Übersetzung Hilfe (Cäsar)?

2 Antworten

Hallo,

hast Du richtig übersetzt.

Im Original steht zwar das Präsens; ich würde es aber im deutschen mit unserem Erzähltempus Präteritum wiedergeben, weil es sich um ein historisches Präsens handelt.

Herzliche Grüße,

Willy


Jason2314  13.04.2021, 07:46

@Willy1729

Hallo Willy, wäre es ein Fehler, wenn man es dann mit Präsens übersetzt?

Also dürfte ein*e Lehrer*in Punkte dafür abziehen, wenn ich beim Präsens bleibe?

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Willy1729  13.04.2021, 09:17
@Jason2314

Ich würde dafür keine Punkte abziehen; bin aber auch kein Lehrer.

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Jason2314  13.04.2021, 09:27
@Willy1729

Okay alles klar. Wie kommt es denn dann, dass du so ein Profi bist?

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Willy1729  13.04.2021, 09:30
@Jason2314

Ich hatte neun Jahre Latein inklusive Leistungskurs in der Schule, habe im Rahmen des Studiums mittellateinische Texte übersetzt und mich auch privat mit dieser Sprache beschäftigt. Außerdem arbeite ich als Honorarkraft für ein Nachhilfeinstitut mit den Fächern Mathematik und Latein. So kann ich meine Pension aufbessern und bleibe geistig halbwegs fit.

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Jason2314  13.04.2021, 09:33
@Willy1729

Achso okay. Das ist nice. Latein als Leistungskurs ... Respekt!

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Willy1729  13.04.2021, 09:40
@Jason2314

Wir waren nur elf Schüler in diesem Kurs und verstanden uns ausgezeichnet mit unserem Lehrer (mit dem wir uns hin und wieder auch zu einem privaten Umtrunk trafen, wobei er für uns doch immer eine Respektperson blieb, der es nicht nötig hatte, sich bei der Jugend anzubiedern). Da machte der Unterricht wirklich Spaß. In der Stadtbücherei entdeckten wir dann die weniger jugendfreien Texte von Catull, Apuleius oder Petron, die nicht zum Unterrichtsstoff gehörten.

Dazu hatten wir bei einem anderen Lehrer noch Hebräisch zu dritt. Im Altgriechischen waren wir zu neunt bei einem Lehrer, der ein echtes Original war, der locker an den Professor Crey oder an den Lehrer Bömmel aus der Feuerzangenbowle herangereicht hätte. Solche Schulen und Lehrer gibt es längst nicht mehr.

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Jason2314  13.04.2021, 09:49
@Willy1729

Das hört sich wirklich schön an. Schade, dass es bei mir sowas nicht mehr gibt. Das liegt aber vermutlich auch zum Großteil am Verhalten meiner Generation, wobei ich mich selbst keineswegs davon ausschließen möchte, auch wenn ich versuche möglichst respektvoll etc. gegenüber meinen Mitmenschen zu sein.

Doch so etwas wie Respekt gibt es heutzutage gegenüber Älteren zugegebenermßen kaum noch. Ist ja dann klar, dass uns die Lehrer entsprechend anders erziehen.

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Willy1729  13.04.2021, 10:45
@Jason2314

Naja, wir konnten - vor allem in der Jahrgangsstufe 10 - unsere Lehrer auch in den Wahnsinn treiben. Manche aber besaßen eine natürliche Autorität, mit denen hätten wir uns keine Spielchen erlaubt.

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Jason2314  13.04.2021, 07:48

Generell ist es ja oft so, dass Caesar Präsens schreibt, aber Präteritum schreibt. Um für meine anstehende Klausur sicherzugehen, wollte ich nochmal nachfragen. Auch wenn die Frage nun schon drei Jahre alt ist :)

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Willy1729  13.04.2021, 08:52
@Jason2314

Das historische Präsens wird normalerweise mit einer Vergangenheitsform im Deutschen übersetzt. Ich persönlich lasse es gern als Präsens stehen. Es dient ja gerade dazu, die Handlung lebendiger zu gestalten, indem sie dem Leser als gegenwärtig vor Augen gestellt wird. Warum soll man das nicht auch ins Deutsche übernehmen?

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Jason2314  13.04.2021, 08:54
@Willy1729

Danke. So mache ich es eigentlich auch immer. Woran erkenne ich denn bei Caesar ob es sich dann wirklich um Präsens oder historischen Präsens (also dann Perfekt übersetzt) handelt?

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Willy1729  13.04.2021, 09:09
@Jason2314

Das historische Präsens ist in einen Text eingebettet, der über Vergangenes berichtet. Oft werden die Passagen mit historischem Präsens durch ein historisches Perfekt abgeschlossen.

Wenn also von einem Vergangenheitstempus auf einmal ins Präsens gewechselt wird, ohne daß sich der Schauplatz ändert, dürfte es sich um ein historisches Präsens handeln.

Es gibt übrigens auch den historischen Infinitiv in besonders lebendig geschilderten, rasch aufeinanderfolgenden Szenen. Im Deutschen wird er durch eine finite Vergangenheitsform übersetzt. Er taucht fast immer im Verbund mit anderen historischen Infinitiven auf:

Interim cottidie Caesar Haeduos frumentum flagitare. Diem ex die ducere Haedui: conferri, comportari, adesse dicere.

Inzwischen forderte Cäsar täglich das Getreide von den Häduern.

Die Häduer zogen es von Tag zu Tag hin. Sie sagten, es werde zusammengebracht, angeliefert, sei schon da.

Wenn Du es wörtlich versuchen möchtest:

Tägliches Einfordern von Getreide von seiten Cäsars.

Hinziehen durch die Häduer. Tägliches Beteuern...

Ginge also notfalls auch, wäre aber unüblich.

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Jason2314  13.04.2021, 09:11
@Willy1729

Lieben Dank für die ausführliche Antwort.

"Wenn also von einem Vergangenheitstempus auf einmal ins Präsens gewechselt wird, ohne daß sich der Schauplatz ändert, dürfte es sich um ein historisches Präsens handeln."

Heißt das, dass ich dann komplett im Perfekt übersetze?

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Willy1729  13.04.2021, 09:14
@Jason2314

So wird es meist gemacht, wobei das deutsche Erzähltempus nicht wie im Lateinischen das Perfekt, sondern das Imperfekt (Präteritum) ist.

Erzählstränge im lateinischen Perfekt bzw. im historischen Präsens übersetzen wir meist mit dem Imperfekt.

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Jason2314  13.04.2021, 09:15
@Willy1729

Okay, nun hat sich meine Frage komplett geklärt. Vielen vielen Dank. Vale!

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Du hast da was vergessen. Wenn du das ergänzt, dann wird auch der letzte Satz logisch. Sonst ist es unverständlich, wie aus 2 Legionen plötzlich 5 werden.