Übertreibt der Sender ARTE bei Künstler und Film Portraits?
Ich halte die Filmkritiker, die bei ARTE zu einem „Themenabend“ eines Filmklassikers oder Filmstars interviewt werden, hoch unterhaltsam. Und zur totalen Überinterpretation neigend.
Wieso machen die das? Die denken sich Sachen aus, wo ich mir zu 80% sicher bin, dass der Regisseur überhaupt nicht daran gedacht hat, als er den Film machte. Oder der Schauspieler.
Ich nehme jetzt irgendeinen Film… sagen wir… Jurassic Park.
So jetzt kommt der Arte Filmjournalist/kritiker, der vor irgendeiner Bücherwand in einem Pariser Apartment in nem Chippendale Sessel sitzt. Der sagt dann sowas:
“Mit Jurassic Park verschaffte sich Spielberg eine Legitimation das innere Kind nicht sterben zu lassen. Da fast zeitgleich die Produktion für Schindler‘s List angesetzt war, ein Projekt mit immenser persönlicher Verantwortung, etwas, das er sich über Jahrzehnte nicht zugetraut hatte, da scheint es fast so, als würde er dem Zuschauer und den Kritikern ein Angebot machen wollen. Hier schaut her, wird er sich gedacht haben, ihr wollt mir keinen Oscar geben, ihr haltet mich für den kindhaften Märchenonkel, der nur Kinderaugen glänzen lässt, nein! Diesmal gebe ich euch beides, den fantastischen Dinosaurier aus dem Reagenzglas und das Unabstreitbare zugleich. Und zwar das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte und ihr müsst mir diesmal zu hören! Denn als Jude und als Regisseur, der zwei Genre gleichzeitig bedient, könnt ihr mir nicht wieder die kalte Schulter zeigen! Und was geschah: Er gewann seinen ersten Oscar für die beste Regie zum Film Schindler‘s List.“
So… gerade komplett ausgedacht und vermutlich überhaupt nicht zutreffend. Aber so geht das bei ARTE über zwei Stunden am Stück. Und dann merke ich irgendwann, was diese ferstrubbelten Fliege tragenden Filmenthusiasten von sich geben ist schlichtweg eine eigene Kunstform. Die der Überinterpretation, ohne dass es auffällt. Eine neue Beleuchtung eines Künstlers als fiktive Erweiterung des Geschehenen.
Oder was sagt ihr dazu?
1 Antwort
Hallo,
naja, das ist wohl nicht allein das Grundstück von Arte, das da beackert wird. ; )
Und ja: Eine eigene Kunstform. Das mit der Interpretation geht ja aber schon etwas länger, als es Arte oder Fernsehen gibt. Das empfand ich damals schon im Deutsch- und Kunstunterricht ähnlich.
Aber Berechtigung und Unterhaltungswert, von Zeit zu Zeit, kann man dem ganzen nicht absprechen. Oft bin ich froh, wenn Wolfgang M. Schmitt für mich Filme anschaut, und seine Interpretation sehr viel unterhaltsamer und wahrscheinlich sogar tiefgründiger ist, als der Film selbst.
Auf den neuen Top Gun hab ich zum Beispiel keinen Bock, aber bei Wolfgang muss ich schon grinsen, wenn er mal wieder ein Fass auf macht:
https://www.youtube.com/watch?v=4WoPcosLRQ0
Gruss - Robert : )