fakt ist: das ist in der altägyptischen Literatur ein häufiges Motiv! Es gibt eine ganze Literaturgattung solcher "Klagen" in denen erzählt wird, wie das Gute zum Schlechten umgekehrt ist. ( Klage des Ipuwer, des Chacheperreseneb, Prophezeiung des Neferti, Gespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele, Klagen des Bauern...).

Viele dieser Texte waren bestimmt von konkreten Krisen inspiriert. Aber es wird natürlich extrem übertrieben, die beschriebenen Verhältnisse sind nicht wörtlich zu nehmen! Das sind zum Teil einfach nur rhetorische Mittel.

Außerdem kann es sein, dass ein Text einfach ältere Motive aufgreift. Wenn man sich die Texte ansieht, dann merkt man, dass viele Sätze und Themen in vielen von ihnen vorkommen. Das heißt aber nicht, das die beschriebenen schlimmen Dinge immer wieder passiert sind - vielleicht haben sie einfach von den älteren Texten abgeschrieben. Das sind literarische Texte, keine Faktenberichte!

Sorry. Das ist alles Hintergrundwissen. Zum Thema: ja, Krisen gab es im alten Ägypten. Auslöser konnten politische Konflikte sein, Dürrezeiten oder Naturkatastrophen (Starke Nilüberschwemmungen). Vielleicht auch Seuchen, aber da weiß ich kein konkretes Beispiel.

Wann, wo und in welchem Ausmaß die Krisen stattfanden ist aber in der modernen Forschung umstritten. Selbst die "Zwischenzeiten" werden inzwischen nicht mehr allgemein als Krisenzeiten gedeutet: da waren vielleicht die Machtstrukturen dezentral und das Königtum in der Krise, aber der breiten Bevölkerung ging es nicht unbedingt schlechter als sonst.

Krisenzeiten im alten Ägypten mit heutigen Konjunktur- und Finanzkrisen zu vergleichen, das finde ich sehr gewagt. Diese Frage "Gibt es gemeinsame Erscheinungsformen..." - ich würde mit "nein" antworten und begründen, dass die wirtschaftlichen Strukturen anders waren und es keine vergleichbare Finanz- und Geldwirtschaft gab. Gerade im Alten Ägypten gab es eher wenig Privatbesitz und privaten Handel. Die meisten Ressourcen und der meiste Außenhandel waren unter staatlicher Kontrolle.

"Krisen" gab es sicherlich. Aber "Wirtschaftskrisen" im modernen Sinne eher nicht. (Letzteres ist meine Meinung, in der Wissenschaft gibt es durchaus Leute die das anders interpretieren)

Es wird sich nicht an die Gesetze gehalten.
Gesetzerverächter (Leute, die sich nicht an die Gesetze halten, zum Beispiel Diebe) leben im Wohlstand (haben genug, vermutlich, weil sie den Wohlhabenden ihr Zeug geklaut haben)
Weil die meisten Leute arm sind, haben auch Handwerker keine Jobs - die kann keiner mehr bezahlen.
Felder liefern keine Ernte mehr.

Abschnitt Rom:
Es wurde zu viel in Kriegshandlungen und Kriegsgerät investiert, so dass zu wenig zum Leben für die Bürger/innen übrig blieb.