Unterschied zwischen Kant und Aristoteles über das Thema Glückseligkeit?

2 Antworten

Grundsätzlich sitzt Kant mehr als Aristoteles im Elfenbeinturm einer überhöhten Vernunft. Aristoteles urteilt wirklichkeitsnäher. Wo Kant in die fast unverbindliche Abstraktion flüchtet, sucht Aristoteles immer wieder das konkrete Beispiel. Kants Eudaimonia (Glückseligkeit ist schlechte Übersetzung) ist eine Kopfangelegenheit. Aristoteles geht es konkreter um ein insgesamt gelingendes Leben und in der Einsicht, dass nicht alle Menschen Forscher und Philosophen sein können, gesteht er auch dem Rest der Menschheit die Möglichkeit eines gelingenden Lebens ohne Philosophie zu. Kant jedoch lebt noch in einer Zeit, in der nach über tausend Jahren die Menschen sich daran gewöhnt haben, die Verantwortung für ihr aktives Leben den Oberen und der Kirche zu überlassen und auf eine Belohnung in einem ewigen Leben zu hoffen. Die Selbstsorge, die Kunst, das eigene Leben zu gestalten, ist verloren gegangen und das fehlt im Konkreten auch bei Kant.