Um jemanden trauern den man nicht kannte?
Mein Bruder ist mit 1 1/2 Jahren verstorben ich bin erst ein halbes Jahr später zur Welt gekommen. Ich kannte ihn nie. Ich weiß nicht was er heute tun würde welche Entscheidungen er getroffen hätte. Wie er war. Wer er gewesen wäre. Meine Eltern haben sich nach seinem Tod kurz nach meiner Geburt getrennt. Mein Vater interessiert sich nicht für mich, wir haben kein Kontakt und er will auch keinen. Meine Mutter ist Narzisstisch. Wir haben noch nie darüber gesprochen wie es mir damit geht einen Bruder gehabt zu haben den ich nie kannte. Ich musste sie nur immer trösten. Schon immer.
Ich denke wäre er noch da wäre unsere Familie heil. Dann hätte ich einen Bruder. Dann hätte ich jemanden an dem ich mich festhalten kann. Jemand der für mich da ist. Der auf mich aufpasst. Dann hätte ich einen Vater der meine Mutter etwas zügeln könnte. Und einen Bruder mit dem ich gemeinsam unter unserer Mutter leiden könnte. Ich wäre nicht allein.
Aber das bin ich nun Mal. Allein. Ohne ihn. Ich liebe ihn. Auch wenn ich ihn nie kannte. Ich hab ein Bild entdeckt gleich daneben hing ein Bild von mir. Ich war darauf vlt 5 Jahre älter als er aber wir sahen uns so ähnlich. Ich vermisse ihn ohne zu wissen wen ich eigentlich vermisse. Ich glaube es wäre gut damit abzuschließen aber das will ich gar nicht. Ich versuche nur damit umzugehen.
Ich habe oft das Gefühl dass ich der Ersatz für ihn bin. Dass ich seine Rolle jetzt einnehmen muss. Dass ich den Weg gehen soll den er gegangen wär. Und das will ich auch. Ich weiß nur nicht wie. Und ich werde es auch nie erfahren. Aber damit umzugehen schaffe ich einfach nicht.
4 Antworten
Ich kenne auch eine Mutter, die ihr erstes Kind verloren hat. Sie redete ständig über ihn und ich hatte auch den starken Eindruck, dass ihr zweiter Sohn darunter litt.
Ich dachte, sie hat es nicht verarbeitet, was ich verstehen kann. Ich dachte aber auch, dass es besser wäre, wenn sie Unterstützung bekommen würde. Therapeutische und Erziehungsberatung.
Es macht mich traurig, dass es dir so schlecht geht. Ich glaube, da sie es nicht hinbekommen hat, brauchst du jetzt Hilfe. Ich bin noch etwas unschlüssig, wie ich es an deiner Stelle machen würde. Ob ich es zuerst über einen Vertrauenslehrer versuchen würde oder mich gleich ans Jugendamt wenden würde.
Auf jeden Fall brauchst du eine externe Vertrauensperson, die dich unterstützt und zu dir hält. Und deine Mutter braucht eine klare Ansage. Es geht überhaupt nicht, dass du sie trösten musst. Das ist emotionaler Missbrauch und dafür könnte sie ziemlichen Ärger bekommen.
Bleib Stark und hol dir Hilfe. Du musst da nicht alleine durch! Und du bist nicht der einzige Mensch auf dieser Welt, dessen Ursprungsfamilie Probleme hat und dir emotionale Probleme macht. Eines Tages liegt das alles hinter dir. Du musst dir aber Hilfe holen, um das emotional zu verarbeiten.
Zuerst mal: es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht und du so unglücklich bist. Du beschreibst sehr anschaulich, wie klein und ungeliebt du dich fühlst und malst dir dann aus, wie viel besser alles wäre, wenn dein Bruder noch am Leben wäre.
Aber das bringt dich nicht weiter. Sowas mag im ersten Moment tröstlich sein ("schlimme Dinge" passieren dann wenigstens nicht grundlos), auf Dauer lähmt es dich aber nur und bringt dich nicht weiter.
Es ist okay, um den Bruder zu trauern, den du nie kennenlernen durftest. Was nicht okay ist, ist, ein Leben zu erfinden, in dem er Dinge zusammenhält, die längst zerbrochen sind, das schafft, woran du scheiterst und dir einen Weg zeigt, den du selbst finden solltest.
Du steckst vermutlich gerade in der Pubertät, bist mit allem ein bisschen überfordert und suchst verzweifelt irgendwo Halt. Da deine Eltern nicht in Frage kommen, überleg dir bitte, wem du dich sonst anvertrauen kannst. Es gibt viele Menschen, die zuhören und sich Zeit nehmen, wenn man die Angst vor dem ersten Schritt einmal überwunden hat!
Mach dir bewusst, was dir fehlt und was du brauchst, und finde raus, was du erreichen kannst und was du akzeptieren musst.
Du kannst deine Eltern nicht ändern, aber du kannst lernen, eine gesunde Distanz zu ihnen aufzubauen, ihr Verhalten als etwas zu sehen, das nichts mit irgendeiner Unzulänglichkeit deinerseits zu tun hat.
Du kannst nicht ewig all deine Wünsche auf deinen verstorbenen Bruder projizieren, wie kleine Kinder es mit unsichtbaren Freunden machen und Teenager mit Filmstars. Aber du musst deine Träumereien auch nicht jetzt sofort beenden.
Irgendwann wirst du loslassen können, und einen anderen Platz in deinem Herzen für ihn finden. Den des kleinen Bruders, der gestorben ist, ohne dich kennenlernen zu dürfen.
Alles Gute und ganz viel Kraft!
Das tut mir sehr leid für dich!
Ich denke jeder sollte erstmal respektieren was du durchmachen musst, aber du selbst musst weitermachen!
Es ist schwierig über den Tod zu reden ohne dabei traurig zu werden. Ich selbst muss bei dem Thema an meinen Opa denken der gestorben ist als ich glaube ich 5 war. Ich kann mich nur leicht daran erinnern aber ich habe es damals nicht so realisiert dass ich ihn nie wieder sehen werde. Aber im Nachhinein war das vielleicht sogar pures Glück. Ich erinnere mich an nicht viel von ihm und somit habe ich auch nicht so viel zum festhalten. Ich kannte ihr kaum aber trotzdem spüre ich diese Sehnsucht ihn endlich zu sehen und mit ihm zu reden jetzt wo ich alt genug bin ordentliche Gespräche zu führen.
Man muss die Realität akzeptieren und dass ist manchmal echt schwer. Dein Bruder wäre bestimmt ein netter Kerl, aber um ihm zu sehr zu trauern wäre weder gut für dich noch für ihn. Er würde nicht wollen dass du wegen ihm im Elend
Ups hab ausversehen zu früh auf absenden gedrückt 🤦♂️ Hier nochmal ein Nachtrag:
Das tut mir sehr leid für dich!
Ich denke jeder sollte erstmal respektieren was du durchmachen musst, aber du selbst musst weitermachen!
Es ist schwierig über den Tod zu reden ohne dabei traurig zu werden. Ich selbst muss bei dem Thema an meinen Opa denken der gestorben ist als ich glaube ich 5 war. Ich kann mich nur leicht daran erinnern aber ich habe es damals nicht so realisiert dass ich ihn nie wieder sehen werde. Aber im Nachhinein war das vielleicht sogar pures Glück. Ich erinnere mich an nicht viel von ihm und somit habe ich auch nicht so viel zum festhalten. Ich kannte ihr kaum aber trotzdem spüre ich diese Sehnsucht ihn endlich zu sehen und mit ihm zu reden jetzt wo ich alt genug bin ordentliche Gespräche zu führen.
Man muss die Realität akzeptieren und dass ist manchmal echt schwer. Dein Bruder wäre bestimmt ein netter Kerl, aber um ihm zu sehr zu trauern wäre weder gut für dich noch für ihn. Er würde nicht wollen dass du wegen ihm im Elend versinkt.
Schau nach vorne! Denke an ihn, aber trauer nicht. Vergiss ihn nicht, sondern lass ihn als gute Erinnerung in deinem Gedächtnis und vorallem in deinem Herzen.
Gehe nicht den Weg deines Bruders! Seinen Weg ist er bereits gegangen und jetzt gehst du deinen Weg. Einen neuen Weg. Mit einem neuen Weg verändert und vorallem verbessert man den Weg seiner Vorfahren und Verwandten. Nur so überlebt der Mensch und auch jedes andere Lebewesen.
Das alles ist Natur und du musst die Natur akzeptieren.
Und deine Mutter hat dich immer noch Lieb! Mag sein dass sie für dich etwas eigenartige Meinungen hat aber du darfst dich nicht beeinflussen lassen und musst sie als deine Mutter anerkennen und lieben.
Denk immer daran: Dein Leben geht weiter!
Gute Besserung und viel Glück!
LG
LurBanane
Hast du andere Verwandte die du nach Fotos von deinem Bruder fragen kannst und die dir etwas über ihn erzählen können? Was sagt deine Mutter, wenn du nach ihm fragst und geht ihr nie zum Friedhof?